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Sieben Jahre in Süd-Afrika, Erster Band

Voll Illustriert und biographisch kommentiert

AutorEmil Holub
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl555 Seiten
ISBN9783849625214
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis0,99 EUR
Holubs Reisebeschreibungen aus seinen sieben Jahren Aufenthalt im südlichen Afrika gehören zum Besten was dieses Genre zu bieten hat. Inhalt: Vorwort. I. Auf der Fahrt nach dem Cap.-Die Capstadt.-Port Elizabeth. II. Meine Reise nach den Diamantenfeldern. III. Die Diamantenfelder. Meine erste Reise in das Innere von Süd-Afrika. IV. Von Dutoitspan nach Lekatlong. V. Von Lekatlong nach Wonderfontein. VI und VII. Rückreise nach Dutoitspan. Zweite Reise in das Innere von Süd-Afrika VIII. Von Dutoitspan nach Musemanjana. IX. Von Musemanjana nach Moschaneng. X. Von Moschaneng nach Molopolole. XI. Von Molopolole nach Schoschong XII. Von Schoschong zurück nach den Central-Diggings XIII. Dritter Aufenthalt in den Diamantenfeldern.

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Leseprobe

III. Die Diamantenfelder.


 

Leiden und Freuden in meiner ärztlichen Praxis.—Ein nächtlicher Ueberfall.—Dutoitspan und Kimberley.—Diggerverfahren.—Panorama der Kopje.—Morgenmarkt.—Meine erste Pavianjagd.—Vorbereitungen zur ersten Reise.

 

Es war nicht allein die trostlose Gegend, der höchst unfreundliche Anblick der Städte (Diamanten-Fundorte) und das rauhe stürmische Wetter, welches täglich in den verschiedensten, aber immer gleich unangenehmen Variationen uns seine Wuth fühlen ließ, was mich so niedergeschlagen machte. Meine Verhältnisse waren auch trostlose. Im Vertrauen auf die Versprechungen des Kaufmannes in Fauresmith hatte ich es versäumt, mir von Herrn Adler in Port Elizabeth Empfehlungsbriefe für die Diamantenfelder zu erbitten und meine Baarschaft war auf fünf Shillinge reducirt, ein Betrag, kaum hinreichend, um die Kosten einer Mahlzeit zu decken. Ich sollte hier entweder "diggen", d.h. nach Diamanten graben, oder unter der aus aller Herren Ländern zusammengewürfelten, theilweise mehr als zweifelhaften Gesellschaft ärztliche Praxis ausüben, um meine Existenz fristen, sowie um mir die Mittel zur Weiterreise verschaffen zu können. Meine Lage war um so schlimmer, als ich weder der englischen, noch der holländischen Sprache mächtig war, die wenigen Redephrasen, die ich mir früher aneignen konnte, reichten kaum hin, um mich nothdürftig über die allereinfachsten Dinge zu verständigen, geschweige denn mit einem Kranken zu verkehren. Die Wahl zwischen dem "Diggen" und "Prakticiren" war bald entschieden, zu dem ersteren brauchte ich ein Capital—das ich nicht besaß—zum letzteren blos eine mitleidige Seele, welche mir auf einige Wochen ein Zelthäuschen und einige Möbelstücke lieh. Der Zufall war mir hold.

 

