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Hamburger Kultur im Netz

Standortbestimmung und Realisierungsplan einer Redaktion des kulturserver.de in Hamburg

AutorJulia zur Lippe
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl56 Seiten
ISBN9783640729456
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis6,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich BWL - Unternehmensgründung, Start-ups, Businesspläne, Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik), Sprache: Deutsch, Abstract: Hamburg erfreut sich national und international eines überaus guten Rufes, zum einen, aufgrund seiner von Wasser und reicher Vegetation geprägten Stadtstruktur, zum anderen durch seine Tradition und Geschichte. Das Hamburger Leben ist vielseitig, vielfältig, vielschichtig, die Hamburger Kultur ein Spiegel dessen. Doch was tut die Regierung mit diesem Spiegel der Lebensformen, mit der Kultur? Geht er auf ihre Vielfalt ein? Nimmt er sie in ihrer Bedeutung und Funktion wahr? Oder ist sie ihm lästig? Nutzt er sie zur Profilierung? Diese Fragen stellen sich bei der Betrachtung der Hamburger Kulturpolitik der vergangenen zwei Jahre. Wie in den Medien zu verfolgen war, gestaltete sich das Verhältnis zwischen Kulturschaffenden und Regierung zunehmend angespannt und frustrierend. Die Kommunikation wurde mehr und mehr gestört, das kulturelle Gesicht Hamburgs verschwand aus der öffentlichen Menge. Vor ähnlichen kommunikativen Problemen in der Kultur stand das Kulturministerium von Nordrhein-Westfalen am Ende der 90er Jahre und entwickelte als Lösungsmöglichkeit die Internetplattform kulturserver-nrw.de. Basis dieser Plattform als Teil der bundesweiten Kulturdatenbank kulturserver.de ist die Idee der Vernetzung und Kooperation in der Kulturarbeit. Kunst- und Kulturschaffende haben mit dieser Plattform die Möglichkeit, sich und ihre Arbeit im Internet zu präsentieren. 12.500 tagesaktuelle Termine, ca. 9.000 Adressen kultureller Einrichtungen und knapp 5.000 Mitglieder, die sich mittels Webvisitenkarten, homepages - einschließlich eigener domain - oder der Teilnahme an dem Terminkalender präsentieren, können derzeit allein für Nordrhein-Westfalen über den Kulturserver abgerufen werden. Ein Webmailsystem, ein Magazin mit Berichten, Nachrichten und Tipps zu aktuellen kulturellen Ereignissen, ein offenes Forum und die Option, einen wöchentlich erscheinenden Kulturletter zu abonnieren, vervollständigen das redaktionell betreute und für die Nutzer kosten- und werbefreie Angebot. Dieses richtet sich sowohl an diejenigen, die ihre Informationen verbreiten wollen als auch an jene, die wissen möchten, was das Bundesland spartenübergreifend kulturell bietet. Mit der Einrichtung des kulturserver-nrw.de wurde ein modernes Kommunikations- und Informationsmedium für die nordrhein-westfälische Kultur geschaffen, das aufgrund seines Erfolges als Lösungsvorschlag für die oben angeführten Mängel in der Hamburger Kultur in dieser Arbeit vorgestellt und erörtert werden soll.

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Leseprobe

2. Zielfindung


 

2.1 Das Profil des kulturserver.de und erste Zielplanung


 

In dem in der Zeitung Die Welt erschienenen Artikel „Kultur als städtischer Charakterkern – Vor der Wahl: Prominente Kulturschaffende fordern politischen Bewußtseinswandel“[14] wird der Thalia-Intendant Ulrich Khoun zitiert, der in seiner Rede zu o.g. Thema auf die Missstände der Kulturpolitik Hamburgs hinweist: „Da fehlt das Bewusstsein für Kultur als Charakterkern einer Stadt. Das Phänomenale ist, dass ja alles da ist. Man müsste es nur vertiefen, bündeln, Verbindungen schaffen und dann – und das ist das nächste Defizit – müsste man es nach außen präsentieren, Stolz sein darauf und zudem die Wurzeln der Kultur pflegen, das heißt den Nachwuchs.“

 

Dieses Zitat macht deutlich, dass es zu Recht nach Meinung des Intendanten – und zudem in Übereinstimmung mit der ehemaligen Kultursenatorin Horakova[15] - der Freien und Hansestadt Hamburg nicht an kultureller Vielfalt mangelt. Das Manko muss vielmehr an anderer Stelle gesucht werden:

 

1. In der fehlenden Verbindung und Vernetzung der Kulturschaffenden untereinander und

2. in einem ebenfalls fehlenden, adäquaten Weg, der es der Kultur Hamburgs ermöglicht, in die Öffentlichkeit zu gelangen.

