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Homosexualität als Herausforderung an die neutestamentliche Gemeinde

AutorSascha Schmuck
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl89 Seiten
ISBN9783638062640
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Note: 1,2, Theologisches Seminar BERÖA, 60 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit wurde mit dem Titel Homosexualität als Herausforderung an die neutestamentliche Gemeinde überschrieben. Schwerpunkt soll hierbei die praktische Theologie sein. Es stellte sich daher zunächst die Frage nach einer Beurteilung der Homosexualität. Was ist Homosexualität, wie entsteht sie, ist sie genetisch bedingt oder spielen andere Faktoren hierbei eine Rolle? Was sagt die Bibel zur Homosexualität und wie verhält es sich mit der Meinung der großen Kirchen in Deutschland in diesem Thema? Auch die 'Schwule Theologie' sollte kurz betrachtet werden, um sich ein Bild über sie zu verschaffen. Des Weiteren wurde eine Umfrage zum genannten Thema durchgeführt, um eine Tendenzmeldung seitens Gläubiger zu diesem Thema zu erhalten. Dabei sollte beachtet werden, dass die Umfrage keine wissenschaftliche Studie ist. Diese hatte lediglich zum Ziel, die Meinung der Befragten zum gestellten Thema festzuhalten und zu sammeln. Die Umfrage ist jedoch nicht repräsentativ für die gesamtchristliche Landschaft in Deutschland, da hierzu nicht genügend Stimmen gezählt werden konnten. Diese Arbeitschritte waren nötig, da sie darüber entscheiden, ob, und wenn ja, in wie weit eine Änderbarkeit homosexueller Orientierung möglich ist. Was wiederum die Überlegungen in Bezug auf die Seelsorge stark beeinflussen. Daher wurden hiernach seelsorgerliche und therapeutische Konzepte untersucht, die mögliche Therapieformen zu Gunsten homosexueller Menschen darlegen. Diese galt es zu beurteilen, um hieraus mögliche Schlussfolgerungen für die neutestamentliche Gemeinde ziehen zu können. Die vorliegende Arbeit berücksichtigt fast ausschließlich die männliche Homosexualität. Denn trotz gewisser Parallelen zur weiblichen Homosexualität gibt es gleichwohl deutliche Unterschiede zwischen beiden Geschlechtern, zumal ihre Problematik oft anders gelagert ist.

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Leseprobe

2. Begriffsdefinition


 

2.1 Was ist Homosexualität?


 

Edward T. Welch definiert Homosexualität wie folgt:

 

„Gedanken oder Handlungen im Leben eines Erwachsenen, die von einer bestimmten erotischen Anziehung (sexuell, genital, orgastisch) zu Gleichgeschlechtlichen herrühren und die meist, aber nicht zwangsläufig zu sexuellen Handlungen führen.“[2]

 

Demnach meint der Begriff „Homosexualität“ in erster Linie eine Neigung bzw. ein erotisches Empfinden für das gleiche Geschlecht.

 

Das Wort kommt aus dem frühen 19. Jh. und wurde von dem österreichisch-ungarischen Arzt K. M. Kertbeny geformt. Der von ihm geprägte Begriff setzt sich aus dem griechischen homos (gleich, identisch) und dem lateinischen sexus (Geschlecht) zusammen. Was in neuerer Zeit als Homosexualität bezeichnet wird, wurde bis dahin als Sodomia charakterisiert. Dieser Begriff bezeichnet die „Sünde wieder der Natur“, auch „widernatürlich“ genannt. Er ist abgeleitet von Sodom, welches die lasterhafte Stadt der Sünde aus dem Buch Genesis bezeichnet. In Anlehnung zu Genesis 18,20.21 sprach man auch von „Sünde, die zum Himmel schreit“.[3]

 

„Homosexualität“ hat eine größere Bedeutungsvielfalt als auf den ersten Blick erkennbar ist. So kann darunter erst einmal die männliche wie weibliche gleichgeschlechtliche Liebe verstanden werden. Er beschreibt die homosexuellen Empfindungen und Neigungen wie auch die ausgelebte Homosexualität. Unter Homosexualität versteht man auch eine eigene Weltanschauung. Des Weiteren kann er auch eine vorübergehende homoerotische Neigung beschreiben[4], welche pupertätsbedingt und in der sexuellen Orientierung des Betroffenen begründet ist. Auch wenn erzwungene Eingrenzungen eine heterosexuelle Beziehung nicht erlauben, kann sich Homosexualität („situative Homosexualität“) entwickeln (z.B. in Klöstern, Internatsschulen, Gefängnissen).

