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Qualität 4.0

QM, MES und CAQ in digitalen Geschäftsprozessen der Industrie 4.0

AutorRené Kiem
VerlagCarl Hanser Fachbuchverlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783446449862
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis39,99 EUR
Industrie 4.0 braucht Qualität 4.0
Was bedeutet Industrie 4.0 für die zukünftige Ausgestaltung Ihres Qualitätsmanagements? Wie integrieren Sie Ihre Produktion und alle daran hängenden Qualitätsdaten in die neuen digitalen Geschäftsprozesse? Hier erfahren Sie wie es geht! Das Buch beschreibt
- die aktuelle Situation der Industrie 4.0-Entwicklung und welche Auswirkungen diese Veränderungen auf Ihre Branche haben werden
- warum sich auch das Qualitätsmanagement neu erfinden muss
- welche Rolle die Manufacturing Execution Systems (MES) bei der Übertragung von Produktions- und Qualitätsdaten über das Internet spielen und welche Sicherheitsaspekete dabei berücksichtigt werden müssen
- was Ihre CAQ-Systeme jetzt schon können sollten, damit Sie in Zukunft nahtlos in die Industrie 4.0-Umgebung passen
Qualitätsmanagement und IT-Landschaft Ihres Unternehmens werden sich grundlegend ändern.
In diesem Buch werden komplexe Sachverhalte einfach formuliert. Sie bekommen Orientierungspunkte für die Einschätzung Ihrer derzeitigen Organisation von QM, IT und Produktion und einen Überblick über Entscheidungen, die im Rahmen von Industrie 4.0 getroffen werden müssen.

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Leseprobe
1Unternehmen im digitalen Wandel

Bild 1.1 Der digitale Wandel

 

1.1Der digitale Wandel wird auch Ihre Branche erfassen

Unternehmen befinden sich zunehmend in einem Spannungsfeld zwischen Kostendruck auf der einen und der wachsenden Digitalisierung auf der anderen Seite. Viel zu oft wird verkannt, dass inzwischen beides untrennbar miteinander verbunden ist. Zwar wird die Notwendigkeit, sich digitalen Entwicklungen anzupassen, meist wahrgenommen. Doch an der Umsetzung hapert es. Es mutet fast schon grotesk an, dass Kostendruck als Argument herhalten muss, trägt doch gerade die Digitalisierung dazu bei, eben diesen zu verringern.

Die meisten Unternehmen wissen, dass heute die drei Attribute „schneller, flexibler, innovativer“ das A und O in der Geschäftswelt sind. Sie wissen auch, dass im Zuge der digitalen Transformation Handlungsbedarf besteht. Allein die Umsetzung wird nur halbherzig angegangen. Zum einen werden vielfach nur die Führungskräfte in die Veränderungen einbezogen. Zum anderen wird in die Hoffnung investiert, dass „eine gute Software“ schon irgendwie zum Erfolg führen wird. Beides ist eine Fehleinschätzung. Denn so wichtig Software für die gelungene Digitalisierung eines Betriebes ist, so wenig effizient kann sie arbeiten, wenn sie nicht präzise auf die internen Arbeitsabläufe abgestimmt wird. Und hier müssen alle mit einbezogen werden, von der Geschäftsführung bis zum Fließbandarbeiter.

Es ist nichts Neues, dass Effektivität häufig schon an der internen Zusammenarbeit scheitert. Wenn die Vernetzung der Abteilungen und Fachbereiche miteinander nicht funktioniert, gelingt in der Regel auch kein reibungsloses Arbeiten. Erschwerend hinzu kommen Probleme bei der Kooperationen mit Externen wie etwa Zulieferern, Partnern und nicht zuletzt sogar Kunden. Bei so vielen „Baustellen“ ist es kein Wunder, wenn die Notwendigkeit der Digitalisierung zwar erkannt, aber nicht angegangen wird. Im Zeitalter der Dienstleistungen haben in den vergangenen Jahren zwar viele Unternehmen ihre Fachbereiche in Profit-Center umgewandelt, der eigenen betrieblichen Struktur im Hinblick auf die Digitalisierung schenken sie jedoch kaum Beachtung.

