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Industrielle Verhandlungen

Empirische Untersuchung von Verhandlungsmacht und -interaktion in Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung

AutorIngmar Geiger
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl314 Seiten
ISBN9783835054882
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis54,99 EUR
Ingmar Geiger präsentiert ein Totalmodell, das sich mit der Wirkung von Verhandlungsmacht auf die Verhandlungsinteraktion und -ergebnisse in Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung auseinandersetzt. Die so generierten Hypothesen werden in einem sehr aufwändigen experimentell-empirischen Verfahren überprüft und können größtenteils bestätigt werden.

Dr. Ingmar Geiger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter von Prof. Dr. Dr. h.c. Klaus Backhaus am Bereich Strategisches Management der Technischen Universität Berlin.

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Leseprobe
1.2 Unsicherheitsreduzierende Strategien für Vermarktungsverhandlungen (S. 5)

Für einen Industriegüteranbieter stellen Verhandlungen als Transaktionsmechanismus Chance und Risiko zugleich dar: Einerseits kann er durch geschicktes Verhandeln vorteilhafte Verträge erreichen, die in einem hohen Gewinn aus der Transaktion resultieren. Andererseits ist allen Verhandlungssituationen ein hohes Maß an Unsicherheit immanent, das die Planbarkeit der Ergebnisse einer Transaktion stark reduziert. Diese Unsicherheit ergibt sich in erster Linie aus den konkreten Interessen, Positionen, Alternativen und dem Verhandlungsverhalten der Gegenpartei. Die Unsicherheit führt für den Anbieter zu einem Dilemma:

Fordert er für ein Leistungspaket, das in den Verhandlungen konkretisiert wird, einen hohen Preis, den der Nachfrager akzeptiert, so kann er einen hohen Auftragsgewinn realisieren.

Ist der vom Anbieter geforderte Preis dem Nachfrager beim konkreten verhandelten Leistungsangebot zu hoch, so verliert der Anbieter den möglichen Auftrag. Je nach Notwendigkeit des Auftragserhalts für den Anbieter wird er in gewissem Maße bereit sein, dem Preisdruck des Nachfragers nachzugeben.

Angesichts dieser Unsicherheit und ihrer Bedeutung für den wirtschaftlichen Erfolg einer Transaktion ist es für den Anbieter von großer Bedeutung, vor einer Verhandlung Strategien zu entwickeln, um den Verhandlungsprozess besser kontrollieren zu können und den Preisdruck durch den Nachfrager zu reduzieren. Dazu versprechen insbesondere zwei Strategien Erfolg: der Auf- und Ausbau einer längerfristigen Geschäftsbeziehung mit dem Nachfrager sowie die Entwicklung einer BATNA – Best Alternative To a Negotiated Agreement, um alternative Vermarktungsmöglichkeiten zur Verfügung zu haben.

Mit einer Geschäftsbeziehung werden u.a. erhöhtes Vertrauen zum Geschäftspartner, ein stärkeres Commitment zum Geschäftspartner sowie größeres Wissen über seine Ziele, Bedürfnisse und Prioritäten verbunden. Insbesondere das Vertrauen, das in einer Geschäftsbeziehung entsteht, trägt zur Reduzierung der Verhaltensunsicherheit der Gegenpartei bei, wie sie in Verhandlungen in besonderem Maße besteht.

Kann der Anbieter dem Nachfrager vertrauen, so minimiert dies seine wahrgenommene Unsicherheit hinsichtlich des Wahrheitsgehalts und der Vollständigkeit der übermittelten Informationen und senkt seine Befürchtungen, opportunistisch ausgenutzt oder manipuliert zu werden. Das in Geschäftsbeziehungen vorhandene Commitment trägt dazu bei, dass beide Seiten Anstrengungen unternehmen, die Geschäftsbeziehung aufrecht zu erhalten, und dafür auch bereit sein können, kurzfristig Nachteile in Kauf zu nehmen.

In einer Geschäftsbeziehung angehäuftes Wissen über den Geschäftspartner ermöglicht es dem Anbieter, in den Verhandlungen Lösungen zu entwickeln, die für beide Parteien besser sind als Standardangebote anderer Anbieter. Solche Abkommen werden als effizienter als andere bezeichnet. Geschäftsbeziehungen werden darüber hinaus mit geringeren Kosten der Kundenbindung gegenüber der Kundenneugewinnung sowie mit höheren Gewinnen mit bestehenden Kunden verbunden.

Während eine Geschäftsbeziehung in erster Linie erwarten lässt, dass die Verhandlungspartner ihren gemeinsamen Verhandlungsstil weniger konfrontativ gestalten, den Zielen der Gegenpartei neben den eigenen Zielen ebenfalls Aufmerksamkeit schenken und somit erreicht wird, dass es zu ausgewogeneren Abschlüssen kommt, dient die Entwicklung einer guten Alternative einem Anbieter dazu, seinen eigenen Verhandlungsspielraum nach unten hin zu begrenzen.

