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E-Book

Zu Besuch beim Kakao

AutorJochen Weber
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl196 Seiten
ISBN9783741286988
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Besuchen Sie mit Jochen Weber den Kakao in Brasilien und erfahren Sie hier detailliertes Hintergrundwissen über den Kakaoanbau vom Keimling bis zur Schokoladenproduktion. Der Text ist mit vielen ansprechenden dokumentarischen Fotos angereichert, die auf einer Kakaofarm und in einem Kakaoforschungszentrum im Herzen des brasilianischen Kakaoanbaus im Bundesstaat Bahia entstanden sind. Kapitel über die eigene Schokoladenherstellung, den Einkauf und die Aufbewahrung von Schokolade sowie über den brasilianischen Schriftsteller Jorge Amado runden das Buch ab. Zielgruppen Das Buch richtet sich an: -alle, die ein echtes Interesse am Thema Kakao haben -alle Schokoladenliebhaber -an Auszubildende und Fachkräfte in der Gastronomie und im Einzelhandel Natürlich ist es auch hervorragend als Geschenkbuch geeignet. Aus dem Inhalt -Etwas Geschichte -Ankunft und Ausbreitung in Brasilien -Die Ankunft in Europa -Erfindungen -Kakaoanbau heute -Unterwegs zur Kakaoküste -Von Arten und Sorten -Kakao - Pflanze und Frucht -Der Kakaobaum -Die Kakaoblüte -Die Kakaoernte und die Fermentation -Kakao trocknen -Die Kakaobohne -Arbeiten im Feld - Die Pflege -Die Menschen der Farm -Klassifikation von Kakao -Schokoladenherstellung -Schokolade einkaufen und aufbewahren -Schokolade selbst gemacht - Einfache Rezepte -Jorge Amado - Der Kakao-Zyklus

Jochen Weber lebt seit März 2013 in Mumbai, Indien, wo er als freier Fotograf, Journalist und Kursleiter für Fotografie arbeitet. Seine Schwerpunkte sind die Reisefotografie sowie Fotoreportagen. Schon früh ist er gern gereist, die Fotografie kam etwas später hinzu. Nach seiner Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler beim Herder Verlag im Jahr 1986 in Stuttgart, arbeitete er zunächst einige Jahre in der Buchhandlung Herder in Rom und ein Jahr lang auf einer Garnelenfarm in Ecuador. Danach war er als internationaler Vertriebsleiter bei den deutschen Verlagen Klett und Kohlhammer tätig. Nach verschiedenen Fotokursen und Fotoreisen besuchte er 2003/04 den Kurs »Sehen lernen« bei Volker Schöbel an der Freien Fotoschule Stuttgart und setzte danach erste eigene Fotoprojekte um. 2009 zog er nach São Paulo, Brasilien, was den Beginn seiner Tätigkeit als Fotograf und Journalist bedeutete. Fast zwei Jahre lang arbeitete er dort am Thema Kaffee.

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Leseprobe

Die Ankunft in Europa

A chegada na Europa

In unterschiedlichen Quellen wird der spanische Eroberer Hernán Cortés als derjenige erwähnt, der die Kakaosamen als erster nach Europa gebracht haben soll. Aber es gibt keine einzige historische Quelle, die diese angebliche Pionierleistung auch belegen könnte. Der Eroberer könnte den Kakao im Jahr 1519 nach Europa geschickt haben. Er sandte damals ein Schiff mit seinem Steueranteil für die spanische Krone in Höhe von 20% seines in Amerika eroberten Reichtums nach Madrid.

Der erhaltene und sehr detaillierte Inventarbeleg der Lieferung enthält aber keinerlei Erwähnung von Kakao. Im Jahr 1528 kam Cortés dann persönlich nach Spanien, um sich am Hof Karls V. vorzustellen. Er präsentierte dort eine erstaunliche Menge an Reichtümern und mexikanischen „Kuriositäten“, wie z.B. einen von Montezumas Söhnen, Jaguare und Albatrosse oder Spieler und Ausrüstung des Spiels „Ullamaliztli“ (auch als „Ulama“ oder „Pok-ta-Pok“ bekannt), des heiligen Sports der Azteken, der mit einem schweren Vollgummiball gespielt wird. So etwas hatten die Europäer noch nie gesehen, und die Geschicklichkeit der Spieler, die den Ball mit der Hüfte spielten, beeindruckte sie sehr. Aber wiederum steht nichts in den Reiseberichten, das auf Kakao oder Schokolade hinweisen würde.

