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Die drei großen Nordwände der Alpen in Rekordzeit. Unter Mitwirkung von Karin Steinbach

AutorUeli Steck
VerlagPiper Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl288 Seiten
ISBN9783492956369
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Ueli Steck hat die Grenzen des Kletterns verschoben. Kaum ein Alpinist ist an den großen Eis- und Felswänden der Welt so dynamisch und risikobereit unterwegs wie der sympathische junge Ausnahmebergsteiger aus dem Schweizer Emmental. Seine spektakulärste Leistung bisher: die Besteigung der drei großen Nordwände der Alpen in Rekordzeit. In knapp zwei Stunden durchstieg er die Matterhornnordwand, an den Grandes Jorasses stand er nach nur 2 Stunden und 21 Minuten auf dem Gipfel, für die Eigernordwand benötigte er keine drei Stunden. Erstmals lässt er jetzt ein breites Publikum an seinen atemberaubenden Gipfelsprints teilhaben und schildert packend die Herausforderungen, die es in den großen Wänden zu bewältigen gilt.

Ueli Steck, 1976 in Langnau im Schweizer Emmental geboren, galt als einer der weltbesten Extrembergsteiger. Schon mit 17 beherrschte er den 9. Schwierigkeitsgrad im Klettern. Als Achtzehnjähriger durchstieg er die Eiger-Nordwand, dann im Montblanc-Massiv den berühmten Bonatti-Pfeiler. Ein weiterer Erfolg war der sogenannte Khumbu-Express im Jahr 2005, für welchen er vom Klettermagazin »Climb!« zu einem der drei besten Alpinisten Europas gewählt wurde. Seine spektakulärste Leistung bisher: die Besteigung der drei großen Nordwände der Alpen in Rekordzeit. 2009 bestieg er seinen ersten Achttausender, den Gasherbrum II; 2012 den Mount Everest ohne Sauerstoff. 2008 erhielt Steck für seine Leistungen den Eiger Award, 2009 wurde er mit dem Piolet d'Or ausgezeichnet, dem »Oscar des Bergsteigens«, den er 2014 ein zweites Mal erhielt. Im Sommer 2015 bestieg Ueli Steck alle 82 Viertausender der Alpen. Zuletzt plante er die Everest-Lhotse-Überschreitung. Ueli Steck verunglückte am 30. April 2017 tödlich.

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Ausgefeilte Technik und viel Selbstvertrauen


In 2 Stunden und 47 Minuten durch die Eiger-Nordwand


Ein wesentlicher Grund dafür, dass ich mit neunzehn Jahren nach Grindelwald zog, war der Eiger. Mit seinen 3970 Metern thront er majestätisch über dem Ort, ein Bollwerk aus Fels und Eis. Wer nach Grindelwald kommt, kann ihn nicht übersehen. Zwar fehlen ihm ein paar Meter zum Viertausender, doch das macht er mit seiner gewaltigen Nordwand mehr als wett – mit der »Wand der Wände«, die den Betrachter sofort in ihren Bann zieht.

1858 wurde der Gipfel des Eigers zum ersten Mal betreten. Der Ire Charles Barrington überzeugte die Grindelwalder Bergführer Christian Almer und Peter Bohren davon, einen Besteigungsversuch zu machen. Am 11. August überwanden sie von der Wengernalp aus die Westflanke, den heutigen Normalabstieg, und erreichten ohne nennenswerte Probleme um zwölf Uhr mittags den elfthöchsten Gipfel der Berner Alpen. Völlig undramatisch hatten sie den Nimbus der Unersteigbarkeit des Eigers zerstört. Nach zehnminütiger Gipfelrast im Nebel begannen sie den Abstieg, für den sie auf dem gleichen Weg vier Stunden benötigten.

Charles Barrington trat nach dieser Erstbesteigung nicht weiter als Bergsteiger in Erscheinung. Vor allem für Christian Almer aber war die Besteigung des Eigers der Anfang einer großen Bergsteigerkarriere. Als Bergführer gelangen ihm unzählige Erstbesteigungen in den Alpen.

