Sie sind hier
E-Book

Beten

Dem heiligen Gott nahekommen

AutorTimothy Keller
VerlagBrunnen Verlag Gießen
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl352 Seiten
ISBN9783765573989
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
'Das Gebet ist die einzige Tür zu echter Selbsterkenntnis ... Durch das Gebet gibt Gott uns so viele der unvorstellbaren Schätze, die er für uns bereithält, ja das Gebet ermöglicht es ihm, viele unserer tiefsten Sehnsüchte zu erfüllen. Wenn wir beten, lernen wir Gott kennen, lernen wir es, ihn endlich als Gott zu behandeln. Das Gebet ist der Schlüssel zu allem, was wir in unserem Leben tun müssen und sein müssen. Wir müssen beten lernen. Wir haben keine Wahl.' Timothy Keller Auf solidem theologischen Grund, immer ausgerichtet an der Bibel, führt Bestseller-Autor Timothy Keller den Leser durch verschiedene christliche Formen und Praktiken des Gebets. Er geht mit ihm durch die Höhen und Tiefen des eigenen Gebetslebens, bis hin zu ganz praktischen Tipps zum Meditieren von Bibeltexten und zu täglichen Gebetszeiten.

Timothy Keller, Jahrgang 1950, ist in Pennsylvania geboren und aufgewachsen. 1989 gründete er zusammen mit seiner Frau Kathy die Redeemer Presbyterian Church in New York City. Heute kommen über 5.000 Menschen regelmäßig in die Sonntagsgottesdienste; die Gemeinde hat auch bei der Gründung von fast 200 neuen Gemeinden in aller Welt mitgeholfen. Timothy Keller hat u.a. auch Warum Gott?, Warum Gerechtigkeit?, Es ist nicht alles Gott, was glänzt, Jesus - seine Geschichte, unsere Geschichte und Ehe geschrieben.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

EINLEITUNG

Warum ein Buch
über das Beten?

Vor einigen Jahren merkte ich, dass ich als langjähriger Pastor kein Buch hatte, das ich einem Christen, der sich mit dem Thema Beten befassen und sein Gebetsleben intensivieren wollte, als Einstiegslektüre in die Hand drücken konnte. Was nicht heißt, dass es keine Bücher zu diesem Thema gäbe. Es gibt sogar vorzügliche Bücher. Viele der älteren sind viel, viel tiefschürfender als alles, was ich Ihnen bieten kann. Die besten Bücher über das Gebet sind bereits geschrieben.

Doch viele dieser exzellenten Bücher sind in einer Sprache geschrieben, zu der die meisten heutigen Leser keinen Zugang mehr haben. Zudem sind sie gewöhnlich entweder theologische Abhandlungen oder Andachtsbücher oder praktische Leitfäden, doch nur wenige führen alle diese drei Aspekte zusammen.1 Eine Einführung in das Beten sollte aber alle drei behandeln. Fast alle „Gebetsklassiker“ warnen den Leser zudem ausgiebig vor damals aktuellen spirituellen Praktiken, die sie für nicht hilfreich oder gar schädlich erachten. Dergleichen Warnungen müssen für jede Lesergeneration aktualisiert und neu geschrieben werden.

Beten ist – ja, was?

In der neueren Literatur über das Beten findet man im Wesentlichen zwei „Denkschulen“. Die meisten Autoren betrachten das Gebet vor allem als Mittel, um die Liebe Gottes zu erfahren und Gemeinschaft mit ihm zu erleben und sie verheißen dem konsequenten Beter ein Leben des Friedens und der Ruhe in Gott. Viele von ihnen beschreiben ganz begeistert, wie sie immer wieder die Gegenwart Gottes spüren, die sie wie ein Mantel einhüllt. Doch es gibt auch Bücher, die das Wesen des Gebets nicht im inneren Ruhen in Gott sehen, sondern in der beharrlichen Bitte, sein Reich anbrechen zu lassen. Sie sehen im Gebet eine Art geistlichen Ringkampf, der oft oder sogar meistens ohne die konkrete Erfahrung der Nähe Gottes auskommen muss. Ein Beispiel ist Beten ohne Echo? von Austin Phelps.2 Phelps beginnt mit der Beobachtung, dass das Gefühl, dass Gott fern ist, die Norm für den betenden Christen ist und dass die meisten Menschen sich schwer damit tun, Gottes Gegenwart zu erfahren.

