VITTORIO Klostermann

Dieser Verlag veröffentlicht folgende Fachzeitschriften:

Philosophischer Literaturanzeiger

Philosophischer Literaturanzeiger

Herausgegeben von Ulrike Bardt und Stephan Nachtsheim. Der Philosophische Literaturanzeiger ist ein Referateorgan für die Neuerscheinungen der Philosophie und ihrer gesamten Grenzgebiete. Er wendet sich an Philosophen aller Richtungen, Dozenten und Studenten der Philosophie, Bibliotheken der Universitäten, der Institute und Seminare im ...

Rechtsgeschichte (Rg)

Rechtsgeschichte (Rg)

Die Zeitschrift "Rechtsgeschichte" (Rg) erscheint jährlich mit einem Band. "Rg" ist die Zeitschrift des Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main und wird herausgegeben von Thomas Duve und Stefan Vogenauer. Die Zeitschrift befasst sich in Aufsätzen, Berichten, Diskussionen, Foren und Rezensionen mit Themen ...

Romanische Forschungen

Romanische Forschungen

Vierteljahresschrift für Romanische Sprachen und Literaturen. Herausgegeben von Franz Lebsanft und Corneila Ruhe. Die "Romanischen Forschungen" gehören zu den ältesten und renommiertesten Periodika im Bereich der romanistischen Sprach- und Literaturwissenschaft. Sie enthält Aufsätze, Miszellen, Berichte und Buchbesprechungen aus den ...

Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie

Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie

Organ des wissenschaftlichen Bibliothekswesens, enthält auch Mitteilungen des Vereins Deutscher Bibliothekare e.V. Herausgegeben von Klaus Ceynowa, Elisabeth Niggemann und Barbara Schneider-Kempf, vereinigt mit Zentralblatt für Bibliothekswesen. Organ des wissenschaftlichen Bibliothekswesens Enthält auch Mitteilungen des Vereins Deutscher ...

Zeitschrift für philosophische Forschung

Zeitschrift für philosophische Forschung

Herausgegeben von Gerhard Ernst und Christof Rapp. Die Zeitschrift bildet mit ihren Abhandlungen, Berichten und Diskussionen ein lebendiges gemeinsames Forum für alle Problemgebiete, Strömungen und Spezialisierungen der Philosophie in historischer wie systematischer Hinsicht. Hermeneutische und sprachanalytische Philosophie, ...

Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis

Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis

Die Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis(ZpTP) erschien erstmals 1985. Im ersten Vorwort beschreiben die damaligen Herausgeberinnen die Ziele der Zeitschrift: Sie werde die psychoanalytische Forschung, psychoanalytische Theorie und psychoanalytische Klinik verbinden, mit den dort veröffentlichten Artikeln den Einfluss der ...

Zeitsprünge

Zeitsprünge

Herausgegeben im Auftrag des Zentrums zur Erforschung der Frühen Neuzeit von Klaus Reichert. Die Zeitschrift enthält Aufsätze und Monographien zu Philosophie, Literatur, Kunst, Kultur, Recht und Gesellschaft der Frühen Neuzeit Was können, was müssen wir wissen über die Anfänge der Moderne, an deren Ende wir heute stehen? Welches waren ...

Verlags-Vita VITTORIO Klostermann

Vittorio Klostermann und sein Verlag

Von Siegfried Blasche

Dass der Verlag Vittorio Klostermann einen bibliographischen, einen germanistischen, einen romanistischen, einen rechtswissenschaftlichen, ja sogar einen anthroposophischen Veröffentlichungsschwerpunkt hat, ist oft selbst denjenigen nicht gegenwärtig, die ihm nahe stehen. Die Mitglieder der einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen sind geneigt, ihn aus ihrer jeweils eigenen Arbeit her zu identifizieren und die Bandbreite seiner Veröffentlichungen zu unterschätzen. Dass Klostermann jedoch einer der führenden philosophischen Verlage in Deutschland war und ist, und dass philosophische Bücher den hervorragenden Schwerpunkt bilden, dürfte allgemein bekannt sein. Es waren auch zu einem großen Teil Vertreter des Faches Philosophie, mit denen Vittorio Klostermann in den ersten Jahren begann. So ist die allgemeine Geschichte des Verlages und die seines philosophischen Programms nicht voneinander zu trennen und wird zu Beginn dieses Abrisses in einer Zusammensicht behandelt. [...]

