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Straßenbenutzungsgebühren in Städten

Akzeptanz und Mobilitätsverhalten

AutorTina Gehlert
VerlagVS Verlag für Sozialwissenschaften (GWV)
Erscheinungsjahr2009
Seitenanzahl218 Seiten
ISBN9783531918181
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis40,00 EUR
Mobilität ist die Basis unseres Alltags. Individuelle Mobilität lässt uns unsere a- täglichen Aktivitäten verknüpfen - sie macht Ziele erreichbar. Verwirklicht wird sie zu großen Teilen mit dem Pkw. In Europa ist das Auto in wenig mehr als zwei Generationen zu einem Kernbestandteil des Lebens geworden. Es spiegelt die Geschwindigkeit wider, mit der wir leben und den Lebensstil, mit dem wir uns darstellen wollen. Zugleich hat die Verkehrs- und Umweltbelastung insbesondere in Städten ein Ausmaß angenommen, das von der Gesellschaft nicht mehr toleriert wird. Eine zentrale Zukunftsaufgabe ist es daher, die Verkehrsbelastung vor allem in den Städten zu senken ohne die Mobilität zu verlieren. Dafür steht Verkehrspolitikernund Verkehrsplanerneine Reihe von Maßnahmen zur Verfügung. Hohe Akzeptanz ?nden gerade in Deutschland vor allem tech- sche Lösungen, von ef?zienteren Motoren bis hin zu Rußpartikel?ltern und an- ren Technologien, die in begrenztem Maße wirken können ohne dass Menschen ihr Verhalten ändern müssen. Dem gegenüber stehen innovative verhaltensbezogene Maßnahmen, die Anreize für eine nachhaltige und insofern ef?zientere Mobilität schaffen. Dazu gehören beispielsweise Preise für die Benutzung städtischer St- ßen und Autobahnen mit dem Pkw. In Deutschland nur in Fachkreisen diskutiert, haben Städte im europäischen Ausland solche Preissysteme mit starken Wirk- gen bereits eingeführt.

Dr. Tina Gehlert ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Verkehrspsychologie der Fakultät Verkehrswissenschaften der Technischen Universität Dresden.

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Leseprobe
2 Begriffsdefinitionen (S. 27-28)

Straßenbenutzungsgebühren sind ein interdisziplinärer Forschungsgegenstand. Daher beinhaltet diese Arbeit nicht nur psychologische Fachbegriffe, sondern auch Begriffe anderer Disziplinen. Auch wenn hier eine primär psychologische Perspektive eingenommen wird, ist für das Verständnis der Arbeit die Kenntnis aller zentralen Begriffe erforderlich. Daher wird den inhaltlichen Teilen der Arbeit dieses Begriffskapitel vorangestellt, das alle wichtigen Begriffe und deren Verwendung beschreibt. Im Wesentlichen wird auf gut eingeführte Fachbegriffe zurückgegriffen. Daher wird auf eine umfangreiche Begriffsklärung verzichtet. Stattdessen beschränkt sich dieses Kapitel auf eine kurze De.nition der Begriffe wie sie in dieser Arbeit verwendet werden. Im Folgenden werden zuerst die verkehrsbezogenen und anschließend die psychologischen Begriffe definiert.

2.1 Verkehrsbezogene Begriffe

Städtische Straßenbenutzungsgebühren (SGB) sind Gebühren, die vom.ießenden, motorisierten Individualverkehr für die Nutzung der innerstädtischen Straßen erhoben werden. Straßenbenutzungsgebühren werden als Instrument zur Lenkung der Verkehrsnachfrage oder zur Finanzierung neuer Verkehrsinfrastruktur eingesetzt. Bei der Lenkungsfunktion werden die Verkehrsteilnehmer durch die Gebühren motiviert, ihre Pkw-Nutzung zu reduzieren und/oder ef.zienter zu gestalten. In der Folge reduziert sich das Verkehrsaufkommen in dem bepreisten Gebiet und/oder die vorhandene Infrastruktur wird ef.zienter genutzt.

Das Verkehrsaufkommen wird definiert als die Zahl der Fahrzeuge in einem bestimmten räumlichen Gebiet und zeitlichen Intervall (Ammoser &, Hoppe, 2006, S. 23). Relevante Bereiche für die Bestimmung der Lenkungswirkung von Straßenbenutzungsgebühren in Städten sind das bepreiste Gebiet, die Gebietsgrenzen aber auch angrenzende Straßen außerhalb des bepreisten Gebietes. Relevante Zeiträume sind die Wochentage und die Hauptverkehrszeiten. Bei der Finanzierungsfunktion steht die Finanzierung der Straßeninfrastruktur im Mittelpunkt. Durch Straßenbenutzungsgebühren werden zusätzliche Finanzmittel eingenommen und für Infrastrukturprojekte verwendet. Aufgrund der Preisgestaltung, die sich aus der Lenkungs- bzw. Finanzierungsfunktion ergibt, schließen sich diese beiden Ziele teilweise aus.