Den gleichen Ansatz verfolgt das Buch The Struggle of Prayer [„Der Kampf des Gebets“] von Donald G. Bloesch. Er kritisiert den von ihm so genannten „christlichen Mystizismus“3 und verneint, dass das Ziel des Betens die persönliche Gemeinschaft mit Gott sei; er findet, dass dergleichen Vorstellungen das Gebet zu einem egoistischen „Selbstzweck“ machen.4 Für Bloesch ist das höchste Ziel des Betens nicht das stille Nachsinnen, sondern das leidenschaftliche Flehen um das Kommen des Reiches Gottes in der Welt und in unserem Leben. Was das Gebet letztlich erstrebt, ist „der Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes und nicht das kontemplative Nachdenken über sein Wesen“5. Beim Beten geht es nicht in erster Linie um das Erreichen eines bestimmten inneren Zustands, sondern um die Bejahung des Willens Gottes.

Wie kommt es zu diesen beiden Sichtweisen – dem, wie wir es nennen könnten, „gemeinschaftsorientierten“ und dem „gottesreichorientierten“ Gebet? Eine Erklärung ist, dass sie beide auf das konkrete Erleben von Betern zurückgehen. Der eine Beter macht die Erfahrung, dass er sich gegenüber Gott gefühlsmäßig schwertut und dass es bereits Schwerarbeit ist, sich mehr als ein paar Minuten lang auf ihn zu konzentrieren. Der andere erlebt regelmäßig Gottes Gegenwart. Dieser Unterschied spielt sicherlich eine Rolle, aber es gibt auch theologische Unterschiede. Bloesch schreibt, dass das mystische Beten mehr mit der katholischen Sicht harmoniert, dass wir die Gnade Gottes direkt durch die Taufe und die Messe erfahren, als mit der protestantischen Position, dass wir durch den Glauben an das im Wort Gottes verheißene Evangelium erlöst werden.6

Welche Sicht vom Gebet ist die bessere? Ist das stille Anbeten oder die leidenschaftliche Bitte die ultimative Gebetsform? Diese Frage geht davon aus, dass wir hier vor einem schroffen „Entweder-oder“ stehen, was eher unwahrscheinlich ist.

Gemeinschaft und Reich Gottes

Um zu einer Antwort zu kommen, sollten wir uns als Erstes die Psalmen anschauen, das von Gottes Geist inspirierte Gebetbuch der Bibel. Hier finden wir reichlich Beispiele für beide Gebetstypen. Es gibt Psalmen (wie Psalm 27, 63, 84, 131 und das „lange Halleluja“ von Psalm 146–150), die die anbetende Gemeinschaft mit Gott thematisieren. In Psalm 27,4 nennt David als sein größtes Gebetsanliegen, „die Freundlichkeit des Herrn zu sehen“ (NGÜ). David hat auch um andere Dinge gebeten, aber nichts ist für ihn besser als das Erfahren der Gegenwart Gottes. Darum kann er sagen: „Gott … Es dürstet meine Seele nach dir … So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum, wollte gerne sehen deine Macht und Herrlichkeit. Denn deine Güte ist besser als Leben …“ (Psalm 63,2-4). Und er fährt fort: „Deine Nähe sättigt den Hunger meiner Seele wie ein Festmahl …“ (Psalm 63,6 NGÜ). Wenn dies nicht Gemeinschaft mit Gott ist, was dann?