 

Die Lösung dieser Problematik sieht der Kulturökonom Peter Bendixen als eine der Hauptaufgaben des Arbeitsfeldes von Kulturmanagern: „Die Kunst, Kultur zu ermöglichen, ist eine Floskel, durch die das zuweilen recht harte Geschäft des Kultur- und Kunstmanagements einen spezifischen Anstrich von Bescheidenheit und Distanz erhält, denn es geht ja nicht darum, in der Kunst des ökonomisch Machbaren selber Kunst zu machen oder Kultur zu schaffen, sondern ‚lediglich’ Wege zu bahnen und Vehikel zu konstruieren, damit eigentliche, substantielle Kunst sich verwirklichen kann, indem sie an die Öffentlichkeit gelangt und angenommen wird.“[16] Und weiter sagt er: „Kulturmanagement ist [...] angemessene [...] Organisation und Steuerung betrieblicher Einheiten der Kultur nach innen und [...] Umfeldgestaltung nach außen im Sinne der Wegbereitung für die jeweiligen kulturellen Anliegen und Aktivitäten.“[17]

 

Auf diese von Bendixen angesprochene Wegbereitung und ‚Vehikelkonstruktion’ für die Kultur stützen sich Idee und Struktur des Internetportals kulturserver.de. Auf der Suche nach einer Lösung für die eben genannten Probleme in der Kulturarbeit, stieß das Kulturministerium des Landes Nordrhein-Westfalen 1998 auf das niedersächsische Internetportal kulturserver.de in Hannover[18] und auf das ‚virtuelle Stadtviertel’ heimat.de in Aachen. Beide Projekte betreuten Termin-, Personen- und Adressdatenbanken mit dem Ziel, Kulturschaffende zu vernetzen und ein Forum für gegenseitigen Austausch zu schaffen. heimat.de war aus einem realen Veranstaltungsort  - der „Raststätte“ - heraus von dem Bildhauer Wolfgang Knauff[19] und dem Informatiker Christian Scholz entwickelt worden mit der Idee, das kulturelle Geschehen vor Ort für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Aus dem Zusammenschluss der beiden bestehenden Datenbanken[20] sowie der Konzepte entstand und etablierte sich der bundesweit angelegte kulturserver.de mit der Sicherung der entsprechenden Domains für alle Bundesländer und der Vision einer schrittweisen Etablierung und Konsolidierung des Portals im gesamten Bundesgebiet, und, als Teil dieses bundesweiten Netzwerkes, der kulturserver-nrw.de als Präsentations- und Informationsfläche für Kulturschaffende, Kulturkunden und Kulturkonsumenten in Nordrhein-Westfalen. Organisiert und verwaltet wird dieses Netzwerk seit 2002 von der ‚Stiftung kulturserver.de gGmbH’[21] mit Geschäftsniederlassungen in Aachen, Berlin und Hannover. Weitere Redaktionsstellen befinden sich in Wuppertal, Passau, Magdeburg und Apolda (Thüringen). Damit hatte das Kulturministerium des Landes eine Lösung gefunden, der Vielzahl und Vielfalt an Kunst und Kultur des regional zergliederten Bundeslandes eine bessere Kommunikation und Vernetzung untereinander zu ermöglichen und gleichzeitig einen zeitgemäßen Zugang zur Öffentlichkeit anzubieten.

 

Realisiert wurde dieses Konzept zum einen durch eine starke Anbindung der Kulturschaffenden an den Kulturserver: Alle kulturellen Einrichtungen, Projekte etc., die vom Land Förderung erhalten, werden seit der Einrichtung der Plattform angehalten, mit dem kulturserver-nrw.de zu kooperieren. Dies impliziert eine Nutzung des Kulturservers als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit und eine beständige Eingabe und Aktualisierung der eigenen Daten und Veranstaltungen. Gleichzeitig wurde der Kulturserver verpflichtet, allen Interessierten – vornehmlich Städte, Gemeinden und Kommunen aber auch kulturelle Institutionen – online-Veranstaltungskalender, sogenannte Ausgabemodule, kostenfrei zu erstellen.[22] 

 

