Die Art, wie wir uns bewegen, wie wir stehen oder lachen, bestimmt, wie wir auf andere Menschen wirken. Der Eindruck, den wir so hinterlassen, hat eine große Bedeutung für unser soziales Leben: Wir gewinnen Freunde, oder Menschen bleiben uns fern; das Einstellungsgespräch mit dem Personalchef hat Erfolg, oder es hat eine Ablehnung zufolge. Unsere außersprachlichen Verhaltensweisen können oftmals wichtiger sein als das, was wir sprachlich äußern. Das noch so große sprachliche Talent, das Fachwissen an den Tag zu legen, wird den Personalchef dann nicht beeindrucken, wenn der Bewerber dabei eine 'steif-verkrampfte', mit zusammengepreßten Beinen sitzende und ständig den Blick senkende Haltung einnimmt. So selbstverständlich und geläufig uns diese Erkenntnis ist, umso erstaunlicher ist es doch, dass diesem Aspekt zwischenmenschlicher Beziehung - zumindest in der westlichen Welt - noch immer zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Während Kindern in der Schule die gesprochene und geschriebene Sprache mit großem Eifer beigebracht wird (und dieser Eifer sie auch später in Studium und Beruf, in denen rhetorische Fähigkeiten entscheidend zum Erfolg beitragen, verfolgt), bleibt 'Körpersprache' als explizites Lernziel unberücksichtigt. Mein Interesse innerhalb dieses Themenbereichs gilt vor allem dem Aspekt Macht und der Frage danach, wie sich Macht im nonverbalen Verhalten ausdrückt. Die Alltagserfahrung lehrt uns, daß der erhobene Zeigefinger, die auf die Hüften gestemmten Arme oder das Eindringen in Territorien anderer Gesten und Verhaltensweisen dominanter Personen sind; hingegen ein gesenkter Kopf oder zusammengepresste Beine Haltungen ängstlicher, sich unterordnender Personen sind. Sowohl in (subjektiven) Erfahrungsberichten als auch in der relativ jungen nonverbalen Kommunikationsforschung zeigt sich, daß es häufiger Männer als Frauen sind, die die dominanten nonverbalen Verhaltensweisen zeigen. Dies entspricht der generellen Vormachtstellung der Männer in patriarchalischen Gesellschaften. Mein weiteres Interesse gilt einem Vergleich zweier Kulturen: Während in der deutschen Gesellschaft die traditionellen Vorstellungen über Geschlechtsrollen zunehmend abgelehnt werden, junge Eltern immer mehr Wert auf die Erziehung von Söhnen und Töchtern legen, zeigt sich in der Türkei ein noch stark konservatives Rollenverständnis.
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