Um eine Lenkung der Verkehrsnachfrage zu erreichen, müssen hohe Anreize bzw. Gebühren festgesetzt werden. Bei Straßenbenutzungsgebühren mit Finanzierungsfunktion wird dagegen die Höhe der Gebühr niedriger angesetzt, um keine oder nur eine geringe Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmer zu erzeugen und sie so als Gebührenzahler zu erhalten (vgl. Hölzer, 2004). Beide Zielsetzungen sind als Endpunkte eines Kontinuums zu verstehen. Das heißt, dass auch Systeme mit Finanzierungsfunktion Lenkungswirkungen erzielen und umgekehrt. Daraus folgt, dass bei der Implementierung eines städtischen Preissystems immer eine Zielpriorisierung vorgenommen werden muss. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Wirkung von Straßenbenutzungsgebühren auf die Akzeptanz und das Mobilitätsverhalten.

Das bedeutet, dass die Straßenbenutzungsgebühren untersucht werden, die primär zur Verhaltensänderung und damit zur Lenkung der Verkehrsnachfrage konzipiert und eingeführt worden sind. Im deutschsprachigen Raum werden die Begriffe City-Maut oder Innenstadtmaut synonym für städtische Straßenbenutzungsgebühren verwendet. 1 Die Verwendung des Begriffes Maut ist jedoch traditionell mit der Finanzierungsfunktion von Straßenbenutzungsgebühren assoziiert (Aberle, 2003).

Daher wird der Begriff der Stadtmaut bzw. Innenstadtmaut in dieser Arbeit auch nur für die Straßenbenutzungsgebühren mit einer expliziten Finanzierungsfunktion verwendet. Für Straßenbenutzungsgebühren mit Lenkungsfunktion dagegen werden die Begriffe städtische Straßenbenutzungsgebühren oder städtische Preissysteme synonym genutzt. Durch Straßenbenutzungsgebühren werden Gelder vereinnahmt, die zuerst einmal für die Installation und den Betrieb eines solchen Preissystems verwendet werden. Die übrigen Gelder stehen der öffentlichen Hand für andere Aufgaben zur Verfügung. Die Verwendung dieser Gelder wird in der Literatur unter dem Begriff der Einnahmenverwendung diskutiert.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort6
Vorwort8
Zusammenfassung10
Inhaltsverzeichnis14
Tabellenverzeichnis16
Abbildungsverzeichnis19
Abkürzungsverzeichnis21
1 Einleitung22
2 Begriffsdefinitionen26
2.1 Verkehrsbezogene Begriffe26
2.2 Psychologische Begriffe28
3 Straßenbenutzungsgebühren in Städten31
3.1 Norwegen34
3.2 London (UK)41
3.3 Edinburgh (UK)47
3.4 Stockholm (SWE)50
3.5 Der MobilPASS Feldversuch in Stuttgart (GER)57
3.6 Zusammenfassung60
4 Psychologische Erklärungsansätze zu Straßenbenutzungsgebühren66
4.1 Psychologische Akzeptanzmodelle66
4.2 Mobilitätsverhalten72
4.3 Die Beziehung zwischen Akzeptanz und Mobilitätsverhalten83
4.4 Der Einfluss soziodemographischer Faktoren88
5 Fragestellungen und Hypothesen92
6 Methoden97
6.1 Die Sekundäranalyse97
6.2 Das AKTA Feldexperiment103
6.3 Auswertung der Sekundäranalyse118
7 Ergebnisse142
7.1 Akzeptanz von Straßenbenutzungsgebühren142
7.2 Anpassung des Mobilitätsverhaltens152
7.3 Die Beziehung zwischen der Mobilitätsverhaltens- und der Akzeptanzänderung163
7.4 Soziodemographische Unterschiede173
8 Diskussion185
8.1 Akzeptanzänderung als Reaktion auf Straßenbenutzungsgebühren186
8.2 Anpassung des Mobilitätsverhaltens an Straßenbenutzungsgebühren191
8.3 Die Anpassung des Mobilitätsverhaltens als Ursache für die Akzeptanzänderung195
8.4 Soziodemographische Unterschiede200
9 Resümee204
Literaturverzeichnis207
A Anhang226

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