Zum anderen stellte eine dreijährige Förderung die finanzielle Basis für die Realisierung des Konzeptes dar und sicherte darüber hinaus auch die redaktionelle Betreuung, die die Befüllung des Portals durch die Kulturschaffenden begleitete.[23] Neben den öffentlichen Fördergeldern erwirtschaftet der kulturserver.de weitere Einnahmen durch agenturartige Leistungen für kommerzielle Projekte im Bereich der Kultur, z.B. für die Erstellung von Netzwerken für Museen. Durch dieses zweite finanzielle Standbein kann eine Ausweitung des Internetportals von der Stiftung kulturserver.de gGmbH vorangetrieben werden, ohne die öffentlichen Förderungen für diese Ziele in Anspruch nehmen zu müssen. Darüber hinaus werden durch die Aktivitäten der Agentur im kulturellen Bereich neue Partner für das Netzwerk gewonnen.

 

Die Struktur des Kulturportals basiert auf der online-Datenbank CultureBase mit einem kostenlos nutzbarem Redaktionssystem in Form einer online-Software, dessen Module kontinuierlich weiterentwickelt und erweitert werden. Jeder Kulturschaffende, der die Datenbank für seine individuellen Zwecke nutzen möchte, kann von jedem Internetzugang aus nach einfacher Anmeldung eigenverantwortlich seine Daten eingeben, diese bearbeiten, den großen Veranstaltungskalender erweitern, eine eigene Homepage bauen oder eine Webvisitenkarte erstellen.[24] Durch die einmalige Eingabe erscheinen die Termine o.ä. auf verlinkten Partnerseiten auf Landes- und Bundesebene, ohne dass sich der Nutzer an verschiedene Redaktionen wenden muss. Die zentralen Redaktionen in Aachen und Berlin koordinieren die unterschiedlichen redaktionellen Gruppen, die regionale oder projektbezogene Verantwortung für die jeweiligen Dateneingaben besitzen, so dass bei stetiger Erweiterung der Datenbank gleichzeitig immer eine Qualitätssicherung der Informationen gewährleistet ist.[25] Betrachtet man die andere Kundengruppe des Portals, die ‚Konsumenten’, zeigt sich, dass diese nach Regionen bzw. Städten, Sparten, Personen und Terminen recherchieren und auch in redaktionell betreuten Magazinen über Neuigkeiten in der Kultur informiert werden können.

 

Die schrittweise Ausweitung des kulturserver.de ist – bedingt durch die aufwendige Etablierungsphase in Nordrhein-Westfalen – bisher nur sekundär verfolgt worden. Eine von der zentralen Redaktion in Aachen nach Berlin umgezogene Redakteurin konnte in diesem Zusammenhang bereits bestehenden Kontakte und das Know-How sofort für den  Aufbau der neuen Redaktion nutzen. Erleichtert wurde die Etablierung zudem durch die Tatsache, dass schon vor der Fusion von kulturserver.de und heimat.de eine Redaktion des niedersächsischen Portals in Berlin existierte.[26]

 

Durch die von Anfang an angelegte Konzeption eines bundesweiten Kulturservers mit Sicherung aller domains und durch das bereits entwickelte, überregional einsetzbare Redaktionssystem, stellt sich die Planung und Realisierung einer Redaktion in Hamburg zunächst unproblematisch dar. Die Planungs- und Umsetzungsphase kann in Anlehnung an die Einrichtung der Redaktion in Berlin sehr genau bezeichnet und ohne große Risikowerte kalkuliert werden. Kritisch betrachtet werden muss jedoch sowohl die personelle Qualifizierung für eine derartige Aufgabe, als auch die Marktsituation in Hamburg und die Gegebenheiten eines städtischen Umfeldes.[27]

 

Gelänge es, den kulturserver.de mit dem kulturserver-hamburg.de weiter auszubauen, würde man den eingangs zitierten Forderungen der (prominenten) Kulturschaffenden näher kommen, und könnte das, was die Hamburger Kultur an Vielfalt zu bieten hat,  ‚vertiefen, bündeln, Verbindungen schaffen und dann (...) nach außen präsentieren’.[28] 

 

2.2 Das Prinzip des Stakeholder Value


 

Für eine möglichst genaue Beurteilung der derzeitigen Planungssituation ist es sinnvoll, auf das aus dem Controlling stammende Prinzip des stakeholder value zurückzugreifen. Dieses Prinzip betrachtet...

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