Ich hatte nämlich einen Brief in der Tasche, der mir als Empfehlungsbrief dienen, zugleich aber auch dem Adressaten mehr als ein solcher sein sollte. Dieser war nämlich kränklich und wollte, da er in den Diamantenfeldern keine Besserung erreichen konnte, nach Europa reisen, um hier von den Aerzten Heilung seiner Krankheit zu suchen. Glücklicherweise war dieser Mann der deutschen Sprache mächtig, und als ich ihm meinen Empfehlungsbrief übergab, aus welchem er entnahm, daß er einen Arzt vor sich habe, wollte er es noch mit mir versuchen, ehe er die beabsichtigte Fahrt nach Europa antrat, ein Entschluß, der angesichts der hohen Kosten einer solchen Reise dem praktisch angelegten und sparsamen Mann nicht schwer fiel. Es gelang mir denn auch, denselben in acht Tagen so weit herzustellen, daß er seine Reise definitiv aufgab, und sich meiner Behandlung vollends anvertraute. In dem Maße aber als mein Patient praktisch war, fehlte mir diese Tugend, ich unterließ es, meine Forderungen zu fixiren, und nahm mit Dank gleichsam als Abschlagszahlung für meine Dienste das an, was er mir bot. Er stellte mir nämlich ein altes, morsches Zelthäuschen zur Verfügung, lieh mir großmüthig 5 £ St., eine Gefälligkeit, um welche er von dem Kaufmanne in Fauresmith ersucht worden war, und einige der nothwendigsten, allein nichts weniger als comfortablen Möbelstücke. In meiner Lage sah ich jedoch all' dieses als eine sehr große Gefälligkeit an, und hatte meine herzliche Freude, den "Herrn Gönner" unter meinen Augen genesen zu sehen.

 

Dieses etwa 3½ Meter breite, ungefähr 3 Meter lange und 2 Meter hohe Zelthäuschen bestand aus Fichtenlatten, die mit einfacher Segelleinwand überzogen waren. Die Leinwand war durch Staub und Regen so morsch geworden, daß sie weder vor Wind noch vor den eindringenden Staubmassen schützte, die Latten knarrten bei jedem Windstoß und wäre nicht ein hölzernes Waarenhaus zur Seite gestanden, das dem Zelthause einigen Schutz verlieh, ich glaube die heftigen Südwinde, welche ihm oft eine völlig windschiefe Form gaben, hätten diese Ruine schon längst von der Erde gefegt. Auch der Zugang war recht bequem. Die Hütte stand nämlich knapp an der nach Kimberley (dem Hauptorte der Diamanten-Fundstätten) führenden Straße, und es kostete immer einen beherzten Sprung über den Straßengraben, wenn man den Eingang erreichen wollte. Die Thüre stellte ein beweglicher, mit Segeltuch überzogener Holzrahmen dar; um halbwegs sicher zu sein, stemmte ich Nachts von Innen eine Eisenstange vor, die ich in meinem "Grund und Boden", den natürlichen Parquetten meines luftigen Palastes, gefunden. Statt des Fensters war eine bewegliche Leinwandklappe angebracht, welche bei dem geringsten Windstoße auf- und zuflog. Ein grüner Tuchlappen theilte den Innenraum in zwei Gemächer.

 

Das erste Gemach war mein Consultations-, mein Arbeitszimmer und die Apotheke; sein Meublement bestand aus einem alten, unangestrichenen Tische, zwei gleichen Stühlen und zwei Kisten, von welchen die eine zur Aufbewahrung meiner Medicamente, die zweite als Bücherschrank diente; war der Krankenbesuch zahlreich, und dies geschah, wenn eine ganze holländische Farmerfamilie mir in's Haus fiel, so stellten diese Kisten so etwas wie Fauteuils im Ordinationszimmer meiner etwas comfortabler eingerichteten europäischen Collegen vor. Die zweite und etwas kleinere Hälfte meines Zelthauses war meine Küche, meine Speisekammer und Schlafzimmer, sowie das für die Arbeiten meines Dieners bestimmte Local—Arbeiten, die ich mir vorderhand, bevor sich noch ergiebigere Einnahmen eingestellt hatten, nolens volens selbst verrichten mußte. Eine ähnliche splendide Ausstattung hatte mein Lager, auf welchem ich mich ohnehin meistens schlaflos vor Kälte zitternd, zusammenkauerte. Das eleganteste europäische Möbelstück war noch mein von der Reise arg hergenommenes Kofferchen.

