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Die versunkene Kathedrale

Den christlichen Glauben neu entdecken

AutorAndreas Wollbold
VerlagMedia Maria Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl285 Seiten
ISBN9783945401422
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Andreas Wollbold will die Suchenden wieder zur Begegnung mit dem christlichen Glauben führen. Er geht auf die Grundfrage des Menschen, auf die Suche nach der Wahrheit, ein. Können wir Gott begegnen und wie kann der christliche Glaube im Alltag verwirklicht werden? Was bedeutet die christliche Gottesoffenbarung? Viele dieser Fragen greift der Autor auf. Es gelingt ihm, den christlichen Glauben in seiner Fülle und Schönheit wieder lebendig werden zu lassen.

Andreas Wollbold, geboren 1960, ist Priester des Bistums Trier. Er studierte in Trier, München, Rom, Poona (Indien) und Notre Dame (USA). Seit 2003 ist er Professor für Pastoraltheologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1997 bis 2003 wirkte er als Professor für Pastoraltheologie und Religionspädagogik an der Universität Erfurt.

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EINLEITUNG

Eine Kathedrale erhebt sich aus dem Meer

Eine Kathedrale, vielleicht eine Perle der Gotik: Reims, Chartres, Notre-Dame von Paris, der Kölner Dom. Mächtig erheben sich die Türme zum Himmel. Formen und Figuren machen die Portale zur Augenweide: Das Kirchenschiff lädt dazu ein, in seinem Geheimnis umherzuwandeln. Eine Kathedrale, wahrhaftig ein Haus Gottes, von einer Größe weit über Menschenmaß hinaus, errichtet, um die Zeiten zu überdauern. Eine Kathedrale, schön im Gesamt wie in jedem Detail. Eine solche Kathedrale ist auch der christliche Glaube. Ein wunderbares Gebäude! Alles stimmt an ihm. Nichts kann man hinzufügen, nichts hinwegnehmen, ohne das Ganze zu beschädigen. Er ist das geistige Haus Gottes und in seinen Mauern versammelt er unzählige Gläubige zur einen Kirche.

Von einer solchen wundervollen Kathedrale, dem Dom der Stadt Ys in der Bretagne, erzählt nun aber eine Legende, sie sei eines Tages vom Meer verschlungen worden. Da kann man sich die Frage stellen: Hat nicht das gleiche Schicksal die Kathedrale des Glaubens ereilt? In der Tat, bei vielen Christen ist der Glaube wie vom Erdboden verschluckt. Am Anfang haben sie vielleicht noch etwas vermisst. Doch das gibt sich mit der Zeit, denn auch bei religiösen Überzeugungen gilt: aus den Augen, aus dem Sinn. So diskutierten kürzlich Achtklässler über den Unterschied zwischen Muslimen und Christen. Ein aufgeweckter Junge meldete sich und verkündete: „Ich weiß es. Die Muslime beten fünfmal am Tag und die Christen nie!“ Ja, die Kathedrale des christlichen Glaubens ist im Meer der Welt versunken. Wiederholt hat Papst Benedikt XVI. vor einer solchen Verweltlichung des Glaubens gewarnt. Grundworte des Christentums liegen unter Fluten weltlicher Gedanken begraben: Das Reich Gottes wird als Fortschritt und bessere Welt verstanden. Das Ziel des Lebens ist nicht die Seligkeit im Himmel, sondern ein erfülltes Leben hier und jetzt, und wenn sich das nicht einstellt, klagt man an: „Wie kann Gott das zulassen?“ Gott nimmt jeden an, wie er ist, aber warum er das auch noch mit dem Kreuz unterstreichen musste, kann man nicht so genau sagen. Sünden sind Fehler und Schwächen, die nun einmal nicht ausbleiben und über die sich nur Pharisäer aufregen. Mission ist, glaubt man ihren Werbeplakaten, nur Sozialarbeit. Sakramente sind Rituale wie der Gutenachtkuss oder die La-Ola-Welle im Stadion. Für Priester und Laien im kirchlichen Dienst entwirft man Anforderungsprofile, die eher aus Management-Zeitschriften abgeschrieben sein könnten. In der Schule wird heimlich unter der Bank Schiffchenversenken gespielt, bei den Erwachsenen ist das Kathedralenversenken schon beinahe ein must

