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Unternehmensnachfolge in deutschen Familienunternehmen: intern versus extern?

Kriterien zur Entscheidungsfindung

AutorMichael Walch
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl131 Seiten
ISBN9783656093558
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich BWL - Unternehmensführung, Management, Organisation, Note: 1,0, Johannes Kepler Universität Linz (Institut für Unternehmensgründung und Unternehmensentwicklung), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird das Thema der Unternehmensnachfolge in Familienunternehmen behandelt, wobei die verschiedenen Formen der Übergabe auch bezüglich der Unterschiede zwischen einer familieninternen und familienexternen Nachfolge aufbauend auf theoretischen Grundlagen beschrieben werden. Anhand der Analyse der vorhandenen Forschungen und empirischen Studien im deutschsprachigen Raum wurde im Weiteren ein Modell entwickelt, welches anhand von 13 Kriterien Unterschiede zwischen einer familieninternen und familienexternen Nachfolge darstellt. Dieses Modell zeigt deutlich, dass es bedeutende Unterschiede zwischen einem familieninternen und familienexternen Nachfolger je nach Aspekt gibt, aber jeder Unternehmer für sich entscheiden muss, welche Aspekte für ihn bezüglich seines Nachfolgers wichtig sind. Aus diesem Grund kann das Modell keine klare Entscheidungslinie vorgeben, soll aber als Entscheidungshilfe für die Wahl eines Nachfolgers in der Unternehmenspraxis dienen und einen Denkanstoß für weitere Forschungen liefern.

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Leseprobe

2 Definitionen


 

2.1 Familienunternehmen


 

In der Literatur hat sich bis heute keine klare Definition des Begriffes Familienunternehmen durchgesetzt. Lansberg, Perrow und Rogolsky setzten sich im Jahr 1988 mit dem Thema in ihrem Aufsatz „Family Business as an Emerging Field“ auseinander und konnten hierfür keine eindeutige Lösung finden.[2] Auch Handler, Littunen und Hyrsky konnten in den Jahren 1989 bzw. 2000 feststellen, dass eine eindeutige Definition fehlt. [3] Einige Autoren sprechen in diesem Zusammenhang auch von einem „family business definition dilemma“.[4]  Diese Uneinigkeit der Definition von Familienunternehmen lässt sich auch heute noch in wissenschaftlichen Arbeiten finden, welche empirische Ergebnisse schwer vergleichbar machen. Hierbei betreffen die divergierenden Unterschiede oft das Eigentum und die Leitung in Familienunternehmen und weniger Merkmale wie Rechtsform oder Umsatz.[5] Bevor einige Definitionen aus der Literatur näher erläutert werden, wird in dieser Arbeit zuerst der Begriff Familie abgegrenzt.

 

Der Begriff der Familie wird je nach Land und Kultur unterschiedlich aufgefasst und auch in den verschiedenen Wissenschaften hat er keine klare Definition. Ebenso kann sich die Bedeutung bzw. das Verständnis eines Begriffs wie etwa Familie mit der Zeit ändern und muss somit laufend neu definiert werden. Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird die Definition von Klein verwendet, welche besagt, dass unter Familie Menschen zusammengefasst werden, die entweder blutsverwandt oder Ehepartner von ihnen sind.[6]

 

Hengstmann befasste sich bereits 1935 mit der Begrifflichkeit von Familienunternehmen und formulierte eine Definition, auf welche viele nachfolgende Erläuterungen bis heute aufbauen. Bei der Definition von Hengstmann wird von drei Kriterien ausgegangen, nämlich, dass eine Beteiligung der Familie an der Gesellschaft erfolgt, diese eine mehrheitliche Beteiligung haben und dass zusätzlich die Mehrheit der Familie den Willen zeigen muss, das Unternehmen  so  zu  führen,  dass  es  der  Familie  dient.[7]   Auch  Bertsch  ging  1964  bei  seiner Definition von Familienunternehmen davon aus, dass die Mehrheit des Unternehmens in der

 

Hand einer Familie sein muss und dass das Unternehmen von mindestens einem Mitglied der Familie mit dem Willen geführt wird, das Unternehmen zu erhalten.[8] Ähnlich ist auch die Definition von Pentzlin, wobei bei ihm auch nur von einer Familie gesprochen wird, welche das Unternehmen in Besitz hat.[9]

 

In den letzten Jahrzehnten wurden immer mehr Definitionen von Familienunternehmen gebildet,  welche  nicht  nur  das  Vorhandensein  einer  Familie  als  Besitzer  vorschreiben, sondern auch erlauben, dass mehrere Familien ein Familienunternehmen besitzen können, wie etwa bei Hennerkes, Berlin und Berlin.[10]  Bei der Definition von Vogler müssen neben den vorher genannten Kriterien von Hennerkes, Berlin und Berlin noch familienfremde Gesellschafter vermieden werden und der Übergang zur nächsten Generation sichergestellt sein.[11] Ernst und Young, Deutsche Allgemeine Treuhand AG, hingegen definieren ein Unternehmen als Familienunternehmen, wenn die Familien mindestens 50 Prozent des Unternehmens besitzen, wobei hier nicht die Mehrheit notwendig ist und in der Geschäftsführung maximal zwei natürliche Personen vorhanden sein dürfen.[12]  Ebenfalls kann laut Definition von Voigt das Familienunternehmen nur eine natürliche Person zu 100 Prozent besitzen.[13] Obwohl viele Familienunternehmen Klein- und Mittelunternehmen sind, sollten die Begriffe Familienunternehmen und KMU nicht synonym verwendet werden, da es auch einige Familienunternehmen gibt, welche den Mittelstandsbegriff von der Größe her übersteigen und im Mittelstand nicht immer die Kontrolle der Familie gegeben ist.[14]  Durch das Fehlen einer klaren und verbindlichen Definition von kleinen und mittleren Unternehmen hat die EU- Kommission eine Empfehlung für die Definition von KMUs im Jahr 2003 abgegeben, welche besagt, dass ein KMU vorliegt, wenn die Mitarbeiteranzahl im Unternehmen weniger als 250 Personen beträgt und der Jahresumsatz höchstens 50 Millionen Euro oder die Jahresbilanzsumme von 43 Millionen Euro nicht übersteigt.[15]

