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Ethik als Schutzbereich

AutorMartin W. Schnell
VerlagHogrefe AG
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl148 Seiten
ISBN9783456944920
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Martin W. Schnell
Ethik als Schutzbereich
Kurzlehrbuch für Pflege, Medizin und Philosophie
Mit einem Geleitwort von Prof. Christel Bienstein.
2008. 147 S., 7 Abb., Kt ISBN: 978-3-456-84492-3


Kurzlehrbuch für Pflegende, Mediziner und Philosophen, das Ethik als «Achtungs- und Schutzbereich» beschreibt, der kranke, pflegebedürftige und behinderte Menschen nicht ausschließt.

Das Kurzlehrbuch für Pflegende, Mediziner und Philosophen beschreibt Ethik so, dass schon geborene und noch lebende Menschen, die krank, pflegebedürftig und/oder behindert sind, als achtungs- und schutzwürdig anerkannt werden. Ethik wird hier als nicht exklusiver «Achtungs- und Schutzbereich» entwickelt, d.h. als ein Bereich, der niemanden von Achtung und Schutz ausschließt. Die Andersheit kranker, behinderter und pflegebedürftiger Menschen ist ein Prüfstein für eine mögliche Nichtexklusivität einer jeden Ethik!

Aus dem Inhalt

0. Einleitung: Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich
1. Leiblichkeit und Selbstsorge
2. Vom Anderen zur familialen Sorge
3. Erste Zwischenbetrachtung: in der Kritik: die Selbstsorge, die Freundschaft, die Familie 4. Von der Person zur Gerechtigkeit
5. Zweite Zwischenbetrachung: in der Kritik: die Person, die Würde, die Gerechtigkeit
6. Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich im Zeichen einer Andersheit
7. Durchführungen im Zeichen einer Andersheit
8. Ethikkodex der Forschung im Licht der Wissenschaftstheorie
9. Anhang – Von der philosophischen Ethik zur Ethik im Gesundheitswesen Pflegeethik

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Kapitelübersicht
  1. Inhaltsverzeichnis, Geleitwort und Vorwort
  2. Einleitung: Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich
  3. Leiblichkeit und Selbstsorge
  4. Vom Anderen zur familialen Sorge
  5. Erste Zwischenbetrachtung: Selbstsorge, Freundschaft und Familie in der Kritik
  6. Von der Person zur Gerechtigkeit
  7. Zweite Zwischenbetrachtung: Person, Würde und Gerechtigkeit in der Kritik
  8. Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich im Zeichen einer Andersheit
  9. Durchführungen im Zeichen einer Andersheit
  10. Ethik-Kodex der Forschung im Licht der Wissenschaftstheorie
  11. Anhang: Von der philosophischen Ethik zur Ethik im Gesundheitswesen
  12. Glossar der Begriffe und Personen
  13. Literatur
  14. Über den Autor und Sachregister
Leseprobe
2 Leiblichkeit und Selbstsorge (S. 21-22)

2.1 Leiblichkeit

Es ist ein Fehler, das Phänomen der Pflege von vornherein zu eng zu definieren. Im Unterschied zum Pflegeberuf, der ein Beruf unter anderen ist, und zur Pflegewissenschaft, die eine unter vielen anderen Wissenschaften darstellt, ist das Phänomen der Pflege ein allgemeines und somit nicht auf einen bestimmten Wirkungsbereich beschränkt. Es ist nämlich bei jedem Menschen und auch bei den meisten Tieren beobachtbar. Pflege ist, wie Christel Bienstein sagt, eines der Urphänomene. In dieser Hinsicht ist Pflege als Teil der ‹cura sui› eines jeden Menschen anzusehen. Hier fängt die Rede von einer Pflege an und nicht etwa erst im Bereich der Krankenpflege oder der Medizin. Das ist heute noch aus den Texten der antiken Philosophie zu lernen. Wir sprechen zunächst von Menschen und nicht von Patienten.

Es empfiehlt sich, eine systematische Abhandlung, in deren Mittelpunkt die Sache der Pflege steht, mit der Leiblichkeit des Menschen und einem daraus resultierenden Verständnis von Selbstsorge zu beginnen. Der Hauptgrund für diesen Anfang liegt auf der Hand: Nur weil derMensch leiblich ist, kann er krank, behindert, therapie- und pflegebedürftig werden. Hinter diesen Möglichkeiten steht das Grundfaktum: DerMensch ist endlich und damit zum Tode verurteilt. Wenn hier von Leiblichkeit die Rede ist, dann im Sinne der Phänomenologie, die eine Philosophie der Erfahrung ist und der Autoren wie Martin Heidegger, Edmund Husserl, Aron Gurwitsch, Maurice Merleau-Ponty, Helmuth Plessner und Bernhard Waldenfels zuzurechnen sind. Dieser Ausgangspunkt hat weitreichende Konsequenzen, die im Laufe der Argumentation verdeutlicht werden. Zur allgemeinen Orientierung sei vorab gesagt: Der Leib ist dadurch definiert, dass er den Menschen insgesamt ausmacht und keinen Gegensatz zur Seele oder zum Bewusstsein darstellt. Es wird damit bestritten, dass es am Menschen etwas gibt, das nicht leiblich wäre. Rein Geistiges ist nicht existenzfähig. Sprechen und Denken zählen zu den leiblichen Verhaltensweisen.