Bereits 1878 standen mit vier jungen Männern aus Thun und Umgebung die ersten Bergsteiger, die ohne Bergführer aufgestiegen waren, auf dem Gipfel des Eigers und lösten damit einen Sturm der Entrüstung und scharfe Kritik in der Presse aus. Was der Eiger bei der Erstbesteigung an Widerstand hatte vermissen lassen, holte er nach, als der Nordost- oder Mittellegigrat, der kühnste der Grate, angegangen wurde. Der erste Versuch war schon 1874 gemacht worden, danach gab es viele weitere, die jedoch alle scheiterten. 1885 wurde der Nordostgrat schließlich erstmals begangen, allerdings im Abstieg, von dem bekannten Schweizer Bergführer Alexander Burgener und seinem österreichischen Gast Moritz von Kuffner. Es sollte dann noch 36 Jahre dauern, bis dem Japaner Yuko Maki mit den Führern Fritz Amatter, Samuel Brawand und Fritz Steuri die spektakuläre Begehung im Aufstieg gelang. Mithilfe einer drei Meter langen Holzstange stiegen sie 1921 über die plattigen Aufschwünge des Grats. Am 10. September um sieben Uhr abends standen die vier Männer auf dem Gipfel. Yuko Maki stiftete aus Freude über den Erfolg dem Führerverein Grindelwald die Mittellegihütte, die 1924 erbaut wurde. Das Originalgebäude kann heute ohne langen Zustieg bei der Station Eigergletscher der Jungfraubahn bestaunt werden; es wurde 2001, nach 77 Jahren, durch eine neue, größere Hütte ersetzt und ist heute ein Museum.

Für die nächsten Bergsteigergenerationen waren die Möglichkeiten am Eiger noch längst nicht ausgeschöpft. In den Dreißigerjahren rückten die Wände ins Blickfeld der Erschließer und wurden zum Ziel junger Alpinisten. Den gewaltigen Nordabstürzen der Hauptkette der Berner Alpen vom Eiger bis zum Lauterbrunner Breithorn widmeten sich insbesondere zwei Männer: der Deutsche Willo Welzenbach und der Schweizer Hans Lauper. 1932 kletterte Lauper mit Alfred Zürcher und den Bergführern Alexander Graven und Joseph Knubel durch die Nordostwand des Eigers. Seine Route war die erste über die Nordseite auf den Gipfel. Für Hans Lauper blieb es nicht die einzige Nordwand: Während seiner Bergsteigerlaufbahn gelangen ihm sämtliche Nordanstiege der Berner Hauptkette einschließlich des Lauterbrunner Breithorns.

An die Durchsteigung der eigentlichen Eiger-Nordwand hatte sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand gewagt. Sie galt, wie die Nordwände von Matterhorn und Grandes Jorasses, als eines der drei »ungelösten Probleme« der Alpen, aus denen später »die drei großen Nordwände« wurden. Dieser Begriff umschrieb die bedeutendsten Routen des gesamten Alpenraums. 1931 war das erste dieser »Probleme« gelöst worden: Nach einer sechstägigen Anreise auf Fahrrädern von München nach Zermatt erkletterten die Brüder Franz und Toni Schmid die 1100 Meter hohe Nordwand des Matterhorns. 1935 folgte die Durchsteigung der Nordabbrüche der Grandes Jorasses durch Rudolf Peters und Martin Meier, die eine Route durch den Nordpfeiler auf die Pointe Croz legten. Blieb noch die Nordwand des Eigers, eine 1680 Meter hohe Bastion aus Fels und Eis, die letzte große Herausforderung in den Alpen.

1935 erfolgte auch dort der erste ernsthafte Durchsteigungsversuch. Die beiden Münchner Max Sedlmayr und Karl Mehringer gelangten am 21. August bis auf das »Bügeleisen«. Vom schlechten Wetter überrascht, mussten sie im seither so genannten Todesbiwak ausharren und starben vermutlich am 25. August. Im folgenden Sommer ereignete sich das wohl bekannteste Drama der Eiger-Nordwand. Die Deutschen Andreas Hinterstoißer und Toni Kurz sowie die Österreicher Edi Rainer und Willy Angerer, die sich zusammengeschlossen hatten, kehrten wegen einer Steinschlagverletzung Angerers bei einsetzendem Schlechtwettereinbruch um. Ihr Abstieg über den vereisten Fels wurde durch den Umstand erschwert, dass sie das Quergangsseil im vierzig Meter langen, nach seinem ersten Überwinder Hinterstoißer benannten Seilzugquergang abgezogen hatten und deswegen weiter über die senkrechten Wandstufen abseilen mussten. Sie hatten sich bereits bis in Rufweite des Streckenwärters der Jungfraujochbahn nach unten gekämpft, als drei von ihnen durch Steinschlag und Neuschneelawinen ums Leben kamen. Toni Kurz, hilflos in überhängendem Gelände im Seil hängend, konnte von den Rettern nicht erreicht werden und starb einen Tag später.