Die erste schriftliche Erwähnung der Ankunft des Kakaos in Europa stammt von den Maya selbst. Diese hatten sich zwar den Azteken unterworfen, waren aber nicht ausgestorben. Eine Delegation einer Mayagruppe aus der Region Alta Verapaz im heutigen Venezuela besuchte 1544 den spanischen Hof und brachte Kakao mit, um daraus Schokolade zu machen. Da es aber in jener Zeit eine Art „See-Brücke“ zwischen Spanien und seinen Kolonien gab, könnten viele der Reisenden inoffiziell Kakao nach Europa gebracht haben. Das Getränk wurde dort entweder als Kuriosum oder als Heilmittel betrachtet. Francisco Hernandez, der Leibarzt des Königs von Spanien, Philipp II., empfahl beispielsweise die Trinkschokolade, um Fieber zu heilen, Bauchschmerzen zu lindern und den Körper an heißen Tagen zu erfrischen.

Diese medizinische Beurteilung des Getränks änderte sich erst mit der Anpassung der (Trink-)Schokolade an den europäischen Geschmack. Aus dem kalten, bitteren und oft gepfefferten Getränk der Indianer wurde in Europa ein heißes, gesüßtes und mich Milch angereichertes Schokoladengetränk. Und durch die Spanier erhielt es zudem einen anderen Namen.

Der Kakaobaum war sowohl bei den Maya als auch bei den Azteken eine heilige Pflanze, ein Sinnbild für den Kreislauf des Lebens. Der aztekische Gott Quetzalcoatl („leuchtende Schwanzfederschlange“) war eine Art Schutzpatron der Pflanze. In den zur Verfügung stehenden Originalquellen nennen die Azteken die Pflanze „cacau“ und, abgeleitet davon, das Getränk aus gemahlenem Kakao und Wasser „cacauatl“. Das ist sinnvoll, denn in „Nahuatl“, der aztekischen Sprache, ist „atl“ das Wort für Wasser. Ein weiterer Name, der sich vom Getränk selbst herleitet, war „xocoatl“, was „bitteres Wasser“ bedeutet. Es war eine Mischung aus Kakao, Wasser, Vanille und Pfeffer und wurde zum Namensgeber unserer Schokolade, die Spanier nannten und nennen sie „chocolate“.

Bei den spanischen Damen im Lateinamerika des beginnenden 17. Jahrhunderts war diese „chocolate“ so beliebt, dass sie nicht mehr ohne das Getränk auskamen. Sie waren sogar davon überzeugt, dass die katholische Messe zu lange dauerte, um ohne ihr Lieblingsgetränk auszukommen, weshalb sie es auch in der Kirche, während der Messe zu sich nahmen. In der Stadt Chiapas Real, heute bekannt als San Cristobal de las Casas im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, beklagte sich der Bischof über das störende Hin und Her der Bediensteten, die ihren Damen die Schokolade brachten. Aber die spanischen Damen wollten nicht auf ihr Getränk verzichten. Der Bischof ergriff danach radikalere Maßnahmen und veröffentlichte eine Bekanntmachung über der Tür der Kathedrale, nach der jeder, der es weiterhin wagte, während der Messe zu essen oder zu trinken, exkommuniziert werden sollte.

Mit dieser Androhung blieb der Dom dann leer, dafür füllte sich aber das Kloster, wo ebenfalls ein Gottesdienst stattfand. Der Bischof aber blieb unnachgiebig und drohte nun, allen Versöhnungsversuchen anderer Geistlicher zum Trotz, alle zu exkommunizieren, die sich weigerten, in den Dom zu kommen. Die Pattsituation zwischen dem Bischof und seiner Gemeinde löste sich dann mit dem Tod des Bischofs auf: Er erkrankte bald nach der Einnahme einer Schokolade und starb schon nach acht Tagen. Diese Episode erzeugte ein Sprichwort, das während des 17. Jahrhunderts in Mexiko oft wiederholt wurde: „Hüte dich vor Chiapas-Schokolade.“ Aufgrund des starken Eigengeschmacks hielt man die Schokolade auf beiden Seiten des Atlantiks für eines der am besten geeigneten Getränke, um Gift darin aufzulösen und zu verabreichen.

