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Om mani padme hum

Meine China- und Tibetexpedition

AutorWilhelm Filchner
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl432 Seiten
ISBN9783843803960
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis19,99 EUR
Finanzielle Schwierigkeiten halten Filchner nicht davon ab, sich nach seiner Antarktis-Erfahrung wieder dem Inneren Asiens zuzuwenden. Auf eigene Kosten unternimmt er 1926 seine zweite Tibetexpedition. Auf seiner zweijährigen Reise durch Zentralasien durchquert Filchner die Wüste Gobi und Tibet. Dabei legt er 6000 km zurück und 160 Stationen an, auf denen er geophysikalische Messungen unternimmt. Präzise beschreibt er seine Erfahrungen und Schwierigkeiten bei der Fahrt durch Sumpf, Steppe, Treibsand, Fels und beim Kontakt mit anderen Kulturen - dabei immer auf eins bedacht: die 'Verständigung und Freundschaft unter den Völkern und Frieden in der Welt' aufzubauen.

Wilhelm Filchner (1877-1957) trat als Jugendlicher dem Kadettenkorps bei und wurde Degenfähnrich. Mit 23 Jahren reiste er auf eigene Faust und mit dürftigen finanziellen Mitteln über 'Das Dach der Welt', wodurch er in Bayern berühmt wurde. 1911/12 leitete er, während des Goldenen Zeitalters der Antarktis-Forschung die zweite deutsche Antarktisexpedition zum Wedell-Meer, bei der er das Filchner-Ronne-Schelfeis entdeckte. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Reiseberichte.

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EINLEITUNG


Ende des 19. Jahrhunderts konnte sich noch niemand vorstellen, dass Wilhelm Filchner einmal als Forschungsreisender bekannt würde, dessen Routenaufnahmen und erdmagnetische Vermessung einen bedeutenden Beitrag für die Erschließung noch weitgehend unbekannter Regionen Innerasiens lieferten. Wilhelm, der am 13. September 1877 in München auf die Welt kam, verlor im Alter von vier Jahren seinen Vater Eduard Filchner, einen Mitgründer des Bayerischen Roten Kreuzes. Nachdem sich der Halbwaise in der Schule als ausgesprochener Lausbub erwies und nicht mehr zu bändigen war, wurde Onkel Tambosi aus Südtirol zum Vormund des nunmehr zehnjährigen Knaben bestellt. Der schickte ihn zunächst in ein Pensionat und anschließend in das Bayerische Kadettenkorps. Diese Institution war dem Realgymnasium gleichgestellt und zeichnete sich durch eine straffe Erziehung aus. In dieser Zeit kümmerten sich Thomas Knorr, ein anderer Onkel und Inhaber der Münchner Neuesten Nachrichten (seit 1945 Süddeutsche Zeitung), und dessen Freund und Mitinhaber Georg Hirth um den Jungen. Damals waren das Knorrsche und das Hirthsche Haus beliebte Treffpunkte des Münchner Künstlerlebens, sodass Filchner schon früh mit den renommiertesten Kunstmalern wie Lenbach und Stuck in engen persönlichen Kontakt kam. Obwohl er sich für die Malerei begeisterte und ihm ein unverkennbares Talent attestiert wurde, folgte Filchner dem Wunsch seines Vormunds und schloss als Fünfzehnjähriger mit seinen künstlerischen Ambitionen vollständig ab. Stattdessen konzentrierte er sich nunmehr ganz auf die Militärlaufbahn. Mit dem Reifezeugnis des Kadettenkorps trat er in die Kriegsschule ein, wurde dem 1. bayerischen Infanterieregiment »König« zugeteilt und sechs Monate später zum Degenfähnrich befördert.

