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Glück und seine Bedingungen. Ein interkultureller Vergleich der Philippinen und Deutschlands

AutorArne P. Wegner
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl163 Seiten
ISBN9783656967408
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1,0 (mit Auszeichnung), Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (Sozial- und Organisationspsychologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Wenn wir die Wahl hätten, unserem neugeborenen Kind einen Wunsch zu erfüllen und wir könnten uns zwischen den Eigenschaften intelligent, reich, berühmt oder einfach glücklich entscheiden - würde die Mehrheit der Befragten mit Letzteres wählen (Bucher, 2009). Mit welchen Faktoren Glück zusammenhängt, wird von verschiedenen Modellen erklärt. In dieser Studie wurden ausgewählte Faktoren aus verschiedensten Bereichen, die in der Vergangenheit bereits auf einen Zusammenhang mit Glück hin untersucht wurden, zwecks eines Vergleichs zwischen den Philippinen und Deutschland getestet. Zudem ist in beiden Nationen das Ausmaß an Glück untersucht worden. Daraufhin wurde ein Modell erstellt, welches die Ergebnisse zusammenfasst. Die Analysen ergaben, dass die deutsche Stichprobe signifikant glücklicher ist als die philippinische und kulturunabhängig emotionale Intelligenz am stärksten mit Glück zusammenhängt.

Mein Name lautet Arne P. Wegner. Ich habe ein stipendiengefördertes und ausgezeichnetes Studium der Psychologie in Eichstätt-Ingolstadt und Manila mit einer für den Wissenschaftspreis 2014 nominierten Arbeit abgeschlossen. Anschließend arbeitete ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag. Parallel dazu begann ich ein Zweitstudium im Fach Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin mit akademischem Aufenthalt an der University of Cambridge. Nach einer vom DAAD gefördert Tätigkeit bei den Vereinten Nationen, spezialisiere ich mich gegenwärtig auf transnationales Recht in Genf.

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Leseprobe

3 Methode: Die Messung von Glück und den Lebensbereichen


 

Wenn die Glücksforschung wissenschaftliches Renommee innerhalb der Sozialpsychologie erlangen möchte, kommt sie um Messungen und Messinstrumente nicht herum. Es gibt zwar noch kein standardisiertes Messinstrument für Glück, allerdings wird im Folgenden eines der renommiertesten, und zwar der Oxford-Glücksfragebogen zum operationalisieren des Glücksniveaus verwendet (Springer & Hauser, 2006, S. 1080-1102).

 

Die Frage, welche bei der Messung von Glück zu allererst gestellt werden sollte, ist, ob eine Selbsteinschätzung oder eine Fremdbeurteilung valider ist. Das Ausfüllen von Fragebögen ist hier vorzuziehen, da der Reiz von sozial erwünschten Antworten, hauptsächlich aufgrund der zugesicherten Anonymität, nicht so sehr gegeben ist wie beispielsweise bei Interviewverfahren, bei denen ein Face-to-face-Kontakt hinderlich bei intimer Selbstauskunft sein könnte.

 

Basierend auf dieser Erkenntnis herrschten „Kurzverfahren der Glücks- und Zufriedenheitsmessung“ in den 1960er und 1970er Jahren vor (Bucher, 2009). Diese reichen von Ein- und Zwei-Item-Skalen bis zu Gesichterskalen. Doch es stellte sich heraus, dass mit der Anzahl der Items innerhalb der Glücksforschung auch die Test-Retest-Reliabilität, der Grad an Genauigkeit eines Tests anstieg, ganz dem Grundsatz folgend: „Die Erfassung von Glück muss multidimensional sein. Ein einzelnes Item oder ein paar simple Fragen können nur an der Oberfläche bleiben“ (Mayering, 1991, S. 117). Auf Basis dieser Überlegungen wurde der Oxford-Glücksfragebogen entwickelt, und der es ermöglicht, Wirkmechanismen und Zusammenhänge von Faktoren auf ein solide gemessenes Glücksniveau zu prüfen. Eben dieses Vorgehen liegt auch der durchgeführten Studie zugrunde.

 

3.1 Messinstrumente, Stichproben und Datenerhebungen


Die Faktoren, welche zu einem glücklichen Leben führen, sowie ihre Bezüge und Gewichtungen näher zu beleuchten, ist das Ziel des folgend beschriebenen Fragebogens. Die Befragung wurde durch den Fragebogen unter Studierenden der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt in Deutschland sowie der Ateneo de Manila University und der De La Salle University auf den Philippinen durchgeführt.