 

Homosexualität kann aber auch eine Fehlentwicklung meinen (möglicherweise in der Kindheit), welche dazu führte, dass sich der oder die Betroffene (vorübergehend) homosexuell orientierte.[5]

 

Neben dem Begriff der Homosexualität gibt es einen weiteren Versuch, zwischen homosexueller Praxis und homosexueller Liebe (Homophilie) zu unterscheiden, nämlich Homophilie. Der Begriff kommt aus dem psychiatrischen Bereich, um dadurch einer Diskriminierung des Homosexuellen vorzubeugen.[6] Das mag daran liegen, dass man die Homosexualität bis Anfang des 19 Jh. allein auf den sexuellen Akt beschränkte, also das Ausleben der Homosexualität. Heute ist Homosexualität bzw. homosexuell ein weitestgehend wertneutraler Begriff welcher die gleichgeschlechtliche Liebe meint und sowohl die rein emotionale als auch die körperliche Gemeinschaftsebene mit einbezieht.

 

2.2 Der Homosexuelle


 

„Den Homosexuellen“ gibt es nicht. Denn wie bei den Heterosexuellen gibt es auch unter Homosexuellen verschiedene Menschen. In der Vergangenheit wurde viel pauschalisiert und durch falsche Vorurteile homosexuellen Menschen das Gefühl gegeben, dass sie perverse, unliebenswerte und unerwünschte Menschen seien. Dabei gibt es unter ihnen genauso liebenswerte Menschen wie auch unter Heterosexuellen.

 

Es gibt unter ihnen ebenso große Unterschiede wie unter Heterosexuellen.[7] So gibt es Homosexuelle, die sich ausschließlich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlen, was jedoch nicht auf alle zutrifft. Einige tragen seit ihrer Kindheit homosexuelle Gefühle in sich,  andere realisieren erst im zunehmenden Alter ihre „Andersartigkeit“ und beginnen schließlich, diese auszuleben. Wieder andere bezeugen, dass sie phasenweise eine homosexuelle Neigung verspüren, gehen dieser jedoch niemals nach. Es gibt verschiedene Bevorzugungen in Belangen der Partnerwahl. Das kann den Köperbau, die Haarfarbe, den Charakter, das Alter oder andere Bereiche betreffen.

 

Es wäre falsch, einem homosexuell lebenden Menschen vorzuwerfen, es ginge ihm einzig und allein um seine sexuelle Befriedigung. Ebenso gibt es Heterosexuelle, die ein übersteigertes Maß an sexuellem Verlangen in sich tragen, was aber auch hier keinesfalls pauschalisiert werden kann.

 

So gibt es Homosexuelle bei denen die Geschlechtlichkeit eher untergeordnet ist. Bei anderen steht die Sexualität mehr im Vordergrund. Einige wechseln häufig ihre Partner, wieder andere sehnen sich nach einer dauerhaften Beziehung. Unter ihnen gibt es solche, die ein offensichtlich feminines Auftreten haben. Andere wiederum sind eher maskulin und man merkt ihnen ihre Homosexualität nicht an. Das gleiche gilt auch für die weibliche Homosexualität.[8]

 

Neben dem gewöhnlichen Homosexuellen gibt auch den latenten Homosexuellen. Als solchen bezeichnet man einen Mann oder eine Frau, der oder die erst im heranwachsenden Alter nach und nach ihre homosexuelle Neigung entdeckt. Dies geschieht für gewöhnlich durch einschneidende Erlebnisse, die dazu führen, dass der Betroffene sich seiner Gefühle bewusst wird. Latente Homosexuelle verspüren in sich ein „erotisch gefärbtes Verlangen“ zum gleichen Geschlecht, können diese Gefühle aber weder richtig deuten noch zuordnen. Doch können sie mit Hilfe Außenstehender oder durch Eigenreflexion die Gefühle benennen und schließlich ihre homosexuelle Neigung erkennen.[9]