Doch so muss es nicht bleiben. In der Bretagne erzählt man weiter: Eines Tages steigt die Kathedrale wieder vom Meeresgrund empor. Wie durch ein Wunder ist sie dabei nicht durch Schlamm, Tang, Algen und Muscheln entstellt, sondern sie ist schön wie am Tag ihrer Weihe. Geläut, Gebet und Gesang klingen auf und das Haus Gottes erstrahlt in unvergleichlichem Glanz. Claude Debussy hat diesem Bild ein eindrucksvolles Klavierstück gewidmet: La cathédrale engloutie („Die versunkene Kathedrale“). Feierlich steigt sie darin aus den Wellen, ein machtvoller Choral klingt auf und schließlich ertönen die Glocken weit über das Meer. Ebenso lässt sich auch der versunkene Schatz des Glaubens aus den Tiefen des Meeres der Welt wieder emporholen. Den christlichen Glauben neu zu entdecken geben – eine schwierige Aufgabe? Vielleicht. Aber sicher eine schöne, eine einzigartige Aufgabe. Man darf dabei nur nicht der Versuchung erliegen, die Kathedrale in einzelnen Steinen hervorholen zu wollen, um sich nicht am gewaltigen Ganzen zu überheben. Im Gegenteil, es ist eines der Geheimnisse des Christentums: Das Ganze ist leichter als die Summe seiner Teile. Ein einzelnes Dogma erscheint nämlich vielleicht hart für den Verstand, und ein Gebot, für sich allein genommen, mag auf den ersten Blick streng wirken. Als Teil der ganzen christlichen Lehre und des entsprechenden Lebens dagegen wird alles klar und leicht. Den christlichen Glauben neu zu entdecken heißt somit, nicht Bruchstücke zu bieten, Einzelstücke, die jeder nach Belieben auch für ganz andere Bauwerke gebrauchen könnte, sondern das Ganze zu sehen. Nur so strahlt die Schönheit des Christentums auf. Nur so begreift man auch den inneren Zusammenhang des Ganzen, seine Notwendigkeit.

Denn nichts schadet dem Glauben so sehr wie die Beliebigkeit. „Man muss die Menschen dort abholen, wo sie stehen“, so sagt man vielleicht in guter Absicht. Aber wenn sie im Regen stehen, holt man sie doch auch zuerst einmal ins Trockene. Warum also sollte man ihnen dann den Glauben nur wie einen begossenen Pudel anbieten? Da sind die Wunder Jesu nichts als das Wunder menschlicher Nähe, das Menschen Kraft und Trost schenkt. Da ist Jesus der Gründer eines gemeinnützigen Vereins, der zwar noch ein paar Querköpfe in Rom sitzen hat, aber insgesamt doch eigentlich ganz brauchbar ist. Da ist die Eucharistie die Zusammenkunft Gleichgesinnter, die einander so gern haben wie die Kinder, die da vorne einander um den Altar die Hände reichen („Warum zanken sich nur Kevin und Mike schon wieder vor aller Augen?“). Eine Karikatur? Gewiss, aber wie jede Karikatur macht sie etwas in Überspitzung sichtbar, was man sonst allzu gerne übersieht.

Wie anders ist der Glaube in seiner Gesamtheit! Nicht jeder wird ihn gleich annehmen können. Aber jeder soll wissen: Das ist Glaube nach Gottes Maß und nicht nach menschlichen Maßstäben – erhaben, ernst, provozierend, aber niemals bloß ein Zuckerguss zur Versüßung des Lebens. Glauben und Leben eines Christen im Zusammenhang vorzustellen, darum geht es auf den folgenden Seiten. Vielleicht gelingt dabei das, was Debussy für die Takte vorgibt, in denen die Kathedrale aus dem Wasser erscheint: sans dureté („ohne Härte“) stellt sie sich den Menschen vor Augen, nur einfach schön.