 

Eine Möglichkeit festzustellen, ob ein Unternehmen zu den Familienunternehmen zählt, ist die  Berechnung  des  Substantial  Family  Influence  von  Klein.  Bei  dieser  Skala  wird  der Einfluss einer Familie auf das Unternehmen durch Addition von drei verschiedenen Kriterien, nämlich dem Anteil der Familie am Eigenkapital des Unternehmens, dem Anteil der Familie an  der  Geschäftsführung  und  dem  Anteil  der  Familie  im  Kontrollgremium,  ermittelt.  In diesem Zusammenhang setzt dieses Modell voraus, dass in jedem Fall die Familie einen Anteil am Eigenkapital des Unternehmens halten muss, damit eine Überprüfung mit dieser Formel bezüglich Familienunternehmen möglich ist. Bei der Berechnung des Substantial Family Influence sind Ergebnisse von null bis drei möglich, wobei ein Ergebnis von einem Wert von eins bis drei besagt, dass es sich hier um ein Familienunternehmen handelt; Unternehmen unter eins sind den Nicht-Familienunternehmen zuzuordnen.[16]

 

Formel des Substantial Family Influence[17]

 

 

Aufbauend auf der Berechnung des Substantial Family Influence haben Astrachan, Klein und Smyrnios die F-PEC Skala mit Daten von 1.156 Unternehmen getestet. Die F-PEC-Skala besteht  aus  den  drei  Bereichen  Power,  Experience  und  Culture,  welche  in  Abbildung  2 veranschaulicht wird. Hierbei wird der Einfluss der Familie anhand dieser Kriterien, die noch weiter unterteilt werden, näher bestimmt. Im Bereich Power bzw. Macht wird der Anteil der Familie an Unternehmen bezüglich Eigentum, Kontrolle und Führung analysiert. Im Bereich Experience bzw. Erfahrung werden die Kenntnisse der Generationen und die Anzahl der Mitglieder der Familie im Unternehmen berücksichtigt. Der Bereich Culture bzw. Kultur zeigt die Überlappung der Werte der Familie und des Unternehmens sowie das Engagement der Familie. Allerdings  ist dieses Modell kaum einsetzbar, da die  Datengenerierung laut Schraml fast unmöglich ist.[18]

 

 

Abbildung 2: F-PEC-Skala[19]

 

Alle Definitionen von Familienunternehmen haben Kriterien, welche zu erfüllen sind, damit ein Unternehmen als Familienunternehmen bezeichnet werden kann; sobald eines davon nicht erfüllt   wird,   liegt   also   ein   Nicht-Familienunternehmen   vor.   Durch   die   Vielzahl   an Definitionen  –  es  wurden  hier  nur  übersichtsweise  einige  wichtige  erwähnt  –  ist  es kompliziert empirische Ergebnisse zu vergleichen bzw. aus den vielen verschiedenen eine konkrete Definition zu entwickeln.[20] Einen Überblick über die unterschiedlichen Begriffsbestimmungen von Familienunternehmen gewähren die Auflistungen gesammelter Definitionen von Pfannenschwarz bzw. Flören, in welchen 74 deutschsprachige bzw. 49 internationale   Begriffsbestimmungen   überblicksweise   gegenüber   gestellt   werden.[21]    Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird folgende Definition verwendet[22]:

Familienunternehmen sind  Unternehmen,  bei welchen  eine  oder  mehrere  Familien  die

Eigentumsmehrheit und die Führungsmehrheit in einem Unternehmen  besitzen.

 

Das Zwei-Kreis-Modell stellt Familienunternehmen durch die zwei Bereiche Familie und Unternehmen in zwei Mengenkreisen dar, welche sich überlappen.[23] Unternehmerfamilien stehen immer vor der Herausforderung diese zwei unterschiedlichen Bereiche miteinander zu koordinieren.[24] Aufbauend auf das Zwei-Kreis-Modell hat Gersick u.a. das Drei-Kreise- Modell entwickelt, welches sich aus den drei Bereichen  Unternehmen, Familie und Eigentum zusammensetzt. Die Überlappung dieser drei Kreise ergibt sieben Bereiche, wobei jedes Mitglied, das an einem Familienunternehmen beteiligt ist, einem Bereich zugeordnet werden kann, sodass jeder eine bestimmte Rolle und Zielausprägung im Unternehmen wahrnimmt, wie in Abbildung 3 ersichtlich ist. Im Bereich 1 sind beispielsweise Familienmitglieder zu finden, welche weder im Unternehmen mitarbeiten oder Eigentümer des Unternehmens sind. Dem Bereich 6 sind hingegen Familienmitglieder zuzuordnen, welche im Unternehmen tätig sind, jedoch keine Anteile am Unternehmen besitzen. Dieses Modell soll dem Betrachter helfen, die jeweiligen Interessen der Beteiligten zu verstehen.[25]

 

 

Abbildung 3: Drei-Kreise-Modell[26]

 

Auf das Drei-Kreise-Modell folgend entwickelte Gersick u.a. aufbauend auf Tagiuri und Davis ein...

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