Viele Unternehmen stecken in einem Dilemma. Sie klagen darüber, dass sie mit ihrem Kerngeschäft so ausgelastet sind, dass die Zeit für wichtige strukturelle Veränderungen fehlt. Gleichzeitig ist die Optimierung von Prozessen, Organisation und Führung ein wesentlicher Punkt des Kerngeschäftes. Ziel muss es sein, diesen Zusammenhang zu erkennen und entsprechend zu handeln. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Durch strikte Hierarchien sollen Abläufe und Kostenstrukturen verbessert werden, was zu immer weniger Eigenverantwortung der Mitarbeiter führt. Sie sind es jedoch, die in die Prozesse der Digitalisierung mit einbezogen werden müssen, weil nur ein ganzheitlicher Ansatz erfolgversprechend ist.

Fakt ist, dass die Digitalisierung das Kerngeschäft nicht behindert, sondern sinnvoll unterstützt und die Effizienz steigert. Allerdings geschieht dies nicht von alleine. Nötig sind Maßnahmen, um die Effizienzsteigerung zu erreichen. Daher gilt es, Freiräume für deren Einführung zu schaffen, die Betriebsstrukturen an die neuen Bedingungen anzupassen und die Mitarbeiter in die Prozesse einzubeziehen.

Im Handel, der Medizin, bei Transport und Logistik, in der Landwirtschaft und in unzähligen anderen Branchen ist die Digitalisierung längst angekommen. Nutzen sie das Potenzial und gehen Sie die Herausforderungen an. Es lohnt sich. Denn der digitale Wandel wird auch Ihre Branche erfassen. Wahrscheinlich ist das sogar längst geschehen.

1.2Das Internet der Dinge

Als alles begann, war das Internet ein Internet der Worte. Es ging vorrangig um geschriebene Inhalte. Dann folgten Musik und Videos, wir begannen, interaktiv zu werden. Die Entwicklung sorgte dafür, dass wir uns von passiven Konsumenten in aktive User verwandelten. Inzwischen können Interaktionen Prozesse auslösen, die wir so nie erwartet hätten. So werden Unternehmen immer wieder von „Shitstorms“ überrascht, deren Auslöser im Vorfeld völlig unbedenklich zu sein scheinen. Die Reaktion der Massen schon vorher zu erahnen oder zu errechnen, erweist sich als extrem problematisch. Wir sind mitten drin im Internet der Menschen.

Je tiefer wir in das Internet eintauchen, umso tiefer dringt es auch in uns ein. Allerdings aus einer anderen Richtung. Der Computer, der derzeit noch die Verbindung der Online- und Offline-Welt ist, verliert Schritt für Schritt an Bedeutung. Stattdessen werden die Dinge um uns herum in die Lage versetzt, uns zu begleiten, zu unterstützen oder ‒ im schlimmsten Fall ‒ uns zu schaden. Nicht mehr nur wir sind im Netz, die Geräte unseres Umfeldes sind es ebenfalls.

Ziel des Internets der Dinge („Internet of Things, kurz: IoT“) ist das Schließen der Lücke zwischen realen und virtuellen Informationen. Bereits seit längerer Zeit zeigen uns Maschinen an, wie ihr (oder unser) Zustand ist. Wenn beispielsweise eine Druckerpatrone fast leer ist, erhalten wir einen Warnhinweis durch das Gerät. Wir können darauf reagieren, jedoch nur offline. Das Internet der Dinge sieht vor, dass Maschinen und Geräte online mit allen Informationen ausgestattet werden, die sie benötigen, um bestmöglich zu funktionieren. Im Falle unseres Druckers reicht es also nicht mehr aus, dass wir über den Zustand der Druckerpatrone informiert werden. Vielmehr wird der Drucker in die Lage versetzt, eigenständig dafür zu sorgen, dass wir eine neue Patrone erhalten. Er erkennt also die Notwendigkeit einer neuen Druckerpatrone, beschränkt sich aber nicht auf das Weiterleiten dieser Information, sondern bestellt diese von sich aus. Wir müssen die Druckerpatrone dann nur noch einsetzen.

