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E-Book

Unternehmensanalyse und strategische Planung

AutorHelmut Kohlert
VerlagKohlhammer Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl208 Seiten
ISBN9783170256071
FormatPDF/ePUB
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis31,99 EUR
Im Customer Relationship Management liefert die Unternehmensanalyse das zentrale Instrumentarium, um die gegenwärtige Situation zu bestimmen. Die strategische Planung schließt sich an und versucht, die erwarteten künftigen Entwicklungen für das Unternehmen nutzbar zu machen. Dazu gehört die Betrachtung von Branche, Markt und Wettbewerb ebenso wie der genaue Blick auf mögliche Schlüsselkunden und sich ergebende Geschäftsgelegenheiten. Die Zusammenfassung dieser Erkenntnisse werden in einem Geschäftsmodell abgebildet, das als Lieferant für neue Ideen, z.B. für die Marktbearbeitung oder die Identifikation neuer Umsatzquellen, herangezogen werden kann. Der Anspruch dieses Buches ist es, die in der Praxis gängigen Methoden in der Unternehmensanalyse darzustellen und daraus die Planung abzuleiten, die den erfolgreichen Fortbestand des Unternehmens sichert.

Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Kohlert leitet das Institut für Marketing und Entrepreneurship an der Hochschule Esslingen. Zudem ist er als Consultant und Trainer für Unternehmen und Organisationen zu Marketingthemen tätig und entwickelt Trainingsprogramme für technische Unternehmen.

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Leseprobe

2          Unternehmen im Branchenumfeld


 

 

 

2.1        Umfeldanalyse


2.1.1      PEST-Analyse als Gesamtbetrachtung


Die PEST-Analyse ist der Ausgangspunkt einer umfassenden Analyse zum Umfeld eines Unternehmens. Sie analysiert die externe Umgebung des Unternehmens und der wirkenden Triebkräfte auf Makroebene:1

•  Politische (»Political«) Einflussfaktoren wie parteipolitischen Konstellationen, die Wirtschaftspolitik und die Handlungsfreiheit der Unternehmen, stellen den übergeordneten Rahmen dar.

•  Wirtschaftliche (»Economical«) Einflussfaktoren wie die derzeitige konjunkturelle Situation, die vorhandene oder die zu erwartende Investitionsneigung und die Entwicklung der relevanten Branchen sind die Grundlage für die Einschätzung der Attraktivität des Marktes.

•  Sozio-kulturelle (»Social«) Einflussfaktoren wie die vorhandene Einstellung zur Leistung, Bedeutung der Teamarbeit, Bedeutung der Arbeit für das persönliche Wohlbefinden, Bildungsstand zeigen z. B. auf, mit welchem Personalentwicklungsbedarf das Unternehmen für welche Funktionen und Aufgaben zu rechnen hat.

•  Technologische (»Technological«) Einflussfaktoren wie der Stand der Technologie, Anzahl von Innovationen.

Oftmals wird die PEST-Analyse von Unternehmen eingesetzt, um im ersten Schritt einen Überblick über einen neuen Auslandsmarkt zu erhalten, in den sie expandieren wollen. Um einschätzen zu können, welche Risiken, aber auch welche Chancen bestehen, kann sie gute Vorarbeiten leisten. Die Ergebnisse können später in der SWOT-Analyse weiterverwendet werden. Zwischen den einzelnen Faktoren in der PEST-Analyse bestehen wechselseitige Abhängigkeiten, so dass eine Änderung in einem Gebiet auch zu Veränderungen in anderen Bereichen führen kann. Das Marktumfeld ist allerdings äußerst umfangreich und so besteht eine der ersten Aufgaben darin, zu ermitteln, welche der Faktoren für das eigene Unternehmen überhaupt vorhanden und relevant sind:

Abb. 2.1: Vorhandene Faktoren aus dem Unternehmensumfeld

Diese Einflüsse auf das Unternehmen werden zusammengefasst und auf mögliche Entwicklungsrichtungen in der Zukunft untersucht. Damit handelt es sich nicht nur um eine Bestandsaufnahme. Es werden Schwerpunkte auf denjenigen Umfeldfaktoren gesetzt, die für das Unternehmen kritisch sind. Hierbei handelt es sich um Umfeldfaktoren, die einzelne »Value Propositions« berühren und den Unternehmenserfolg nachhaltig beeinflussen können:

Abb. 2.2: Relevante (kritische) Faktoren aus dem Unternehmensumfeld

In Ergänzung zur obigen Abbildung (aus Darstellungszwecken vereinfacht) sollten die relevanten Umfeldfaktoren spezifisch dargestellt werden, z. B. mit welchen Entwicklungen in der Gesetzgebung konkret gerechnet wird, die für das eigene Unternehmen relevant sind. Dann stellt sich die Frage, ob die »Value Propositions« des Unternehmens auf kritische Zukunftsentwicklungen treffen:

Abb. 2.3: Umfeld trifft »Value Proposition«

Trifft eine Umfeldentwicklung auf eine »Value Proposition« des Unternehmens, kann dies Auswirkungen auf die Vorgaben zur Zielerreichung, den Ressourceneinsatz sowie die Geschäftsprozesse haben. Daraus können sich dann im positiven Sinne Geschäftsgelegenheiten ergeben, wenn die Umfeldentwicklung nämlich die bestehenden »Value Propositions« begünstigt oder eben umgekehrt. Somit können aus dem Umfeld des Unternehmens neue Geschäftsgelegenheiten ermittelt sowie Gefahrenquellen aufgedeckt werden.