1585 kam die erste offizielle Ladung Kakao nach Europa aus Veracruz, heute in Mexiko, und wurde nach Sevilla in Spanien geschickt. Seitdem haben sich weder die Kakaoverarbeitung noch die Rollenverteilung groß verändert: Die Kakaobohnen werden in der Regel in die Abnehmerländer verschifft, nachdem sie fermentiert und getrocknet wurden, aber noch vor der Röstung. Mit der wachsenden Nachfrage nach Schokolade und der Entstehung eines ernstzunehmenden Marktes adoptierten die Spanier eine Form der Verarbeitung und Lagerung der Azteken, wenn sie Kakao auf Reisen mitnahmen. Die gerösteten und gemahlenen Bohnen wurden in eine Tafelform gepresst. Um dann das Getränk herzustellen genügte es, etwas von der Tafel in Wasser aufzulösen. Diese Tafeln hatten aber (noch) nichts mit den Tafeln Schokolade gemein, wie wir sie heute kennen. Sie enthielten nur zerkleinerten und gepressten, bitteren und körnigen Kakao (Kakaokernbruch). Neben dem hinzugefügten Zucker und dem nun warmen Wasser veränderten die Spanier die Art und Weise der Zubereitung des Getränks noch weiter. Um den Schaum herzustellen, den sie auch sehr mochten, entwickelten sie einen eigenen Handmixer namens „molinillo“, einen ca. 30 cm langen Holzstab mit Kugeln und Nuten an seinem Ende. Wenn die Schokolade fertig gemixt war, drehte man darin den „molinillo“ zwischen den Handinnenflächen und bereitete so den Schaum zu, ohne den Kakao mühsam mehrmals von einem Behälter in einen anderen gießen zu müssen.

Ungefähr hundert Jahre lang behielten die Spanier dann die Kontrolle über die Herstellung der Schokolade und ihre Rezepte, d.h. sie monopolisierten die Produktion und den Handel mit Kakao. Das Getränk wurde zwar noch als ein medizinisches Heilmittel betrachtet, aber wegen seines Geschmacks wurde es auch schon gerne ohne die Verschreibung durch einen Arzt getrunken — interessanterweise geschah dasselbe ebenso mit dem Kaffee und dem Tee, und das auch noch fast zur gleichen Zeit! Im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts reisten neben den Händlern fast nur Adlige und Geistliche. Adlige wurden in andere Gebiete als Botschafter oder Verhandlungsführer geschickt, und die adligen Familien retteten ihre Allianzen durch arrangierte Ehen und sandten ihre Töchter als Königinnen in andere Königreiche. Geistliche wiederum reisten von einem Kloster zum anderen und erfüllten die Aufgaben, die ihnen von ihren Vorgesetzten oder durch den Papst aufgetragen worden waren. Wahrscheinlich waren all diese Reisenden für die Verbreitung der Schokolade in Europa mitverantwortlich, sie nahmen eine Vorliebe für das Getränk und vielleicht auch etwas Kakao und Utensilien in ihrem Gepäck mit. Es ist ein nicht dokumentierter Teil der Geschichte, viel mehr abgeleitet als direkt schriftlichen Quellen entnommen, aber dennoch ist sie in der Verbreitung des Getränks im Lauf der Zeit deutlich zu erkennen.

Im 17. Jahrhundert gab es in Italien bereits „Schokoladenhäuser“, und das Getränk wurde in jener Zeit auch in den Niederlanden und Belgien bekannt. Im Jahr 1650 eröffnete das erste „Schokoladenhaus“ in London: England war das erste Land, in dem die Schokolade kein ausschließliches Privileg mehr der Aristokratie war, aber sie blieb dennoch sehr teuer. In Frankreich war die wirtschaftliche Bedeutung der Schokolade bereits im Jahr 1659 so groß, dass König Ludwig XIV. dem Kaufmann David Chaillou ein Monopol auf die Herstellung und den Verkauf von Kakao gewährte. Die Konzession besagte unter anderem, dass Chaillou in diverse europäische Länder reisen sollte, um dort nützliche Geheimnisse des menschlichen Körpers zu studieren, einschließlich der angeblichen gesunden Wirkung des Schokoladengetränks. Der Text zeigt, dass Schokolade immer noch als Arzneimittel und noch nicht als Delikatesse betrachtet wurde.

Madame de Sévigné, eine französische Aristokratin des 17. Jahrhunderts, hinterließ eine umfangreiche Sammlung von Briefen. Sie beklagt sich darin, dass ihre Tochter verheiratet sei und zu weit weg lebe und dass sie über keine „chocolatière“ verfüge, den bevorzugten Becher für...

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