Neben dem Militärdrill gab es in München auch angenehme Zeiten, insbesondere den Fasching in der sechswöchigen Fastenzeit zwischen Heilige Drei Könige und Aschermittwoch. Da ging man verkleidet auf äußerst vergnügliche Tanzveranstaltungen in Bierhallen, Hotels oder Kunstmuseen. Auf einem solchen Münchner Faschingsball lernte er die russische Pianistin Pia Müller kennen, die ihn einlud, sie daheim im Kirchspieldorf Poelwe bei Dorpat (heute: Tartu) in Estland für ein Studium der russischen Sprache zu besuchen. Daraufhin belegte er in der Kriegsschule prompt einen Grundkurs in Russisch. Tatsächlich bekam er dann einige Wochen Urlaub, um in der russischen Ostseeprovinz seine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Die Gelegenheit nutzend dehnte er seine Reise über St. Petersburg, Moskau, Nishni-Nowgorod, Kasan und die Wolga abwärts bis nach Samara aus. In Sewastopol auf der Krim war seine Reisekasse soweit reduziert, dass er über Konstantinopel (heute: Istanbul), Sofia, Belgrad und Warschau nach Berlin zurückkehren musste, wo er schließlich völlig mittellos ankam. Das während der Reise erlebte »sorgenarme Landfahrerleben« gefiel Filchner so gut, dass er künftig immer ausgedehntere Reisen unternehmen würde. Die damit verbundene Geldknappheit sollte ihn meistens dabei begleiten.

Die Lektüre der damals aktuellen Schrift von Graf Yorck von Wartenburg über »Rußlands Vordringen in Asien« anlässlich der Besetzung des japanischen Port Arthur im Gelben Meer und der Einrichtung eines Marinestützpunktes im Nordwestpazifik fesselten sein Interesse, sodass er sich ebenfalls auf eigene Kosten nach Osten wenden wollte. Als ihm im Jahr 1900 ein neuer Urlaub auf drei Monate gewährt wurde, nahm er sich die Überquerung des Pamirs bis zur russisch-indischen Grenze zum Ziel.

Im Alter von 23 Jahren brach er mit dreihundert Mark und Empfehlungsbriefen des russischen Gesandten an den russischen Kriegsminister zum »Dach der Welt« nach Zentralasien auf, das Sven Hedin im Reisebericht über seine erste Expedition (1893–1897) so plastisch beschrieben hatte. 1899 war Hedin zu seiner zweiten Expedition nach Zentralasien aufgebrochen. Zunächst hatte Filchner als junger Abenteurer noch keine wissenschaftlichen Ambitionen, sondern nur die Bewältigung der vorgegebenen Strecke vor Augen. Trotz der Belastung durch die Höhenkrankheit bei der Überquerung von drei bis über 4000 m hohen Pässen kämpfte sich Filchner bis nach Pamirski-Post und dann weiter zum chinesischen Grenzposten Chadariasch durch. Dort traf Filchner zufällig auf die Expedition des britischen Archäologen Auriel Stein, der von Indien kommend auf dem Weg nach Kaschgar war. Durch ihn erfuhr Filchner vom sogenannten Boxeraufstand, der von der chinesischen Provinz Schantung ausging und in der Ermordung des Gesandten der deutschen Reichsregierung, Clemens von Ketteler, am 20. Juli in Peking gipfelte. Spontan entschloss sich Filchner, seine geplante Weiterreise nach Indien abzubrechen, um sich stattdessen als Soldat zum chinesischen Kriegsschauplatz zu begeben. In Kaschgar hoffte er, vom russischen Generalkonsul die benötigten Reisepapiere zu bekommen. Auf abenteuerlichem Weg langte er dort an, musste aber dann erfahren, dass er keinerlei Unterstützung für seine Weiterreise auf dem Landweg erhalten würde. Stattdessen wurde ihm geraten, sich nach Konstantinopel zu begeben, um von dort auf dem Seeweg zum Kriegsschauplatz zu gelangen. Nachdem ihn der dortige deutsche Gesandtschaftsarzt für tropendiensttauglich befunden hatte und er an Bord der »Maria Theresia« gegangen war, wurde er kurz nach dem Ablegen ohnmächtig. Der erste Arzt diagnostizierte Typhus, ein zweiter Malaria und Schwarzfieber, weshalb das Schiff in Quarantäne genommen wurde. Schließlich konnte Filchner über Venedig mit der Bahn nach München zurückkehren, wo er als körperlich völlig gebrochener Mensch ankam. Er brauchte sieben Monaten zur Erholung, und erst nach fünfzehn Monaten traten auch keine Schwächezustände mehr auf.