Doch es gibt noch mehr Psalmen, die Klagen und Hilferufe sind, Schreie zu Gott, er möge doch eingreifen und seine Macht erweisen. Wir erleben den einsamen Beter, der sich verzweifelt fragt, wo Gott ist, und für den das Gebet in der Tat zu einem Ringen mit Gott wird. Die Psalmen 10, 13, 39, 42, 43 und 88 sind nur ein paar Beispiele. Psalm 10 beginnt mit der Frage: „Herr, warum stehst du so ferne, verbirgst dich zur Zeit der Not?“ (Vers 1) und in Vers 12 ruft der Beter aus: „Steh auf, Herr! Gott, erhebe deine Hand! Vergiss die Elenden nicht!“. Doch dann fährt er fort (und man hat den Eindruck, dass er die Worte auch an sich selber richtet): „Du siehst es doch, denn du schaust das Elend und den Jammer; es steht in deinen Händen … du bist der Waisen Helfer“ (Vers 14). Das Gebet endet damit, dass der Psalmist sich in Gottes Weisheit ergibt, die zur rechten Zeit handeln wird, und ihn gleichzeitig anfleht, Gerechtigkeit auf Erden zu schaffen. Dies ist das Ringen des Gebets, das Gottes Reich sucht. Der Psalter kennt also beides: das gemeinschaftsorientierte und das gottesreichorientierte Gebet.

Doch wir sollten uns nicht nur die Gebete in der Bibel anschauen, sondern auch die biblische Gebetstheologie – die Gründe (in Gott und in unserer Geschöpflichkeit), die sie uns dafür nennt, dass Menschen beten können. Sie sagt uns z. B., dass Jesus Christus unser großer Mittler ist, der uns an sich völlig Unwürdigen den Weg zu Gottes Thron öffnet, sodass wir vor ihn treten und ihn um seine Hilfe bitten können (Hebräer 4,14-16; 7,25). Doch nicht nur dies, sondern Gott selber wohnt durch seinen Geist in uns (Römer 8,9-11) und hilft uns zu beten (Römer 8,26-27), sodass wir bereits auf dieser Erde im Glauben die Herrlichkeit Christi anbetend anschauen können (2. Korinther 3,17-18). Die Bibel gibt uns also eine theologische Untermauerung sowohl des gemeinschaftsorientierten als auch des reichgottesorientierten Gebets.

Mit etwas Überlegen erkennen wir, dass diese beiden Arten des Betens weder Gegensätze noch auch nur klar voneinander abgegrenzt sind. In die Gottesanbetung mischt sich immer wieder das Bitten und Flehen. Gott preisen heißt beten: „Geheiligt werde dein Name.“ Es heißt Gott bitten, der Welt seine Herrlichkeit zu zeigen, sodass alle ihn als Gott ehren. Und so wie zur Anbetung immer die Bitte gehört, so muss der Beter, der Gottes Reich sucht, auch Gott selber suchen. Der kleine Westminster Katechismus erklärt, dass der Sinn unseres Lebens darin besteht, „Gott zu verherrlichen und uns ewig an ihm zu freuen“. Dieser berühmte Satz enthält beides: das Gebet um das Reich Gottes und das Gebet als Gemeinschaft mit Gott. Diese beiden Dinge – Gott verherrlichen und sich an ihm freuen – gehen in diesem Leben nicht immer parallel, aber am Ende laufen sie auf ein und dasselbe hinaus. Wenn wir um das Kommen des Reiches Gottes bitten, uns aber nicht mit jeder Faser unseres Wesens an Gott freuen, ehren wir ihn nicht wirklich als unseren Herrn.7

Schauen wir uns schließlich viele der größten älteren Autoren zum Thema „Beten“ an – Namen wie Augustinus, Martin Luther und Johannes Calvin –, so entdecken wir, dass wir sie nicht säuberlich einem der beiden „Lager“ zuordnen können.8 Selbst der bekannte katholische Theologe Hans Urs von Balthasar bemüht sich um Ausgewogenheit in der mystischen, kontemplativen Gebetstradition. Er warnt vor spiritueller Nabelschau: „Das betrachtende Gebet … kann und sollte nicht Selbstbetrachtung sein, sondern … ein ehrfürchtiges Achten und Hören auf … das, was nicht Ich ist, nämlich das Wort Gottes.“9

