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Von 6893 auf minus 14

Ein Tatsachenbericht zur Besteigung des Ojos del Salado

AutorBjörn Düßmann, Felix Otto
VerlagBDFOBOOKS
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl237 Seiten
ISBN9783955772994
Altersgruppe13 – 
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Am 05.03.2013 reisen Björn Düßmann und sein Bergkamerad Felix Otto gemeinsam in die chilenischen Anden. Ihr Ziel ist es, den welthöchsten Vulkan den ' Ojos del Salado' zu besteigen. Die Reise verläuft jedoch alles andere als geplant... Mit diesem Tatsachenbericht zur Besteigung des Berges und der Beschreibung ihrer persönlichen Eindrücke, gebunden in diesem Taschenbuch/Bildband, liefern die beiden eine mitreißende Schilderung ihrer Reise und laden ein, sie zu begleiten. -Simon Hönnebeck-

Björn Düßmann und Felix Otto Freunde seit Kindertagen und Bergsportpartner

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Leseprobe

8. Die Panne


11.03.2013
Höchste Höhe: 4300m
Schlafhöhe: 4300m


Der nächste Tag ist angebrochen, zur Abwechslung werde ich nicht vor Sonnenaufgang wach. Es ist bereits hell und die Umgebung um unser Auto bereits in warme Sonnenstrahlen getaucht. Der “Rio Lama“ hat kleine vereiste Grasbüschelverzierungen, und die Hügelkette von gestern leuchtet in sattem Orange. Heute beginnt für uns der Tag mit einer Überraschung. Wir packen alles ins Auto und sind bereits halb acht ready weiterzuziehen. Frühstück wird erst einmal nach hinten geschoben. Doch dann passiert, wovor wir immer Angst, aber in dieser Höhe noch nicht gerechnet hatten.


Unser Auto will nicht. Björn dreht den Zündschlüssel um, einmal, zweimal (krächzende Geräusche der Batterie), dreimal, nichts, keine Zündung. Dem Geräusch nach zu urteilen, ist die Batterie nicht leer,

45 Cent ärmer, aber aus der Panne; danke an die chilenischen Tanktransporteure. Unten unsere Vormieterbelege... Sexy!

aber es kommt zu keiner Zündung. Wieder und wieder versucht er es. Nach einer Weile und weiteren 20 Fehlversuchen beschließen wir, zu warten und darauf zu hoffen, dass es sich bei der Ursache um einen zu kalten Motorblock handelt (natürlich absolut schwachsinnig); egal, wir machen die Motorhaube auf und lassen die Sonne auf die Organe unseres Autos brezeln. Eine Stunde später ist der Block spürbar wärmer, und wir versuchen es erneut. Nichts. Dummerweise steht das Auto bergauf, eine Zweitergang- Sprungkopplungszündung kommt für uns in dieser Lage leider nicht in Frage, so dass wir nur die Wahl haben, es weiter mit der Batterie zu versuchen. Irgendwie haben wir die Idee, die Karre anzuschieben und räumen sämtliche Ladung aus dem Auto, um möglichst leicht zu sein. Bei unserer Suchaktion finden wir auch eine Rechnung des “Mundo Sex Shop“ Calama, in dem Ute und Gerd (unsere Vormieter) eben mal 30.000 $ Peso gelassen haben. Scheinbar waren die beiden auf ganz eigene Wüstenabenteuer und Geysirspaß aus. Natürlich ist die Ausräumaktion eine Sisyphusarbeit ohne Sinn. Mittlerweile und eine Minute der Dauerzündung weiter ist die Batterie leer, was uns in eine Sackgasse der Abhängigkeit treibt. Abhängigkeit im Sinne: Wir brauchen einen Abschleppdienst.