 

Um die zu einer Reise in's Innere nöthigen Mittel möglichst bald zu erwerben und den Verpflichtungen, unter denen namentlich die Holitzer Sparcasse mit 300 fl., Herr Hermann Michaelis mit 16 £ St. etc. figurirten, gerecht zu werden, nahm ich mir vor, mich auf das Möglichste einzuschränken und so lebte ich auf Monate hin—als ich auch später eine Wohnung nehmen mußte, in der größten Einfachheit und Zurückgezogenheit; da mich die Theuerung in den Diamantenfeldern sehr erschreckte und mir der geringe Werth des Geldes—denn damals herrschten noch gute Zeiten in jenen Districten—auffiel, besorgte ich mir selbst die Küche. Sobald es dunkel geworden war und die Straßen menschenleer erschienen, besorgte ich meine Einkäufe und versah mich mit dem nöthigen Wasservorrath für den nächsten Tag, theilweise zur Herstellung der Arzneien, größtentheils aber, um allen gewöhnlichen Ansprüchen—und diese waren, wie sich leicht denken läßt, ziemlich mannigfaltige—zu genügen; mußte ich doch das Amt der Waschfrau und Köchin versehen—daß ich mein eigener Leibschneider war, brauche ich nicht weiter hervorzuheben.

 

Ich will die geehrten Leser nicht weiter in die Details meiner Wirthschaft einführen, sondern nur bemerken, daß ich all' dies sehr geheim halten mußte, da das Bekanntwerden dieser Details mir in meinem Ansehen als Arzt sehr geschadet hätte. Mit der Zeit hatte ich nach und nach eine ganz respectable Praxis erworben, deren Ertrag mich schon zu Beginn des Monats October 1872 (ich war am 26. August in den Diamantenfeldern angelangt) in den Stand setzte, meine Verpflichtungen in der Heimat zu tilgen.

 

Allmälich konnte ich mich auch aus meiner Zurückgezogenheit hervorwagen, mir eine kräftigere Kost gönnen, wenn auch meine Wohnung noch für lange hin ein Zelthäuschen verblieb, was wohl etwas unbequem war und manches Ungemach im Gefolge hatte, allein mir in meinem "öffentlichen" Auftreten zu jener Zeit keinen Abbruch that. Meine Praxis war mir dadurch bedeutend erleichtert worden, daß viele Deutsche, die von dem neu angekommenen, deutschsprechenden Arzte hörten, zu mir pilgerten. Damit war auch beiden Parteien geholfen, ich hatte aber noch den Vortheil, meine Kenntnisse in der holländischen Sprache in überraschend kurzer Zeit zu erweitern.

 

Zu der Zeit meines ersten Besuches waren die Diamanten-Fundorte noch nicht von allen den unreinen Elementen so gesäubert, wie es gegenwärtig der Fall ist; viele Abenteurer hatten sich da eingefunden und da die Engländer in dem erst kürzlich zuvor erworbenen Lande noch nicht alle Reformen durchzuführen Gelegenheit gehabt hatten, war die Sicherheit des Eigenthums und selbst des Lebens noch ziemlich problematisch. Den Uebelthätern konnte man aber um so weniger beikommen, als die meisten nach vollbrachter That das Weite suchten und in einer halben Stunde, von den Central-Diamantenfeldern (Dutoitspan, wo ich mich niedergelassen, bildet den östlichen Theil derselben) aus, den Oranje-Freistaat erreichten, wo sie vollständig geborgen waren, da die Regierung des Freistaates den Engländern noch immer ob der Annexion von West-Griqua-Land (d.h. eben der Diamantenfelder) grollte und sich deshalb auch nicht bemüssigt hielt, der englischen Polizei hilfreich die Hand zu bieten. Seitdem aber England die Ansprüche des Freistaates auf diese Provinz mit 90.000 £ entschädigte, haben sich diese Verhältnis selbstverständlich zum Besseren verändert. Unter jenen Abenteurern gab es viele, die sich darin getäuscht sahen, ohne jede Anstrengung in dem Diamanten-Eldorado Reichthümer zu erwerben, und da sie schwere Arbeit scheuten, bildete sich aus ihnen eine lichtscheue Bande, die auch unter der schwarzen Bevölkerung Rekruten und Helfershelfer fand. Gelang es nun auch, einen oder den anderen dieser Wegelagerer dingfest zu machen, so bot die nichts weniger als solide Bauart der Gefängnisse keine Sicherheit gegen Fluchtversuche; die Loslösung einer oder mehrerer Platten der Blechbedachung war keine...

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