Die Kathedrale des Glaubens – seit dem hl. Augustinus kann man an ihr vier Hauptstücke erkennen: „Denn wie man beim Hausbau zuerst das Fundament legen, dann die Wände hochziehen und es am Ende mit einem Dach bedecken muss und wie man dazu einige Werkzeuge benötigt, so braucht man, um in der Seele das Gebäude des Heils zu errichten, das Fundament des Glaubens, die Mauern der Hoffnung, das Dach der Liebe sowie Werkzeuge dazu, nämlich die heiligen Sakramente“ (Robert Bellarmin). Diese vier Hauptstücke, Glaube, Hoffnung, Liebe und Heilswerkzeuge, entsprechen dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, dem Vaterunser, den Zehn Geboten und den sieben Sakramenten. Diesen vier muss heute ein weiteres Hauptstück vorangestellt werden: die Sicherung der Grundlagen des Glaubens. Im Bild vom Hausbau gesprochen wäre das zunächst der Grundstückserwerb. Denn was hilft das schönste Haus, wenn plötzlich jemand daherkommt und sagt: „Der Grund und Boden gehört Ihnen ja gar nicht. Darum haben wir das Abrisskommando schon bestellt!“ So sind es insgesamt fünf Kapitel, die unseren Gedankengang gliedern.

Selbstverständlich muss man dieses Buch nicht von A bis Z durchstudieren, sondern kann darin blättern und sich an einzelnen Stellen festlesen. Man kann einzelne Abschnitte zur Betrachtung und zum Nachdenken nutzen, zur Grundlage von Glaubensgesprächen, für die Firmvorbereitung und den Religionsunterricht, in Jugend- und Erwachsenenbildung, für Predigten und Vorträge oder vielleicht sogar einfach zu einem nützlichen Zeitvertreib. Es ist eben wie bei der Besichtigung einer Kathedrale: Wenn man will, kann man alles anschauen, vom Portal bis zur Apsis. Ebenso kann man aber auch an einzelnen Stellen verweilen und sie auf sich wirken lassen. Schön wäre es nur, wenn man sie nicht wieder ohne ein kleines Gebet verließe … Unschwer lässt sich erkennen, dass viele Grundgedanken die großen Anliegen von Papst Benedikt XVI. aufgreifen, also etwa die Sorge um den Glauben oder die Versöhnung von Glauben und Vernunft. Denn sie bleiben auch nach seinem Rücktritt vom höchsten Amt der Kirche aktuell, ja vielleicht treten sie sogar in eine Phase ein, in der sie nur noch klarer in ihrer Kraft und Dringlichkeit erkannt werden.

In allen fünf Hauptteilen2 wollen wir den katholischen Glauben und ein entsprechendes Leben erklären, aber auch auf Fragen und Einwände eingehen, die heutige Menschen vorbringen können. Dafür beginnen wir zwar mit den Glaubensgrundlagen und mit dem Glaubensbekenntnis, doch das ist erst der Anfang. Denn Glaube und Leben sind untrennbar. Kein Glaube ohne Gebet, kein Leben mit der Kirche ohne Sakramente. Vor allem verlangt der Glaube eine bestimmte Lebensweise, also eine Moral nach den Geboten Gottes. Gerade auf diesem Feld ist die Lehre der Kirche besonders angefochten; darum kommt sie hier ausführlich zur Sprache.

Dieses Buch geht auf eine Reihe von katechetischen Predigten und Vorträgen zurück, die allerdings gründlich überarbeitet und in Schriftform gebracht wurden. Sie leben von der Begegnung mit Hörerinnen...

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