Der Leib ist das Grundphänomen. Er ist die erste Person Singular. Ich selbst bin es. Das Buch Leib. Körper. Maschine (vgl.: Schnell, 2004a) handelt nicht von drei verschiedenen Dingen, sondern von einem Erfahrungsgegenstand, der in verschiedenen Weisen gegeben und erschlossen wird und werden kann. Der Körper ist ein und derselbe Leib, jedoch in der Stellung der dritten Person Singular. Wenn ich meinen verletzten Finger mit einem Pflaster versorge, bin ich immer noch dieser Finger, obwohl er in der Versorgungssituation von mir wie ein Objekt behandelt wird, an dem ich etwas verrichte. Er ist nicht in erster Linie tätiger Leib, der etwas tut, sondern derjenige, dem etwas widerfährt. Leib und Körper sind dasselbe und zugleich nicht dasselbe.

In der Kultur- und Literaturgeschichte mangelt es nicht an Visionen, den Menschen auch als Maschine zu betrachten. Von exotischen Vorstellungen abgesehen, spricht manches durchaus für den entsprechenden Gesichtspunkt. Die Maschine ist der eine und derselbe Leib, jedoch im Hinblick auf seine nicht spontanen und somit geregelten und festgestellten Eigenschaften. Verhaltensweisen können sich zu Gewohntem und Routinen verfestigen. Das Gangbild einer Person ist so charakteristisch, dass es zur sicheren Identifizierung ausreicht. Der Schriftsteller James Joyce hat ganze Theorien über das Verhältnis zwischen dem Gang und dem Bildungsstand einer Person entworfen. Als Maschine in einem anderen Sinne erscheint der Mensch, wenn ihm eine Gewebeprobe entnommen wird, die einerseits stofflich zu bestimmende Materie ist und anderseits ein Datensatz, der Exaktheit verspricht und der dem Datenschutz unterliegt. Aber darin erschöpft sich der Mensch nicht, denn er ist zugleich Leib und Körper. Leib, Körper und Maschine sind dasselbe und zugleich nicht dasselbe. Diese Unschärfe gehört zur Sache selbst, als deren Grundphänomen die Leiblichkeit hervortritt.

Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis, Geleitwort und Vorwort6
Einleitung: Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich16
Was ist Ethik?16
Ethik im Allgemeinen16
Ethik im Gesundheitswesen17
Was ist gelebtes Leben?18
Das Konzept der Pflegephänomene18
Abgrenzung von der Medizin?19
Dialog mit der Philosophie20
Zusammenfassende Aussagen21
Leiblichkeit und Selbstsorge22
Leiblichkeit22
Selbstsorge26
Zusammenfassende Aussagen28
Vom Anderen zur familialen Sorge30
Der Andere und die Freundschaft30
Die Angehörigen und die Familie35
Zusammenfassende Aussagen39
Erste Zwischenbetrachtung: Selbstsorge, Freundschaft und Familie in der Kritik40
In der Kritik: die Selbstsorge40
In der Kritik: die Freundschaft43
In der Kritik: die Familie44
Zusammenfassende Fragen:47
Von der Person zur Gerechtigkeit48
Die Person48
Die Menschenwürde50
Die Gerechtigkeit52
Sieben Kriterien zur Anerkennung von Bedürftigkeit53
Zusammenfassende Aussagen61
Zweite Zwischenbetrachtung: Person, Würde und Gerechtigkeit in der Kritik62
In der Kritik: die Person62
In der Kritik: die Würde66
In der Kritik: die Gerechtigkeit67
Zusammenfassende Aussagen und Fragen71
Ethik als nichtexklusiver Schutzbereich im Zeichen einer Andersheit72
Andersheit der Person72
Würde und Begegnung75
Die Gabe und das personenbezogene Budget78
Familiengesundheitspflege81
Kriterien und Eigenschaften der Familiengesundheitspflege81
Eine Utopie – wie die Zukunft aussehen könnte82
Zusammenfassende Aussagen84
Postscriptum86
Durchführungen im Zeichen einer Andersheit88
Erste Vorüberlegung: angewandte Ethik? - durchführende Ethik!88
Zweite Vorüberlegung: Bioethik als exklusive Ethik89
Gesundheit91
Der Gang zum Hausarzt97
Das Krankenhaus100
Der Übergang ins Heim105
Behinderung107
Das Lebensende109
Ethik-Kodex der Forschung im Licht der Wissenschaftstheorie114
Wissenschaftstheorie und Forschungsethik114
Präambel zu einem Ethikkodex der DGP für pflegewissenschaftliche Forschung118
Anhang: Von der philosophischen Ethik zur Ethik im Gesundheitswesen120
Glossar der Begriffe und Personen128
Literatur136
Über den Autor und Sachregister145
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