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E-Book

Safari durchs Betrügerland

AutorKira Sommer
VerlagTelescope Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl202 Seiten
ISBN9783941139268
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Kenia ist bekannt für seine atemberaubende Tierwelt, kilometerlange Traumstrände und spektakuläre Landschaften. Doch fern der schönen Safariwelt trügt der Schein vom Urlaubsparadies. Machen Sie sich Ihr eigenes Bild und kommen Sie mit auf Safari durchs Betrügerland. Sie werden eine von wahren Begebenheiten inspirierte Welt entdecken, in der Vergewaltiger im Animationskostüm, lustgreise Spendenschwindler und Betrüger mit weißer Werbeweste Touristen jagen. Ihre Pirschfahrt führt Sie durch einen afrikanischen Vergnügungspark, in dem schwarze Stammeskrieger um die Herzen weißer Frauen buhlen, und gibt Ihnen Gelegenheit, einen kritischen Blick hinter die Keniafassade zu werfen. Ihre Mitreisenden bringen keine gefälschten Holzschnitzereien mit nach Hause, sondern Traumata, HIV-Infektionen und geplatzte Lebensträume. Dieses Buch ist ein Lesegenuss für alle, die Afrika im Herzen und Sinn für Humor haben - sich aber nicht mehr vom malerischen Afrika-Kitsch täuschen lassen wollen.

Kira Sommer wollte Anfang der Neunziger nur Ferien in Kenia machen, doch dann wurde sie vom Mitleidsblitz getroffen. Zwanzig Jahre lang reiste sie immer wieder quer durchs Land, verteilte Hilfslieferungen an Kinderheime, Schulen und Krankenhäuser und widmete als Vorstandsmitglied ihre gesamte Freizeit einem gemeinnützigen Verein, um Kindern in Kenia eine bessere Zukunft zu schenken. Dabei ging sie selber durch eine harte Schule und wurde Opfer von skrupellosen Gewalttätern, geschickten Betrügern und malariainfizierten Blutsaugern, die sie fast das Leben gekostet hätten. Heute arbeitet sie als Ghostwriterin für verschiedene Hilfsorganisationen und setzt sich dafür ein, dass Hilfe den Hilfesuchenden hilft - und nicht den Helfenden ...

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Leseprobe

Verliebt, Verlobt, Verlogen

Mir wurde leider erst nach meiner Hochzeit bewusst, dass ich eine Kreissäge geheiratet hatte. Eine hübsche zwar, aber leider eine ohne Knopf zum Ausschalten. Meine schöne, schlanke, schlaue Frau kritisierte mich in einer Tour, es verging kein Tag ohne Dauerbelehrung von dieser Blondine, hinter deren Schlafzimmeraugen kein Funken Intelligenz wohnte.

Ein paar Jahre sind seit unserer Hochzeit vergangen, ohne dass ich es bemerkt habe. Ich lasse meine Frau in Ruhe, versorge sie, beschwere mich nie. Im Prinzip hatte ich sie nur geheiratet, um nicht als Ladenhüter zu enden oder mich in einer dieser Verkupplungssendungen zum Deppen machen zu lassen. Unsere Ehe ist ideal für meine Frau und wann immer sie einen Blick auf unsere gemeinsamen Papiere wirft, wirkt sie glücklich. Sehr glücklich. Sie wartet nur darauf, dass meine Eltern ins Grab steigen und der Bauernhof samt der vielen Hektare Land uns gehören wird. Die Wartezeit versüßt sie sich mit ihren Liebhabern und wirft mein Geld zum Fenster heraus, wenn sie sich nicht gerade wieder vorm Spiegel bewundert und ihr Püppchenimage pflegt.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als ich wütend die Heugabel in die Ecke schmiss, einen extragroßen Dreckfleck im Wohnzimmer hinterließ und meinen Koffer packte: Es war bitterkalt, mein Atem glich einer dampfenden Raucherlok. Seit Stunden schuftete ich im Schweinestall und fraß innerlich all meinen Frust in mich hinein, damit er weg war. Plötzlich schmiss sie ihre Kreissäge an und schlüpfte in die Gestalt eines Schepperweckers, der sogar meine armen Schweine hochschrecken ließ:

„Friiiiiiitz, wage es nicht, mit deinen stinkenden Stallklamotten in mein Haus zu stiefeln! Zieh sie gefälligst vor der Tür aus, ehe du mir mein Frühstück machst, verstanden?“

Es reichte! Das war ja nicht zum Aushalten! Ich konnte doch mein Leben nicht tagtäglich auf einem Bauernhof verschwenden und mich über den Anblick einer Ehefrau ärgern, die nichts außer Kritik für mich übrig hatte. Nicht einmal meine geliebten Schweine mochten diese Frau!