Positiver Aspekt der Lage ist, dass die Landstraße parallel zum Fluss verläuft und gerade mal 100 Höhenmeter und 500 Meter Luftlinie von uns getrennt ist. Schichten: Wir beschließen uns abwechselnd eineinhalb Stunden an den Straßenrand zu setzen und auf Hilfe zu warten. Ich beginne die erste Schicht. Oben an der Kreuzung fegt der Wind erbarmungslos über meinen Kopf hinweg. Ich suche Schutz in einem aufgehäuften Kieshaufen am Straßenrand und warte genervt auf Hilfe. 30 Minuten später ist es bereits soweit. Zu meiner Überraschung kommt ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen denn Pass entlanggecruised. Was ein Glück! Die Mitfahrer: Eine junge Familie und ein Tramper, der als einziger Englisch spricht. Ich erkläre ihm die Situation und bitte ihn darum, uns bei den Companeros zu melden, wenn sie den Grenzposten erreichen. „Kein Problem“, versichert er mir, und sie setzen ihre Fahrt fort. Gut gelaunt und zuversichtlich laufe ich den Weg zurück zum Auto. Björn kommt

Nachdem die Molkerei der Laguna Verde leider schließen musste sah Helga keinen Ausweg mehr als den Freitod...

mir auf halber Strecke entgegen. Hey Felix, „ich dreh nochmal ne Runde.“ „Alles klar, ich flack mich ins Auto und döse etwas vor mich hin.“


Plötzlich werde ich aus dem Schlaf gerissen, eine Wurstfingerhand, wie ich sie nun schon oft in diesem Land gesehen habe, klopft gegen die Scheibe. An der Hand hängt ein kleiner dicker Chilene. Björn ruft mir zu, dass er diese zwei netten Herren oben an der Straße getroffen und ihnen mit Händen und Füßen die Situation erklärt habe. Zu meiner absoluten Verblüffung sind die beiden Chilenen mit einem vollbeladenen Tanklaster die schmale Rampe (welche zum 100 Höhenmeter tiefer gelegenen Fluss Lama führt) runtergefahren. Der Dicke probiert sich selbst nochmal am Nissan, kommt aber auch zu keinem Ergebnis. Er lässt sich hochmotiviert und offensichtlich seiner Sache sicher die Motorhaube öffnen. Flux entfernt er die Klappe der Sauerstoffansauganlage und entfernt den Problemverursacher Luftfilter unbeeindruckt. Mit einer lässigen Wegwurfbewegung deutet er uns die Lage. Scheinbar war das Sauerstoff/Gasgemisch nicht in der passenden Konzentration oder anders ausgedrückt, wir hatten zu wenig Sauerstoff für die Zündung im Kolben. Gut, das Hauptproblem ist gelöst. Trotzdem, die Batterie ist leer.


Die beiden haben ein Abschleppseil und bitten uns, einenKarabiner zu bringen, um das selbige an unserem Fahrzeug zu befestigen. Innerhalb von fünf Minuten befinden wir uns auf Straßenhöhe und an einer abschüssigen Stelle. Das Auto läuft nach Sprungkupplungszündung ohne Probleme. Supererleichtert und dankbar freuen wir uns und wollen uns erkenntlich zeigen. Doch die beiden Chilenen lehnen freundlich unser Geld oder Bierangebot ab. Vielmehr ist einer von ihnen an unseren Euromünzen interessiert. Ich überreiche ihm feierlich Münzen im Wert von 45 Cent, über die er sich wie ein kleines Kind, das an Weihnachtsabend das erwünschte Geschenk auspackt, freut. Seine leuchtenden Augen und unser laufender Motor, eine Win Win Situation und sicherlich eine willkommene Abwechslung für die beiden in der Höhe arbeitenden


Laguna Verde und Unterschlupf der Carabineros.

Malocher. Wir verabschieden uns und freuen uns sehr, dass wir unsere Reise noch rechtzeitig fortsetzen können (wir hatten uns schon darauf eingestellt, zwei Tage auf die Pseudo-Cowboys warten zu müssen).