 

3.1.1 Messinstrument


 

Um den Oxford-Glücksfragebogen von Hills und Argyle (2002) wurde ein sechsseitiges Messinstrument erstellt, welches verschiedene Bereiche des Lebens abfragt. Die Bereiche sind in drei Teilabschnitte gegliedert. Im ersten Teil werden soziodemografische Faktoren, Gesundheit, Glück der sozialen Nahbeziehungen und Tätigkeiten sowie Religiosität erfragt. Teil 2 enthält den Oxford-Glücksfragebogen und drei weitere Kurzformen standardisierter Skalen. Ermittelt wird damit zuerst das individuelle Glücksniveau, anschließend folgen emotionale Intelligenz, die Erhebung der Persönlichkeitsdimensionen wie auch der Optimismuslevel. Diese Konstrukte wiesen in der Vergangenheit bereits im Zusammenhang mit dem Glücksniveau hohe Korrelate von bis zu r = 0,52 auf (Chamorro-Premumuzic, Bennett & Furnham, 2007). Der dritte und letzte Teilabschnitt des Fragebogens enthält ein integrativ-eklektisches Vorgehen, mit dem in der gegenwärtigen Literatur erwähnte Glückskorrelate überprüft werden.

 

Im ersten Testteil werden zunächst soziodemografische Faktoren abgefragt, die bereits in mindestens einer Studie Zusammenhänge mit Glück aufwiesen. Alter (Mrocek & Kolarz, 1998), Geschlecht (Bech, Gudex & Johanson, 1996), Familienstand (Brizadine, 2007, S.112), Familienstand der Eltern (Hayo, 2007) und Bildungshintergrund (Gerdtham & Johannesson, 2001) sind Inhalte der ersten Fragen. Anschließend werden folgende Glückskorrelate, welche sich ebenfalls um soziodemografische Faktoren drehen, aber auch auf soziale Nahbeziehungen und Tätigkeiten wie Religiosität und Spiritualität abzielen und in folgender Reihenfolge erfragt werden: Der Body-Mass-Index (Oswald & Powdthavee, 2007), Religiosität (Ferris, 2002; Hills, Argyle & Reeves, 2001), Herkunftsort (Bucher, 2001, S. 153), durchschnittliche Temperatur im kältesten Monat an dem Ort, an welchem die meiste Zeit verbracht wird (Rehdanz & Maddison, 2005), Lage des Wohnorts (Bereton, Clinch & Ferreira, 2008, S. 386-396), sexuelle Aktivität (Brizendine, 2007; Schaumacher, Laubach & Brähler, 1995), sportliche Aktivität (American Fitness, 2000; Hills & Argyle, 1998; Biddle, Foy & Boutcher, 2000), Alkoholkonsum (Veenhoven, 2003) und Raucherverhalten (Holleder, 2006; Winefield, 1992), sowie ehrenamtliches Engagement (Hills & Argyle, 1998; Baker, 2005) werden ermittelt. Zudem bestehen Items zum Einkommen (Argyle, 2001), wobei an dieser Stelle in der deutschen Version zwei Items hinzugefügt werden, da eine exaktere Einordnung der Einkommenshöhe möglich ist (Müller, Goebel, Schupp, 2012). Zusätzlich werden Blutdruck (Blanchflower & Oswald, 2008), Berufsbild (Argyle, 2001, S.146f; Spector, 1997; Dick, 2003), Prioritäten in der Lebensführung (Lansford, Sherman & Antonucci, 1998), Freizeitbeschäftigungen (Lu, Hu, 2005), Anzahl der Freundschaften (Myers, 2000, S.62) und bewertete akademische Erfahrungen (Hartog & Osterbeek, 1998) auf ihr Ausmaß im Leben der Versuchsperson hin überprüft. Um mit reliablen, validen und objektiv angemessenen Items das abgefragte Ausmaß der Bereiche im Leben der Versuchsperson messbar zu machen, wurde im ersten Teil des Fragebogens auf in der jeweils genannten Literatur erwähnte Skalen zurückgegriffen und die Items verwendet, welche die höchste interne Konsistenz mit dem jeweils abgefragten Konstrukt besitzen. Als Beispiel könnte die Frage nach der Anzahl der Freundschaften dienen. Myers hat 2000 in seinem Werk “Close Relationships and quality of life” herausgefunden, dass mehr als fünf Freunde einen signifikanteren Einfluss auf das Glücksniveau haben, als beispielsweise die eingeschätzte Qualität der Freundschaften. Daher wird das Konstrukt Freundschaft innerhalb dieser Studie ebenfalls mit der Frage „Wie viele enge Freunde haben Sie“ ermittelt.