Gefrustet, genervt und gekränkt flog ich nach Ostafrika. Mehr als ein einfaches Hotelzimmer in einer kleinen Touristenanlage mit anständiger Küche brauchte ich nicht. Mit einem Tusker-Bier in der Hand ließ es sich abends an der Hotelbar gut leben. Jeder Schluck war ein Genuss. Daheim gab es schon Ärger, wenn ich mir nach einem langen Tag auch nur in Gedanken eine Flasche öffnete … Während ich so da saß und mich selbst bemitleidete, erweckte eine Kellnerin meine Aufmerksamkeit. Donnerwetter, was für ein Prachtweib! Diese glänzende Haut, diese strammen Waden, diese großen Hände, dieses Funkeln in den pechschwarzen Augen. Noch nie zuvor hatte ich eine so wunderschöne Frau gesehen. Ich liebe Pfundsfrauen, an denen ordentlich Fleisch dran ist. Und davon hatte diese Kenianerin mit den lustigen Zöpfchen mehr als reichlich. Mit meinen hungrigen Augen verfolgte ich sie auf Schritt und Tritt. In meiner Fantasie sah ich uns durch den Schweinestall tanzen und mit unseren vielen kleinen Bauernkindern fröhliche Lieder singen. Sie anzusprechen, das traute ich mich nicht, aber allein ihr Anblick weckte die Sehnsucht in mir, diese Frau zu lieben.

Unweit meines kleinen Hotels befand sich ein Einkaufszentrum, in das ich bequem zu Fuß schlappen konnte. Fast so wie bei uns auf dem Dorf: Es gab einen Supermarkt mit einem lustigen Inder an der Kasse, es gab mehrere kleine Läden mit Dingen, die kein Mensch braucht. Es gab ein kleines Café mit lästernden Gästen und es gab einen Schmuckladen, in dem ich ein Geschenk für die Kellnerin suchte. Es war schwer, etwas Passendes zu finden. Die Dame hatte bunte Perlen um den Hals getragen und noch buntere Armreifen am Arm klappern. Gold? Silber? Woher sollte ich denn wissen, was das Herz dieser Frau hüpfen ließ? Eine junge Dame mit einem kecken Verkäuferblick half mir und gemeinsam entschieden wir uns für eine hübsche Goldkette, die in einem bunten Beutelchen verschwand. Mutig ging ich am Abend an die Bar, bekam ganz ohne Bestellung mein Bier und steckte der Kellnerin in einem unbeobachteten Moment das Beutelchen zu. Ganz so unbeobachtet war es allerdings doch nicht, denn sie bedankte sich mit einem bezaubernden Lächeln, das mir prompt den Schlaf raubte.

Am nächsten Tag steckte sie mir ein Zettelchen zu, auf dem ihre Telefonnummer geschrieben stand. Zwei Tage später verabredeten wir uns am Strand. Sie hieß Gladys und trug meine Kette. Sie war überhaupt nicht schüchtern und knutschte wild mit mir herum, als wir im Meerwasser herumtollten und uns wie Kleinkinder aufführten. Was danach kam, war allerdings nichts für Kinder. Unglaublich – mitten im Meer erweckte sie meinen tot geglaubten Luststab zum Leben und machte Dinge mit ihm, die ich in meinen wildesten Träumen nicht zu tun wagte. Wir liebten uns. Wir wollten uns. Mit allen Konsequenzen.

Wieder in Deutschland warf ich meine Frau samt ihrem Liebhaber erst aus unserem Bett und dann vom Hof. Gladys rief ich regelmäßig an, verwöhnte sie mit Komplimenten und schickte ihr ein bisschen Geld, wann immer sie mich darum bat. Ich fand einen jungen Gehilfen, der sich um meine Schweine kümmerte und es mir erlaubte, nach diesem tüchtigen Frühjahresputz in meinem Leben wieder zu meiner Gladys zu fliegen. Dieses Mal wollte sie, dass ich das echte Kenia kennenlernte und mit ihr gemeinsam in einem Dorf namens Ukunda unter ihrem Blechdach wohnte. Zum Glück hatte ich all meine Ansprüche daheim gelassen. Schön war es in dem stickigen Dreckloch nicht, aber ich brauchte nichts weiter als meine Gladys. Sie kochte für mich und fütterte mich mit Maisbrei, ließ mich an ihren Hühnchenknochen knabbern und erfüllte mir all meine erotischen Träume. In einem hoffnungslos überfüllten Bus fuhren wir über Stock und Stein zu ihrer Familie aufs Land und alle träumten mit uns von einer gemeinsamen Zukunft. Man zeigte uns sogar, wo unsere zukünftige Lehmhütte stehen sollte. Besonders angetan war ich von der Idee nicht, hier inmitten einer Horde Kenianer in solch einer Behausung zu leben, aber ich schwieg lächelnd und lenkte vom Thema ab, indem ich unsere Geschenke verteilte und in viele zufriedene zahnlose Gesichter blickte. Auf der Rückfahrt nach Ukunda gestand ich meiner Gladys, dass ich sie nie mehr missen mochte. Und so lud ich sie für den Anfang zu mir nach Deutschland ein. Da fiel sie mir um den Hals und erdrückte mich beinah mit ihren Speckrollen, in die ich vorsichtig, aber ganz vernarrt biss.