Die Skizze der Verlagsgeschichte legt besonderes Gewicht auf die Gründungs- und Konsolidierungsjahre des Unternehmens. Hier liegen die Schnittstellen für die inhaltliche Orientierung und die Grundentscheidungen, um was für eine Art von Verlag es sich handeln sollte. Vittorio Klostermann wusste ziemlich genau, was er wollte und was er nicht wollte. Er wollte jedenfalls einen seriösen und soliden geisteswissenschaftlichen Verlag, der sich nicht verzettelte, sondern übersichtlich blieb, der hohen Standards der Buchproduktion genügte, einen Verlag, der engsten Kontakt zu seinen Autoren hielt, der das verlegerische Risiko berechenbar sein ließ, der sich Moden, z.B. dem zeitweiligen Übermaß an soziologisierender und psychologisierender Literatur, verschloss usw. Nach dem Tod des Gründers am 29. August 1977 konnten seine Söhne das geschaffene Werk so fortführen, wie es übergeben wurde. Es bedurfte in der Folgezeit nur noch einiger Akzentsetzungen, z.B. der Berücksichtigung auch der modernen analytischen Philosophie, um das Unternehmen zeitgemäß zu halten, und einiger Zukäufe, um das Programm abzurunden.

Die Akzente, die der Verlag heute setzt, sind erst zu einer späteren Zeit beurteilbar. Befinden aber lässt sich über seine Bedeutung für die Geschichte der in ihm vertretenen wissenschaftlichen Disziplinen, soweit es sich um die Zeit etwa bis zum Jahr 1980 handelt. Die großen wissenschaftlichen Reihen, die in zuverlässiger Kontinuität von hervorragenden Vertretern des jeweiligen Faches besorgt werden, waren bis zu diesem Zeitpunkt begründet, die große Ausgabe der Schriften Martin Heideggers auf gesichertem Wege.

In jedem Jahr erscheinen gewichtige Monographien, häufig sind es die den jeweiligen Stand der Forschung besonders repräsentierenden Habilitationsschriften jüngerer Gelehrter, so dass der Verlag mit einem gewissen Stolz darauf hinweisen kann, dass sich bei ihm die Erstlingsschriften später dann erfolgreicher Wissenschaftler häufen. Dass Deutschland nicht mehr die weltweit führende Stellung in den Geisteswissenschaften hat, dass neue Entwürfe im Fach Philosophie zur Zeit eher im angelsächsischen Sprachraum entstehen, wirkt sich auch auf die Arbeit des Verlages aus. Er kann nur veröffentlichen, was ihm im deutschsprachigen Bereich auffällt und was ihm angeboten wird. Es gibt aber gegenwärtig ein sehr hohes Niveau im Bereich der Sekundärliteratur, die den Vergleich mit früheren Veröffentlichungen in keiner Weise scheuen muss.

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Zum siebzigsten Geburtstag von Vittorio Klostermann im Jahr 1971 veröffentlichte Friedrich Georg Jünger im Börsenblatt des deutschen Buchhandels seine sehr persönlich gehaltene Laudatio: "Manchmal haben Sie mir gesagt, dass Sie Ihren Verlag in ungünstiger Zeit begonnen haben. Die weisen Leute, die sich mit der Herstellung von Prognosen beschäftigen, rieten von einem solchen Wagnis ab. Solche Leute gackern überall und zu jeder Zeit, doch legen sie niemals Eier. [...] Mir schien an Ihrem Verlag immer gut, daß Sie ihn klein begannen und in den Grenzen und Maßen hielten, die für Sie übersehbar waren. Ihr Verlag war und blieb ein Ein-Mann-Verlag, blieb an Ihre Person gebunden. [...] Es ist so, daß die runden Jahre hervorgehoben und ausgezeichnet werden. Das geschieht nicht nur bei den Geburtstagen und hat seinen Grund nicht in der Länge der Zeit und der Dauer allein, sondern in der Wiederkehr, ohne die es nichts Rundes gibt."

