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Strategien der Verständigungssicherung

Zur Lösung einer universellen Aufgabe von Kommunikation

AutorWalther Kindt, Yvonne Rittgeroth
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl248 Seiten
ISBN9783531916132
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis46,99 EUR


Prof. Dr. Walther Kindt ist verantwortlich für den Lehr- und Forschungsbereich 'Formale Sprachen' an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld.

Dr. Yvonne Rittgeroth promovierte an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld zum Thema 'Reformulierungen im aufgabenorientierten Dialog'.

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Leseprobe
4 Zusammenfassende (S. 231-232)

Darstellung der Forschungsergebnisse Die Herstellung und Sicherung von Verständigung im hier eingeführten Sinne ist eine universelle gattungsübergreifende Aufgabe in Kommunikationen, die eine besondere Aufmerksamkeit in der linguistischen Forschung verdient. Viele der zugehörigen Strategien bleiben dem sprachliches Verhalten analysierenden Beobachter verborgen, weil sie sich im Rahmen rein mentaler Prozesse ohne korrespondierende verbale Manifestationen vollziehen.

Ein großer Teil von ihnen wird aber auch mit explizit sprachlichen Mitteln durchgeführt und daher lohnt es sich, diese Strategien systematisch mit kommunikationsanalytischen Methoden zu erforschen. Damit ist die Zielsetzung des zugrunde liegenden Forschungsprojekts noch einmal kurz umrissen und nachfolgend sollen die wichtigsten Ergebnisse von Theoriebildung und empirischer Analyse im Überblick dargestellt werden. Im Rahmen der linguistischen Kommunikations- bzw. Diskursforschung gibt es sehr unterschiedliche theoretische und methodische Ansätze. Ein schwieriger Punkt dieser Ansätze betrifft die Frage, wie man mit den Problemen der Interpretativität kommunikationsanalytischer Methoden umgehen soll.

Unserer Vorgehensweise liegt die Auffassung zugrunde, dass sich diese Probleme verringern, wenn man sich um Trennschärfe und Explizitheit bei der Theoriebildung sowie um eine strukturelle Verankerung der empirischen Aussagen bemüht. Deshalb haben wir nach der einleitenden Darstellung forschungsgeschichtlicher und relevanzfokussierender Aspekte viel Wert darauf gelegt, in Kapitel 2 einen angemessenen theoretischen Rahmen zu formulieren.

Es macht keinen Sinn, über Verständigungsstrategien zu reden, ohne vorher einen präzise definierten Strategiebegriff eingeführt zu haben. Dasselbe gilt für den in einer Verständigungstheorie unumgänglichen Problembegriff. Die Kombination beider Konzepte ermöglicht anschließend eine Unterteilung in problemvermeidende und problembearbeitende Strategien. Für eine Erforschung beider Arten von Strategien benötigt man eine genügend allgemeine Problemtypologie.

Da es in unserem Diskussionszusammenhang konkreter um eine Vermeidung und Bearbeitung von Verständigungsproblemen geht, kann man fragen, welche 232 Zusammenfassende Darstellung der Forschungsergebnisse Problemtypen in den vorliegenden Verständigungstheorien unterschieden werden, wie sie aufeinander zu beziehen sind und wie sie sich ggf. systematisieren lassen. Als prominente Theorien, die in dieser Weise untersucht werden müssen, können z.B. das Hamburger Verständlichkeitskonzept und die Theorie der Konversationsmaximen von Grice gelten.

Die in der Literatur bisher unerledigte Aufgabe einer solchen Theorienüberprüfung haben wir mit dem Ergebnis durchgeführt, dass man auf jeder Ebene von Sprachverarbeitung (bzw. genereller von Problemlösungen) genau drei Arten von Erwartungen unterscheiden muss, nämlich die Vollständigkeits-, die Korrektheits- und die Effizienzerwartung. Damit zeigt sich einerseits, dass die Theorie von Grice zugleich vereinfacht und verallgemeinert werden kann. Andererseits lassen sich die vier Faktoren des Hamburger Verständlichkeitskonzepts alle unter die Effizienzerwartung subsumieren.

Das zum Zweck der Unterscheidung relevanter Problemtypen eingeführte Erwartungskonzept ist noch aus zwei anderen Gründen von besonderer Bedeutung für die Verständigungstheorie. Erstens werden auch die sprachlich nicht manifesten Konstruktionsprozesse der Bedeutungskonstitution durch diese drei Erwartungen bzw. durch ihre jeweiligen Konkretisierungen gesteuert. Zweitens bleibt jede Verständigungs- oder Bedeutungstheorie unvollständig, die nicht berücksichtigt, dass die implizite oder kommunikativ explizite Koordination von generellen, gattungsspezifischen sowie zielabhängigen Formulierungs- und Verstehenserwartungen einen wesentlichen Einflussfaktor für Äußerungsinterpretationen und daran anknüpfende Interaktionen bildet.

Die Etablierung dieser Erwartungen und ihre genauen Auswirkungen sind aber ein bislang relativ wenig erforschter Gegenstand. Selbstverständlich mussten in der vorliegenden Arbeit der Verständigungsbegriff und der Verständigungsproblembegriff präzise definiert werden. Dabei zeigt sich zunächst, dass man Verständigungsprobleme gegenüber argumentativ zu lösenden Problemen der Strittigkeit von Sachverhalten abgrenzen sollte.

Außerdem wird erstmals das genaue Verhältnis zwischen den verschiedenen Konzepten des Verständigungs-, des Formulierungs-, des Übertragungs- und des Verstehensproblems geklärt. Dass es bestimmte prospektiv ausgerichtete Strategien der Verständigungssicherung gibt, ist schon lange bekannt. Auch die Erforschung von Verständigungsproblemen hat sich mittlerweile – zumindest bezogen auf die dominante Problemlösungsformen von Reparaturen – in der Linguistik als relevantes Thema etabliert.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Inhaltsverzeichnis8
1 Einleitung11
2 Theoretischer Rahmen28
3 Empirische Ergebnisse75
4 Zusammenfassende Darstellung der Forschungs-ergebnisse228
5 Literaturverzeichnis234
6 Personenregister239
7 Sachregister241

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