Drei romantische Monate verbrachten wir auf meinem Hof. Gladys verblüffte nicht nur mich, sondern auch die sonst so muffigen Dorfbewohner. Ihr herzensgutes Wesen machte sie auf Anhieb sympathisch, sodass sie in Deutschland keinerlei Startschwierigkeiten hatte. Und sie sorgte auch immer wieder für den einen oder anderen Lacher: So dachte sie zum Beispiel, dass unsere Windkrafträder zur Warnung für Flugzeuge quer durch die Landschaft aufgestellt wurden. Oder dass ich meine Schweine in meinem Kamin röstete. Ihre naive Art machte sie bei allen beliebt und wir konnten uns vor Einladungen kaum noch retten. Sie war bei all meinen Bekannten von Beginn an gern gesehen und jeder gönnte uns unser Liebesglück. Endlich war Leben in unserem Dorf. Endlich wurden nicht mehr nur die neusten Gerüchte ausdiskutiert. Endlich konnte ich abends mein Bier trinken. Zu meiner Freude unterstellte mir auch niemand, ich hätte mir meine Frau in Afrika gekauft. Ausleihen wollte sie sich auch kein Nachbarsbock. Dafür war sie schlichtweg zu dick. Als Gladys zustimmte, mich zum Mann zu nehmen, war ich der glücklichste Schweinebauer auf Erden. Nur ungern ließ ich sie wieder nach Kenia fliegen. Aber ihre Aufenthaltsgenehmigung war abgelaufen und vor uns lagen lange Monate, in denen wir schrecklich mühsame Behördengänge ertragen und auf uns verzichten mussten, ehe sie endgültig zu mir auf den Hof ziehen durfte.

Um ihr die Wartezeit nicht allzu schwer zu gestalten, mietete ich für mehrere Monate ein ansehnliches Apartment in der Anlage in Kenia, in der wir uns kennengelernt hatten. Sie sollte nie wieder in ihrer Absteige in Ukunda hausen oder sich ihre Füße durchs Kellnern platt treten müssen. Während sich Gladys in Kenia um ihre Papiere kümmerte, renovierte ich meinen Hof. Ich richtete ihr ein eigenes afrikanisches Zimmer ein. Zudem baute ich die Küche um und tat alles, damit sich meine zukünftige Frau richtig wohlfühlen konnte. Auf meinem Hof hingen farbenfrohe afrikanische Batiken, und ich hatte Masken und Trommeln bei einem afrikanischen Händler aufgetrieben, mit denen ich das Wohnzimmer schmückte. Ein Künstler bemalte mir sogar meine Schlafzimmerwand mit einem prächtigen Afrika-Motiv. Ich schickte Gladys einen Sprachkurs nach Kenia und war ganz gerührt, als sie mich am Telefon ihre sprachlichen Fortschritte hören ließ. Ich freute mich so sehr auf Gladys, aber monatelang von ihr getrennt zu sein, hielt ich einfach nicht aus. Ich wollte sie sehen, sie spüren, sie glücklich machen.

Das Schicksal meinte es gut mit mir und ich bekam kurzerhand einen günstigen Flug nach Mombasa. Während der Reise malte ich mir unser Wiedersehen aus. Wie wir uns überglücklich in die Arme fallen, miteinander verschmelzen und uns nie mehr loslassen wollen. Ich hatte mir extra ein frisches Hemd gekauft. Für sie hatte ich einen Diamantring und ein Flugticket nach Deutschland im Gepäck.

Ich strahlte mit der afrikanischen Sonne um die Wette, als ich die Apartmentanlage betrat. Wieder brauchte ich an der Bar nichts zu sagen, denn man stellte mir breit grinsend ein kühles Tusker auf den Tresen....

Blick ins Buch

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