 

Bisexualität bedeutet, dass sich eine Person zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlt. Van den Aardweg schreibt, dass die Mehrheit homosexueller Menschen angibt, sich auch hin und wieder zum anderem Geschlecht hingezogen zu fühlen,[10] wenn auch nicht in gleicher und konstanter Stärke wie zum Gleichen. Er beruft sich hierbei auf seine Erfahrung als Arzt. Demnach gaben von 200 homosexuellen Menschen, mit denen er arbeitete, 70 % an, manchmal heterosexuelle Neigungen zu verspüren. Er selbst geht davon aus, dass die Zahlen in Wirklichkeit vermutlich weit höher anzusiedeln wären.[11]

 

Den Homosexuellen, der keinerlei Reize, weder in sexueller noch  in emotionaler Form zum anderen Geschlecht kennt, nennt Buckley den „extremen Typ eines Homosexuellen“.[12]

 

Die Überlegung, dass Homosexualität ein kulturelles Phänomen ist oder nur in bestimmten Kulturen oder sozialen Gegebenheiten vorkommt, ist heute verworfen. So gibt es Homosexualität bei beiden Geschlechtern, in jeder sozialen Schicht, weltweit und zu allen Zeiten. Es gibt Schätzungen, dass ca. 1/3 - 1/4 der Bevölkerung vorübergehend homosexuell war oder ist.[13] Die Zahlen homosexuell Bleibender pendeln sich bei ca. 4% ein.[14]

 

 2.3 Homosexualität im Wandel der Gesellschaft


 

Beschäftigt man sich mit dem Thema Homosexualität, wird man schnell feststellen, dass es – wie andere Themenbereiche auch – seine „eigene Geschichte“ hat. So ist jegliche Auseinandersetzung mit der Homosexualität in seinem Für und Wider vorgeprägt. Dementsprechend wirft die Diskriminierung homosexueller Menschen in Vergangenheit und Gegenwart ihre Schatten voraus und beeinflusst unweigerlich jede Diskussion, so dass eine sachliche Auseinandersetzung fast unmöglich erscheint. Diese wäre aber von Nöten, da eine pauschale Beurteilung, in welche Richtung auch immer, der Sache in keinster Weise gerecht werden kann.[15]

 

In unserer gesellschaftlichen und kirchlichen Landschaft gibt es immer wieder Vorurteile gegenüber Homosexuellen und ihrer Sexualität, allein wegen ihrer Andersartigkeit. Da man etwas nicht kennt, lehnt man es kategorisch ab.[16] Doch auch das Wissen um den Niedergang antiker Kulturen, in denen Homosexualität als völlig normal galt, veranlasste in der Vergangenheit Geschichts- und Gesellschaftsforscher dazu, Alarm zu schlagen. Stehe doch jede Gesellschaft, die Homosexualität toleriere bzw. auslebe, vor ihrem Untergang.[17]

 

In der heutigen Zeit kann ein Umdenken wahrgenommen werden, so dass immer weniger Opposition laut wird, die sich negativ gegenüber Homosexualität äußert.

 

Homosexuelle wurden in der nationalsozialistischen Zeit geradezu verfolgt.

 

Durch den §175 des Deutschen Gesetzbuchs wurde Homosexualität verboten und als kriminell gewertet.[18] Am 25. Juni 1969 wurde durch eine Gesetzesreform Homosexualität unter Erwachsenen erlaubt.[19]

 

Homosexualität wurde zwischen Erwachsenen erlaubt. Es kam jedoch nicht zu einer Gleichstellung mit der Ehe bzw. heterosexuellen Partnerschaft. 1994 gab es  eine weitere Änderung des Gesetzes. Der § 175 wurde völlig aus dem Gesetzbuch gestrichen. Obwohl die katholische Kirche 1999 deutliche Worte gegen eine homosexuelle Ehe und Partnerschaft fand, durften sich in Hamburg im selben Jahr...

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