 

Im zweiten Teil des Fragebogens werden vier standardisierte Skalen abgefragt. Die englische Version wird den philippinischen Studenten, die deutsche Fassung den deutschen Studierenden zum Ausfüllen vorgelegt. Zuerst ermittelt wurde das Glücksniveau auf den Philippinen durch die englische Version des Oxford-Glücksfragebogen (Hills & Argyle., 2002) und in Deutschland durch die deutsche Übersetzung von Lewis, Alan, Francis, Leslie und Ziebertz (2002). Die emotionale Intelligenz (Chamorro, Premumuzic, Bennett & Furnham, 2007) wird durch den Trait Emotional Intelligence Questionnaire – Short Form (TEIQue-SF) von Furnham (2003) erfasst, welcher ebenfalls von beiden ins Deutsche übersetzt wurde. Persönlichkeitsdimensionen (Beck 2001) werden durch den Ten Item Personality Measure (TIPI; Gosling, Rentfrow & Swann, 2003) und die deutsche Übersetzung von Hell und Gosling (2007) gemessen. Der Life-Orientation-Test-Revised-Fragebogen (LOT-R) von Carver, Scheier und Segerstrom, (2010) und die deutsche Version von Glaesmer, Hoyer Klotsche und Herzberg (2008) erfassen den Grad an Optimismus (Argyle, 2001, S. 156).

 

In Teil drei des Fragebogens innerhalb der integrativ-eklektischen Skala werden der empfundene Wohlstand (Diener & Biswas- Diener, 2002, 123), der subjektive Gesundheitszustand (House, Landis & Umberson, 1988), Liebe und Finanzielles als Hauptmotiv (Diener & Oishi, 2004) sowie Schlafverhalten (Gidlöf, Gunnarsson & Öhrström, 2007), Umweltbewusstsein (Kellert, Wilson, 1993), gefühlte Freiheit innerhalb der politischen Landschaft (Inglehart & Klingemann, 200, S.174), Wichtigkeit der Familie (Shulruf, Hattie & Dixon, 2011), Sichtweise der Deutschen auf Philippiner und umgekehrt (Schakade & Kahnemann, 2003), Verliebtheit (Brizendine, 2007, S. 112), Liebeskummer (Brizendine, 2007), die Tendenz zur Vergebung (Witvliet, Ludwig, & Vander Laan, 2001), das Glück in der Freizeit (Argyle & Lu, 1990, S. 11), die Lage des Ortes, an dem die meiste Zeit verbracht wird (Ferrer-i-Carbonell & Gowdy, 2007, S. 510), und konservative oder liberale Glaubenseinstellung (Ferris, 2002) jeweils auf einer Ein-Item-Skala abgefragt. Alle genannten Faktoren sind Korrelate, welche mit Glück zusammenhängen. Die Items wurden so konstruiert, dass sie eine Zusammenfassung der ihr zugrunde liegenden Glückstudien samt deren Ergebnisse darstellen. Da eine Zusammenfassung konstruiert wurde, sind somit alle Fragen in Teil III neu entworfen.

 

Die einzelnen Bereiche – beginnend mit der Abfrage der soziodemografische Variablen, der Gesundheit, sozialen Nachbeziehungen und Tätigkeiten sowie der Religiosität mit 49 Items in der englischen Version und 51 Items in der deutschen Übersetzung, dem Oxford-Glücksfragebogen (29 Items), der TEIque (30 Items), dem TIPI (10 Items) und der LOT-R (10 Items), sowie die integrativ-eklektische Skala (18 Items) –werden jeweilig einzeln mit knappen Instruktionen eingeleitet. Die Skala im ersten Teil enthält divergierende Antwortmuster aufgrund der teils themenfremden Informationsabfrage. Die genauen Skalierungen innerhalb dieses Testteils können dem Fragebogen (Anhang A) entnommen werden. Dem Oxford-Glücksfragebogen, TEIque-SF und TIPI, wurde eine sechsstufige Likertskala von den Zahlenwerten eins bis sechs zugrunde gelegt, welche von „stimmt...

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