2.1.2      Stakeholder-Analyse zur Ermittlung der Einflussfaktoren


Vor der Umsetzung von Veränderungen im Unternehmen empfiehlt es sich, die Anspruchsgruppen (»stakeholder«) zu identifizieren, die für den Erfolg von Veränderungen entscheidend sein können. Diese Betrachtung erfolgt in Form einer Stakeholder-Analyse.2 Darunter versteht man die Ermittlung der Interessenträger (»stakeholder«) zu einer Fragestellung sowie die Art und Weise der Beziehung.3 Besonders die Unterstützung der wichtigsten Beteiligten und Betroffenen kann zur Erreichung der Projektziele ausschlaggebend sein. Die Mitwirkung dieser Marktakteure ist jedoch nur dauerhaft gesichert, wenn die Projektziele mit den Erwartungen und Bedürfnissen derjenigen vereinbar sind und sie einen persönlichen konkreten Nutzen aus dem Projekt ziehen können:4

•  Als Beteiligte gelten diejenigen Personen und Institutionen, die aktiv in das Projekt einbezogen werden.

•  Betroffene sind demgegenüber nur mit den Auswirkungen des Projektes, z. B. dem Projektergebnis, konfrontiert.

Das Ziel der Stakeholder-Analyse ist, die Bedürfnisse der »stakeholder« und deren Einfluss auf Zielsetzungen oder Strategien des Unternehmens, interne Projekte etc. zu ermitteln und deren Akzeptanz zu steigern. Die Stakeholder-Analyse ist die Basis für Projektplanung, Projektmarketing und für die Risikoanalyse.

Bei der Analyse erfolgt im ersten Schritt die Identifizierung der Personen bzw. Gruppen, die Ansprüche an die Erfüllung der Aufgabe stellen:5

Abb. 2.4: Identifizierung der internen und externen Anspruchsgruppen (»stakeholder«)

Eine bestehende Situation kann im Einzelfall zu völlig unterschiedlichen Interessenlagen führen, selbst dann, wenn diese auf den ersten Blick gleich sein sollten. Dies sei jetzt am Beispiel eines Unternehmens in einer Krisensituation dargestellt, in dem alle »Stakeholder« etwas zu verlieren haben:

•  Die Eigentümer fürchten um den Verlust ihres investierten Kapitals oder gar um die Existenz des eigenen Unternehmens.

•  Die Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz, fürchten zumindest Lohneinschnitte, die im Einzelfall zur persönlichen Existenzgefährdung führen können.

•  Die Lieferanten sehen sich einem erhöhten Risiko des Forderungsausfalls gegenüber und befürchten den Verlust von Kunden. Auch das kann, je nach Grad deren Abhängigkeit vom Kunden, zu einer Existenzgefährdung führen.

•  Kunden befürchten den Verlust einer bewährten Lieferbeziehung durch Existenzverlust des Lieferanten und damit auch einen Verlust von Serviceleistungen.

•  Die Gesellschaft fürchtet um den Ausfall von Steuereinnahmen sowie den Anstieg der Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen aufkommenden sozialen Spannungen.

•  Banken fürchten um Kapitalverlust bis hin zur Existenzgefährdung.

Diese genannten Gruppen sind typische »Stakeholder« eines Unternehmens. Für den Erfolg des Unternehmens ist es entscheidend, ob es gelingt, alle diese annähernd zu befriedigen bzw. für die Veränderungen im Unternehmen einzuschließen.

Im zweiten Schritt erfolgt die Bewertung der Interessen der »Stakeholder«. Eine erste Eingliederung kann in die folgenden Überschriften erfolgen; sie können zur besseren Visualisierung in eine Matrix eingetragen werden. Alle Gruppen werden gesondert bearbeitet:

Abb. 2.5: Akzeptanzmatrix der »Stakeholder« zu einem Vorhaben

•  Die Befürworter benötigen Unterstützung ihrer Meinung, das Angebot zu akzeptieren, um ihre Ideen einzubringen sowie vertrauensbildende Maßnahmen.

•  Den Verbündeten sollte Rat und Unterstützung einerseits angeboten, andererseits auch angenommen haben und ein Konsens sichergestellt werden.