Im Falle der beschriebenen Druckerpatrone ist die dahinterstehende Technik noch recht überschaubar. Doch in anderen Bereichen ist die Aufgabenstellung komplexer, z. B. in der Logistik oder der Automobilproduktion. Dort gibt es zahlreiche Prozesse, die eng miteinander verwoben sind und nur reibungslos funktionieren, wenn jeder einzelne Prozess funktioniert. Das Internet der Dinge hat hier längst Einzug gehalten, Produktionsprozesse hängen zu einem Großteil am Internet, Abläufe werden online gesteuert und von den Menschen begleitet, ergänzt oder im besten Fall nur noch überwacht.

Im privaten Bereich wächst der Einfluss des Internets der Dinge stetig. Wenn wir joggen, werden wir durch Armbanduhren überwacht, so dass unsere körperlichen Werte in einem gesunden Bereich bleiben. Unsere Heizungen sind mit Thermostaten verbunden, die für die optimale Ausnutzung sorgen. Selbst Hundehalsbänder sind inzwischen mit dem Internet verbunden und zeigen uns an, wann unser Vierbeiner zum Tierarzt muss. Fast jedes Gerät im Haus kann inzwischen mit dem Netz verbunden werden. Die Geräte untereinander kommunizieren ebenfalls miteinander, um ihre Funktionen aufeinander abzustimmen. Es geht um die Funktionalität, um die Reduktion der Energieleistung, es geht um Alterungsprozesse, Wartung und Austausch von Einzelteilen. Wo der Mensch etwas übersieht, bleibt das Internet der Dinge aufmerksam, und zwar 24 Stunden am Tag, mit der Zuverlässigkeit einer Schweizer Uhr. Allerdings ist das IoT nicht perfekt ‒ weil der Mensch nicht perfekt ist.

In der Geschäftswelt übernimmt das Internet der Dinge mittlerweile viele Aufgaben. Gerade in logistischen oder produzierenden Unternehmen ist es nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Es sind nicht nur Global Player wie Amazon, die ihre Arbeitsprozesse längst zu weiten Teilen automatisiert haben. Auch die gesamte Automobilproduktion wäre ohne Automatisierung nicht denkbar. In vielen Unternehmen ist das Bewusstsein über die Vorteile des IoT jedoch nicht oder nur oberflächlich vorhanden. Das mag auch daran liegen, dass die Komplexität der Thematik verkannt oder unterschätzt wird.

Stellen wir uns einen Montagmorgen vor. Unser Wecker ist mit der Kaffeemaschine vernetzt, so dass das morgendliche Getränk schon fertig ist, wenn wir aufgestanden sind. Die Dusche ist auf die optimale Temperatur eingestellt, das Auto vor dem Haus hat die Umstände geprüft und vorsorglich die Standheizung eingeschaltet. Fast nebenbei hat das Netzwerk bemerkt, dass wir demnächst Öl nachfüllen müssen. Parallel dazu hat das Navigationsgerät erkannt, dass auf dem Arbeitsweg ein Stau auf uns zukommt, der empfindliche Zeiteinbußen zur Folge hat. Eine alternative Strecke wird berechnet. Bevor wir zur Arbeit fahren wollen, müssen wir noch dringend zwei Überweisungen machen. Alles läuft reibungslos, alles greift ineinander über und organisiert unseren Alltag perfekt. Bis wir erfahren, dass die Website unserer Hausbank gehackt wurde und bis auf weiteres kein Onlinebanking möglich ist. Unser Netzwerk hat für dieses Problem keine Lösung parat. Glücklicherweise können wir einfach in die Filiale um die Ecke gehen, einen Überweisungsträger ausfüllen und das Banking auf dem herkömmlichen Weg erledigen. Wir kommen zum Schluss, dass nicht jede Tätigkeit durch die Möglichkeiten des Internet der Dinge übernommen werden kann.

In Produktionsprozessen sind die Aufgabenstellungen natürlich deutlich anspruchsvoller. Doch im Prinzip funktioniert die moderne Produktion genauso wie die Situation, die wir eben geschildert haben. Unterschiedliche Prozesse müssen aneinander angepasst werden, die Produktion muss bis ins kleinste Detail organisiert werden. Das IoT bietet Unternehmen zahlreiche Möglichkeiten, schneller, effizienter und kostengünstiger zu arbeiten. Jedoch gilt es, bei der...

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