Hat er für seine Leistungen andere Nachfrager in Aussicht, so senkt dies die Notwendigkeit übermäßiger Konzessionen, um den Auftrag von seinem Verhandlungspartner zu erhalten. Stellt sich heraus, dass der Verhandlungspartner nicht bereit ist, einem Vertrag zuzustimmen, der für den Anbieter einen ähnlichen Wert besitzt wie seine Alternativen, so kann der Anbieter die Alternativen wahrnehmen. Durch eine gute BATNA steigert ein Anbieter demnach seine Verhandlungsmacht.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Inhaltverzeichnis10
Abbildungsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Abkürzungsverzeichnis18
1 Bedeutung von Verhandlungen im Industriegütermarketing20
1.1 Verhandlungen als zentrales Element bei der Vermarktung von Industriegütern20
1.2 Unsicherheitsreduzierende Strategien für Vermarktungsverhandlungen24
1.3 Zielsetzung und Gang der Arbeit30
2 Untersuchungsgegenstand Vermarktungsverhandlung34
2.1 Vermarktungsverhandlungen als Transaktionsmechanismus im Industriegütermarketing34
2.1.1 Verhandlungen als interdependeter Entscheidungsprozess zum Ausgleich konfliktärer Interessen34
2.1.2 Verhandlungen im Ablauf des Vermarktungsprozesses von Industriegütern37
2.1.3 Organisationaler Charakter von Vermarktungsverhandlungen41
2.1.4 Inhaltliche Charakteristika von Vermarktungsverhandlungen43
2.2 Wahl einer verhandlungsanalytisch-verhaltenswissenschaftlichen Untersuchungsperspektive45
2.3 Darstellung von Verhandlungen zwischen Konflikt und Problemlösung48
2.3.1 Operationalisierung konfliktärer und problemlösungsbezogener Verhandlungselemente49
2.3.2 Distributive Verhandlungen und ihre Modellierung im Verhandlungszonenmodell51
2.3.3 Integrative Mehrthemen-Verhandlungen und ihre Modellierung53
2.3.4 Erfolgsmaße der Verhandlungsanalyse58
2.4 Ein verhaltenswissenschaftliches Verhandlungsmodell als Bezugsrahmen der Untersuchung60
2.4.1 Kontextvariablen der Verhandlung63
2.4.2 Dynamische Variablen der Verhandlung67
2.5 Zwischenfazit und Implikationen für die weitere Untersuchung72
3 Konkretisierung des verhaltenswissenschaftlichen Verhandlungsmodells74
3.1 Bedeutung von Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung für die Vermarktungsverhandlung74
3.1.1 Determinanten des Zustandekommens von Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung76
3.1.2 Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung als Kontextfaktor der Verhandlung81
3.1.3 Relevante Merkmale von Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung in Bezug auf die Vermarktungsverhandlung83
3.1.4 Wirkung verschiedener Beziehungsarten auf Verhandlungsprozess und -ergebnis94
3.1.5 Zwischenfazit und Hypothese: Die Wirkung von Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung auf die Verhandlungseffizienz98
3.2 Macht in Vermarktungsverhandlungen99
3.2.1 Die Macht-Abhängigkeitsrelation und ihre Wirkungen99
3.2.2 Verhandlungsmacht als Kontextfaktor der Vermarktungsverhandlung107
3.2.3 Erkenntnisse der verhaltenswissenschaftlichen Forschung zur Wirkung von Verhandlungsmacht116
3.2.4 Zwischenfazit und Hypothesen: Verhandlungsmachtasymmetrie und Interaktionen von Verhandlungsmacht und Art der Marktpartnerschaft123
3.3 Kognitionen der Verhandelnden und Verhandlungsinteraktion125
3.3.1 Kognitive und Interaktionsprozesse als dynamische Faktoren der Vermarktungsverhandlung127
3.3.2 Erklärungsrelevante kognitive Größen und Prozesse in Verhandlungen und bisherige Erkenntnisse129
3.3.3 Verhandlungsinteraktion und bisherige Erkenntnisse139
3.4 Verhandlungsmacht und Verhandlungsinteraktion in Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung - das Hypothesengerüst159
3.4.1 Einfluss der Kontextvariablen auf die dynamischen Variablen der Verhandlung159
3.4.2 Einfluss der dynamischen Variablen der Verhandlung auf die Verhandlungsergebnisse163
3.4.3 Zusammenfassung: Das Gesamtmodell167
4 Forschungsmethodik und Ergebnisse168
4.1 Die Simulation ALUVAN 2006 zur experimentellen Laborforschung169
4.1.1 Die Laborforschung in der Verhandlungsanalyse169
4.1.2 Die Simulation ALUVAN 2006173
4.2 Kodierung des Verhandlungsverhaltens190
4.2.1 Entwicklung eines geeigneten Kodierungssystems190
4.2.2 Festlegung der Kodiereinheiten und Kodierung197
4.2.3 Reliabilität und Validität der Kodierung198
4.3 Ergebnisse und Hypothesenprüfung202
4.3.1 Darstellung der ökonomischen Verhandlungsergebnisse anhand deskriptiver Statistiken202
4.3.2 Gruppenunterschiede bezüglich der ökonomischen Verhandlungsergebnisse206
4.3.3 Überprüfung der Gesamtzusammenhänge in einem PLS-Pfadmodell212
5 Fazit und Ausblick244
5.1 Zusammenfassende Beurteilung der Untersuchungsergebnisse244
5.2 Grenzen der Untersuchung und Ansatzpunkte weiterführender Forschung251
Anhangverzeichnis256
Anhang 1: Übersicht der bisherigen Untersuchungen zu Verhandlungsmacht257
Anhang 2: Übersicht der bisherigen Untersuchungen zu Verhandlungsinteraktion259
Anhang 3: Fallstudie ALUVAN 2006263
Anhang 4: Semantische Unterscheidung von Einzeltransaktion und Geschäftsbeziehung in ALUVAN 2006302
Anhang 5: Excel-Berechnungshilfen in der Simulation ALUVAN 2006305
Anhang 6: Manipulation Checks306
Anhang 7: Prämissenprüfung der MANOVA Prüfung der Anwendungsvoraussetzungen der MANOVA308
Anhang 8: Wirkung des integrativen und distributiven Verhandlungsverhaltens auf die Verhandlungseffizienz – Partialmodelle309
Anhang 9: Gruppenunterschiede zwischen ET und GB beim distributiven und integrativen Verhandlungsverhalten310
Literaturverzeichnis312

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