Durch die Pflicht zur Freude

Was heißt das für uns? Dass wir nicht künstlich trennen sollten zwischen der Suche nach persönlicher Gemeinschaft mit Gott und dem Wunsch, sein Reich in den Herzen der Menschen und in der Welt voranzubringen. Wenn wir diese beiden Dinge zusammenhalten, dann wird unsere Gemeinschaft mit Gott mehr sein als ein bloßes mystisches Gefühl ohne Worte und unsere Bitten an ihn mehr als ein Versuch, Gott mit „leeren Worten“ herumzukriegen (Matthäus 6,7).

In diesem Buch versuche ich zu zeigen, dass Beten beides ist: Gespräch und Begegnung mit Gott. Diese beiden Begriffe geben uns eine Definition des Gebets und gleichzeitig die nötigen Werkzeuge, um unser Gebetsleben zu vertiefen. Die...

Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Christentum - Religion - Glaube

Transitus Mariae

E-Book Transitus Mariae
Beiträge zur koptischen Überlieferung. Mit einer Edition von P.Vindob. K. 7589, Cambridge Add 1876 8 und Paris BN Copte 129 17 ff. 28 und 29 (Neutestamentliche Apokryphen II) - Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten JahrhunderteISSN N.F. 14 Format: PDF

The discussion about the beginnings of Transitus-Mariae literature (apocryphal texts about the life and death of the Mother of Jesus) is marked by two hypotheses. The first is marked by the…

Abram - Abraham

E-Book Abram - Abraham
Kompositionsgeschichtliche Untersuchungen zu Genesis 14, 15 und 17 - Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche WissenschaftISSN 350 Format: PDF

This substantial contribution to Pentateuch research shows paradigmatically how the politico-geographical concepts from Genesis 14 and the concepts of the theology of promise in Gen 15 are…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Sich verzehrender Skeptizismus

E-Book Sich verzehrender Skeptizismus
Läuterungen bei Hegel und Kierkegaard - Kierkegaard Studies. Monograph SeriesISSN 12 Format: PDF

The study focuses on the sceptical forms of thought and expression with which Hegel and Kierkegaard link the claim for absolute truth. With his 'self-completing scepticism' (Phenomenology of…

Weitere Zeitschriften

AUTOCAD & Inventor Magazin

AUTOCAD & Inventor Magazin

FÜHREND - Das AUTOCAD & Inventor Magazin berichtet seinen Lesern seit 30 Jahren ausführlich über die Lösungsvielfalt der SoftwareLösungen des Herstellers Autodesk. Die Produkte gehören zu ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum

Das Grundeigentum - Zeitschrift für die gesamte Grundstücks-, Haus- und Wohnungswirtschaft. Für jeden, der sich gründlich und aktuell informieren will. Zu allen Fragen rund um die Immobilie. Mit ...

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum

Das Hauseigentum. Organ des Landesverbandes Haus & Grund Brandenburg. Speziell für die neuen Bundesländer, mit regionalem Schwerpunkt Brandenburg. Systematische Grundlagenvermittlung, viele ...

Gastronomie Report

Gastronomie Report

News & Infos für die Gastronomie: Tipps, Trends und Ideen, Produkte aus aller Welt, Innovative Konzepte, Küchentechnik der Zukunft, Service mit Zusatznutzen und vieles mehr. Frech, offensiv, ...

DULV info

DULV info

UL-Technik, UL-Flugbetrieb, Luftrecht, Reiseberichte, Verbandsinte. Der Deutsche Ultraleichtflugverband e. V. - oder kurz DULV - wurde 1982 von ein paar Enthusiasten gegründet. Wegen der hohen ...