Das daraufhin von der Berner Regierung erlassene Begehungsverbot der Nordwand war juristisch nicht durchsetzbar. Die vergeblichen Versuche und die zahlreichen Toten – im Juni 1938 stürzten die beiden Italiener Bortolo Sandri und Mario Menti ab – ließen den Eiger immer mehr zum Mythos werden. Am 22. Juli 1938 brachen die deutschen Bergsteiger Anderl Heckmair und Ludwig Vörg gegen drei Uhr morgens von ihrem Zeltlager auf den Wiesen am Wandfuß auf. Die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek waren schon einen Tag zuvor eingestiegen und hatten in den Felsen rechts vom Zweiten Eisfeld biwakiert. Weil Harrer keine Steigeisen hatte und sie deswegen Stufen ins Eis schlagen mussten, holten Heckmair und Vörg die beiden bereits um 11.30 Uhr in der Querung zum Bügeleisen ein. Die Deutschen waren bedeutend besser ausgerüstet und trainiert, auch ihre neuartigen zwölfzackigen Steigeisen verschafften ihnen erhebliche Vorteile. Nachdem sie sich zu einer Viererseilschaft zusammengeschlossen hatten, übernahm Heckmair bei zunächst noch guten äußeren Bedingungen die Führung. Doch am späten Nachmittag des 23. Juli schlug das Wetter wieder einmal um. Heftige Gewitter waren die Folge, eine ungemütliche Biwaknacht stand ihnen bevor.

Am nächsten Morgen erwachten sie in einer Winterlandschaft. Eine ungewisse Wetterbesserung abzuwarten erschien ihnen zu riskant, also machten sie sich durch den Sturm auf den Weg, über mit Blankeis überzogene und von Neuschnee bedeckte Felsen. Der »Tag des Anderl Heckmair«, wie Heinrich Harrer später schrieb, hatte begonnen. Die originalen Bilddokumente sprechen Bände: An diesem Tag machte Heckmair das Unmögliche möglich. Er setzte alles ein, seine außerordentliche Physis, sein spezielles Training, seine psychische Stabilität; am Limit kam all das zum Tragen. Er nahm volles Risiko in Kauf, denn ihm war bewusst, es gab nur noch eine Devise: Alles oder nichts. Sie mussten nach oben durchkommen, denn ein Abstieg hätte sicherlich in einer Katastrophe geendet. Sorgfältig sicherten sie, Seillänge um Seillänge stiegen sie höher, so überlegt und effizient wie möglich. Völlig ausgelaugt erreichten Anderl Heckmair, Ludwig Vörg, Fritz Kasparek und Heinrich Harrer am Nachmittag des 24. Juli den höchsten Punkt. Die Eiger-Nordwand war durchstiegen.

Nach einer der außergewöhnlichsten Leistungen in der alpinen Geschichte wurden die vier Bergsteiger im Tal als Helden empfangen – und postwendend von den Nationalsozialisten politisch vereinnahmt. Auch nach den Pionierzeiten des Alpinismus blieb die Wand stets unter Beobachtung der Medien, egal ob es um die erste Winterbegehung, die erste Alleinbegehung, die erste Begehung durch eine Frau, die Direttissima oder weitere neue Routen ging. Obwohl die Kletterei noch unterhalb von 4000 Metern endet, steht die Eiger-Nordwand, was ihren Bekanntheitsgrad betrifft, auf einer Stufe mit den Achttausender-Giganten des Himalaja. Der Höhepunkt der medialen Aufmerksamkeit war 1999 erreicht, als das Schweizer Fernsehen in Zusammenarbeit mit dem deutschen Sender Südwestrundfunk live aus der Eiger-Nordwand berichtete. Die Schweizer Stephan Siegrist, Evelyne Binsack und Hansruedi Gertsch und der Deutsche Ralf Dujmovits durchstiegen die Heckmair-Route mit Helm kameras, zusätzlich waren mehrere fixe Kamerapodeste in der Wand montiert worden. Von Helikoptern aus gefilmte Sequenzen ergänzten die authentischen Bild- und Tonaufnahmen aus der Wand. Zum ersten Mal wurde das Erlebnis einer Eiger-Nordwand-Durchsteigung für mehr als eine Million Fernsehzuschauer hautnah nachvollziehbar.

Auch mich hatte die Eiger-Nordwand früh zu faszinieren begonnen. Als junger Bergsteiger war Heinrich Harrers Die weiße Spinne Pflichtlektüre für mich. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, war mir klar: Wenn du ein richtiger Bergsteiger sein willst, musst du die Eiger-Nordwand klettern. Am Anfang meiner leidenschaftlichen Beziehung zu den Bergen war ich sehr viel im Fels unterwegs, das Sportklettern interessierte mich am...

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