Antisemitismus und die Bildungspolitik der Weimarer Republik: Exklusion jüdischer Kinder und Schüler vor dem Hintergrund der reformpädagogischen Entwicklung
Am Phänomen des Antisemitismus ist in vielfältiger Weise wissenschaftlich gearbeitet worden. Auch in der Gegenwart ist diese Erscheinung immer noch verbreitet. Die Anfänge und Ausprägungen des Antisemitismus reichen bis weit vor Beginn der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland zurück. Mit der Frage, wie diese Erscheinung jedoch im spezifischen Zeitrahmen der Weimarer Republik unter Berücksichtigung der damaligen schulpolitischen Gegebenheiten schon zu einer Exklusion von jüdischen Kindern und Schülern führen konnte, beschäftigt sich das vorliegende Buch. Schließlich stand die erste demokratische Deutsche Republik unter dem Zeichen des Aufbruchs und neuen reformpädagogischen Ansätzen im Bildungsbereich. Als Vertreter solcher Ansätze beleuchtet der Autor die Bildungsansätze und Theorien dreier Reformpädagogen. Doch die Neuerungen reichten anscheinend nicht aus, um rechtsnationale Kräfte und radikale Rechte mit ihren antisemitischen Feinbildern aus den Klassenzimmern dieser Ära herauszuhalten. Im Fokus der Studie steht das Ziel herauszufinden, ob schon im Bereich der Primär- und Sekundärsozialisation gedanklich sowie reale Verbindungen von antisemitischen und rechtsnationalen Vorstellungen bestanden, die letztendlich schon im Schulsystem den Ausschluss jüdischer Kinder zur Folge hatten. Gleichzeitig wird in diesem Zusammenhang der Begriff des Antisemitismus einer näheren Definition unterworfen. Damit soll veranschaulicht werden, dass dieser verschiedene Ausprägungen ausweisen kann. Die im untersuchten Zeitrahmen vorherrschenden gesellschaftlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen werden im Kontext der Untersuchung eingebunden und weisen auf ein ambivalentes Verhältnis zwischen althergebrachten sowie angedachten Änderungen im Schulsystem hin. Das Buch versucht die engen Zusammenhänge zwischen der Hoffnung auf neue Strukturen zwischen 1918 und 1933 sowie den aufkeimenden und erstarkenden antisemitischen Ressentiments herzustellen. Die Erkenntnisse dieser Studie sollen einen Einblick geben, wie schon im Bildungsbereich des untersuchten Zeitraums nicht nur Schuldzuweisungen an die jüdischen Mitbürger, sondern schon reale Ausgrenzungsmechanismen stattfanden.
Reiner Stöver, M.A., studierte in Hamburg Soziologie, Ökonomie und Recht, mit Schwerpunkt in der Bildungs- und politischen Soziologie sowie der Soziologie sozialer Probleme. Weitere Forschungsinteressen entstanden darüber hinaus auf den Gebieten Antisemit
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