Kaum genesen bewarb sich Filchner zur Teilnahme an der ersten deutschen Südpolarexpedition (1901–1903), die unter der Leitung des Geographen Erich von Drygalski auf dem Schiff »Gauß« über die Inselgruppe der Kerguelen im Südindischen Ozean zum Südpolarkreis vordringen wollte. Sein Ritt über den Pamir bezeugte zwar, dass er zu sportlichen Höchstleistungen fähig war und sich durchbeißen konnte, seine bisherigen Erfahrungen qualifizierten ihn jedoch keineswegs zum Expeditionswissenschaftler, sodass Drygalski ihn zusammen mit vielen anderen Bewerbern ablehnte.

Filchner hatte die Zeit der Rekonvaleszenz indes genutzt, um die überstandenen Abenteuer in seinem Erstlingsreisewerk »Ritt über den Pamir« niederzuschreiben, das 1903 in Berlin herauskam. Sven Hedin, den Filchner im Hause des Geographen Ferdinand von Richthofen in Berlin anlässlich einer Abendeinladung seiner Studenten kennengelernt hatte, verfasste ein Vorwort. Hedin, der auf seiner ersten Expedition vom Pamir aus durch die Wüste Takla-makan nach Tibet gezogen war, hatte auf seiner zweiten Expedition nach Zentralasien (1899–1902) 2000 km auf dem Fluss Tarim bis zum See Lop-nor zurückgelegt. Den anschließenden Versuch, bis nach Lhasa vorzudringen, musste er jedoch aufgeben. Hedin wurde Filchners großes Vorbild, was seine künftigen Expeditionen, Reisebücher und Selbstdarstellung im Allgemeinen anging.

Nicht nur die übliche Leserschaft von Abenteuerromanen und Reiseberichten lobte Filchners Werk, sondern auch der Chef des Großen Generalstabs der Armee, Graf von Schlieffen, gratulierte ihm zu seinem »hochbedeutenden Buch«, das in militärischen Kreisen sehr beachtet wurde. Bei einer persönlichen Begegnung mit Graf von Schlieffen antwortete Filchner auf die Frage, welche Disziplin in der militärischen Laufbahn ihn am ehesten reizen würde: »Das Vermessungswesen und das Studium fremder Völker!« Der Soldatenberuf und die wissenschaftliche Spezialausbildung sah er als die sich glücklich ergänzende Grundlage an, »vermöge derer ein Forschungsreisender seine Aufgabe erfüllen kann.« (Filchner 1950a, S. 41). Auch Prinzregent Luitpold von Bayern fand Gefallen an Filchners Pamirbericht, sodass er ihn mehrfach zu verschiedenen Geselligkeiten wie auch Tafelrunden zu viert in das Nymphenburger Schloss in München einlud.

Um seinen künftigen Lebensplan ausführen zu können, erweiterte Filchner zunächst seine Ausbildung und hörte sowohl 1901 als auch 1903 als Hospitant an der Technischen Hochschule (heute: Technische Universität München) Vermessungskunde bei Prof. Max Schmidt und Geographie bei Prof. Sigmund Günther. 1902 heiratete Filchner die Münchner Apothekertochter Ilse Ostermaier. Dieser Ehe entstammte die Tochter Erika (später verheiratete Schneider).

Als ihm ein längerer Urlaub von achtzehn Monaten in Aussicht gestellt wurde, begann Filchner mit der Planung einer neuen und diesmal wissenschaftlich ausgerichteten Expedition, die in den Jahren 1903 bis 1905 nach China und Osttibet führen sollte. Er ging nach Berlin, wo ihm sowohl Prof. Richthofen als auch Prof. Gustav Hellmann vom Preußischen Meteorologischen Institut bei den systematischen Vorbereitungen halfen. Deren Empfehlungen ermöglichten es, dass er in der Kartographischen Anstalt von Moisel und Sprigade arbeiten konnte und...

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