•  Die Unentschlossenen sind empfänglich für eine Bühne, um die eigene Position darzustellen; es ist wichtig, auch Interesse für deren Position zu zeigen und einen Interessenaustausch zu pflegen.

•  Die wirkliche Position der Opponenten sollte geklärt werden, da sie schnell ihre Meinung ändern können und damit nicht verlässlich sind.

•  Den Gegnern sollte man wenig Zeit und Energie schenken, sie aber nicht ignorieren. Transparenz in den Entscheidungen ist hier wichtig, um keine Eskalationen zu provozieren.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Deckblatt1
Titelseite4
Impressum5
Inhalt6
Idee und Konzept der Schriftenreihe »Kundenzentrierte Unternehmensführung«9
Vorwort12
1 Ausgangssituation im Unternehmen14
1.1 Anlässe für die eigene Statusermittlung14
1.1.1 Alarmsignale im Unternehmen14
1.1.2 Problemanalyse-Workshop21
1.2 Analyse der internen Ressourcen mit dem 7-S-Modell24
1.3 Ganzheitliche Analyse des Unternehmens mit dem Geschäftsmodell29
1.3.1 Struktur des Geschäftsmodells29
1.3.2 »Value Proposition« als zentrales Element im Geschäftsmodell35
1.3.3 Durchführung eines »Geschäftsmodell-Workshops«37
1.4 Marketing-Audit41
2 Unternehmen im Branchenumfeld57
2.1 Umfeldanalyse57
2.1.1 PEST-Analyse als Gesamtbetrachtung57
2.1.2 Stakeholder-Analyse zur Ermittlung der Einflussfaktoren60
2.2 Verständnis für die Branchensituation66
2.2.1 Darstellung einer Branche66
2.2.2 Erkennen der Ein- und Austrittsbarrieren in einer Branche68
2.2.3 Erkennen von Dynamiken in einer Branche72
2.3 Branchenstrukturanalyse nach Porter75
2.3.1 Porter’s 5-Forces Analyse75
2.3.2 Durchführung der Porter’s 5-Forces Analyse81
2.4 Substitutionsanalyse86
2.5 Analyse der Wertekette88
3 Markt- und Wettbewerbsanalyse92
3.1 Marktvolumen und Markttrends92
3.2 Lebenszyklusanalyse von Marktangeboten94
3.2.1 Konzept des Produktlebenszyklus94
3.2.2 Reifephase in den traditionellen Industriemärkten100
3.2.3 Zyklen im Technologieumfeld102
3.3 Klassische Wettbewerbsanalyse113
3.4 Benchmarking116
4 Kundenanalyse119
4.1 Klassifizierung von Kunden119
4.2 Management von Kundengruppen123
4.3 Kundenwertanalyse127
4.4 Analyse von Geschäftsgelegenheiten134
4.4.1 »Business Opportunity Analysis«134
4.4.2 Auffinden von »verborgenen Perlen« durch die »Loss-Analyse«138
4.5 Entscheidungsfindung im »Buying Center«141
4.5.1 Rollen im »Buying Center«141
4.5.2 Vertriebsarbeit mit dem »Buying Center«-Konzept144
5 Strategische Marketingplanung148
5.1 Sequenzen der strategischen Marketingplanung148
5.2 Kundensegmentierung und Zielmarktbestimmung151
5.2.1 Aufteilung des Gesamtmarktes in Teilmärkte151
5.2.2 Kundensegmentierung im B2C-Markt und im B2B-Markt153
5.2.3 Bestimmung der Zielmärkte155
5.3 Differenzierung von Marktangeboten158
5.3.1 Differenzierung durch Alleinstellungsmerkmale158
5.3.2 Kernkompetenz und »Value Proposition«161
5.3.3 Vorgehensweise bei der Differenzierung von Marktangeboten165
5.4 Positionierung von Marktangeboten170
6 Strategische Ausrichtung des Unternehmens174
6.1 Vision und Ziele, Kernstrategien und Maßnahmen174
6.1.1 Ausgangspunkt Vision174
6.1.2 Konkretisierung durch Ziele176
6.1.3 Messbarkeit der Ziele durch »Key Performance Indicators«180
6.1.4 Kernstrategien182
6.2 Marketingstrategien im Unternehmen185
6.2.1 Strategien im Überblick185
6.2.2 SWOT-Analyse – Aus Stärken zu neuen Strategieoptionen192
6.2.3 Denkbare Optionen von Strategien195
6.3 Maßnahmen zur Umsetzung von Strategien199
6.3.1 Inhalte der Umsetzung199
6.3.2 Zusammenspiel von Marketing und Vertrieb203
6.4 Strategische Aspekte von Vertriebswegen205
6.5 Controlling bei strategischen Fragestellungen210
Der Autor214
Literaturverzeichnis215
Stichwortverzeichnis218

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