Top Sache, gegen drei Uhr Nachmittag sind wir bereits an der Laguna Verde. Dort bauen wir unser Zelt an einem kleinen Kanal und dessen windgeschützter Senke auf. Das Auto steht an einer abschüssigen Rampe (Straßenrand). Wieder was gelernt. Die Lagune schimmert im satten Türkis vor uns hin, am anderen Ufer Canyon-Charakter. Das ganze wirkt mehr als surreal. Auch die Wellenberge und der Salzüberzug in der Höhe oder die von Schwefel schimmernden Stellen hier und da sind speziell. Wer die Lagune kennt, weiß um das Highlight neben der atemberaubenden Landschaft. Die Rede ist von einer schon seit ewigen Zeiten am Wegrand zu den heißen Quellen (das eigentliche Highlight) platzierte platte Mumienkuh. Man nehme eine Kuh, checkt diese im Schlaf um und wirft dann einen 40t schweren Panzer darauf und voilà: Man hat eine Kuh, wie sie hier bereits steht. (ganz zu schweigen davon, dass man sie noch drei Jahre trocknen und vom Abgammeln bewahren muss).


Das Highlight sind die heißen Quellen neben dem Refugio auf 4250m. Zack, kein Handtuch, keine Badehose, keine Hemmung, ab in den warmen Algentrog. Herrlich, 35 °C warmes Wasser umströmt uns, und ein neben uns aufgebauter Windschutz sorgt dafür, dass wir entspannt 30 Minuten dösen können. Björn wird langsam nervös, die tierbesetzten Algen sind nicht jedermanns Sache. Das Aussteigen aus den fast natürlichen Badewannen jedoch ist eine Sache, die man schnell hinter sich bringen sollte. Der Wärmeübergang fällt bei Wind wesentlich krasser aus als bei purer Kälte und so kommt es, dass man bei einer Umgebungstemperatur von ca. 15° C trotzdem feucht windumströmt ins Schlottern kommt.


Wir beschließen, den nächsten Tag früh morgens auf einen Vorgipfel der “Las Mulas Muertas“ zu steigen. Von unserm Auto aus ist der Weg relativ nah und direkt begehbar. Es heißt früh ins Bett zu gehen,

Ein Bad in der Lagunenpools gehört zum Pflichtprogramm.

um auch früh gegen 4 Uhr morgens losstapfen zu können. Es erwarten uns ca. 1.000 Höhenmeter und eine Maximalhöhe von 5370m. Wir besprechen die Tour, checken die Karte, machen Alternativen aus und entscheiden uns, für morgen den Vorgipfel in Angriff zu nehmen. Wieder lassen wir den Abend, nach Vorbereitung für die anstehende Tour, mit einem Bier und einem Film auf meinem Telefon im Auto ausklingen.

9. Die Panne II


12.03.2013
Höchste Höhe: 5370m
Schlafhöhe: 5200m


Es ist drei Uhr. Wie durch eine unbekannte magische Kraft erwachen wir plötzlich und sind bereit, das Projekt anzugehen. Die Stirnlampen auf, die Rucksäcke geschultert, Stock links, Stock rechts, los geht’s. Wir befinden uns bereits auf 4300 Metern über dem Meer, im Lauf des Tages werden wir diese um weitere knappe 1100m übertrumpfen. Diese Zahlen im Hinterkopf und mit einer ordentlichen Portion Ehrgeiz sind wir bereit, ins Gipfelfighten zu gehen. Der Weg führt uns zunächst in einer Art Querung mit leichtem Aufstieg entlang, nahezu parallel zur Straße. Der Vorgipfel “Cerro Mulas Muertas“ ist nicht weit weg. Wir kommen zügig voran. Schnell haben wir den
vorgelaufenen Pfad entdeckt und bewegen uns mit Hilfe der
sandfarbenen Pfadader zügig gen Cerro. Wir spüren die Temperatur in der Dunkelheit, nichts mehr mit „gemütlich im Zelt liegen“ und “die Beine baumeln lassen“.


Nach den ersten 400 Höhenmetern machen wir eine kurze Snackpause. Was wirklich problematisch daher kommt, sind die kalten Hände. Ich habe Daunen-Handschuhe an (Fäustlinge), zudem befinden sich meine Hände in Innenhandschuhen. Der kalte Wind und...

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