Nun kann der von Vittorio Klostermann gegründete Verlag auf eine siebzigjährige Geschichte zurückblicken, und er ist nach dem Tod von Michael Klostermann, der mit seinem jüngeren Bruder Vittorio Eckard seit 1976 den Verlag geleitet hatte, wiederum ein Ein-Mann-Verlag. Bei aller Übersichtlichkeit der Organisation und der räumlichen Konzentration in der Frauenlobstraße in Frankfurt am Main unterschätzt man immer noch leicht dessen Größe. Es sind insgesamt 1.804 Titel, die bis heute erschienen sind, und von ihnen sind immer noch 1.249 lieferbar.

In der sachlichen Ausrichtung hat es seit der Gründung keine Brüche gegeben, sondern ein kontinuierliches Wachstum. Was hinzu kam, das wuchs gewissermaßen an. Der vor allem nach dem Krieg bestehenden Versuchung, das Verlagsprogramm durch die Aufnahme von Titeln aus zu unterschiedlichen Sachgebieten zu verwässern, wurde bewusst widerstanden. Druckkostenzuschüsse waren kein Grund, Titel aufzunehmen, und Dissertationen wurden nur in Ausnahmefällen akzeptiert. Zwar gibt es Sammelwerke, die zu einem bestimmten Thema Aufsätze vereinigen, und auch Festschriften, aber sie sind die Ausnahme. Das Schwergewicht liegt auf Monographien. In früheren Zeiten, als die durchschnittlichen Verlagsgemeinkosten, die pro Titel anfallen, noch nicht so hoch waren, konnten auch Schriften geringen Umfangs, etwa Reden und Aufsätze, einzeln veröffentlicht werden. Im Vergleich zu anderen Verlagen hat Klostermann im Übrigen stets darauf geachtet, die Preise seiner Bücher in zumutbaren Grenzen zu halten. Auch konnten und können die Autoren sicher sein, dass sie ihre Bücher nicht eines Tages auf den Ramschtischen des modernen Antiquariats wieder finden.

Als das Unternehmen gegründet wurde, hatten mehrere – durchaus schon renommierte – Autoren den Mut, dem neuen wissenschaftlichen Verlag – und d.h. seinem Gründer – ihre Werke anzuvertrauen, und bis auf wenige Ausnahmen blieben sie ihrer Entscheidung auch treu. Sie sorgten dafür, dass ihre Schüler ebenfalls bei Klostermann veröffentlichten, und diese verfuhren dann mit den ihren in gleicher Weise. So ergab sich gewissermaßen von selbst innerhalb der Sparten des Verlages und über sie hinweg ein sachlicher Zusammenhang. Am deutlichsten sichtbar ist dies an der in einem weiten Sinne phänomenologischen Ausrichtung im philosophischen Schwerpunkt des Verlages, mit Namen wie Otto Friedrich Bollnow, Walter Bröcker, Eugen Fink, Hans-Georg Gadamer, Martin Heidegger, Friedrich-Wilhelm v. Herrmann, Hans Lipps, Herbert Marcuse u.a. Daneben aber waren stets auch Autoren anderer Richtungen vertreten, sei es, weil sie schon einen Namen hatten, sei es, weil sie überzeugend empfohlen worden waren, sei es auch deshalb, weil sich der Verleger selbst vergewisserte. Er tat sich etwas darauf zugute, sich mehr die Autoren als die Manuskripte anzusehen, was den schmunzelnden Beifall Hugo Friedrichs fand. Klostermann schrieb in einem Aufsatz über die Verlegerpersönlichkeit, dass weder Lektoren noch wissenschaftliche Gutachten hinreichend seien, die verlegerische Entscheidung herbeizuführen: "Die verlegerische Tätigkeit ist an die Person eines Verlegers gebunden und hat ihr Korrelat in der individuellen Leistung eines Verlegers. Das richtige Verhalten zwischen Autor und Verleger ist ein Vertrauensverhältnis auf Jahre. Es regt an, ermuntert und warnt. Der Verleger wartet mit dem Autor auf den Erfolg, unterstützt bei Angriffen und Mißdeutungen." – Im Börsenblatt apostrophierte man aus Anlass des fünfundsiebzigsten Geburtstages von Vittorio Klostermann sein Unternehmen als einen "wissenschaftlichen Persönlichkeitsverlag reinster und bester Prägung".

Bei älteren Titeln ist der Absatz heute verständlicherweise oft nur noch marginal. Da viele dieser Bücher aber noch lieferbar sind, ist die siebzigjährige Verlagsgeschichte stets gegenwärtig. Sie ist auch denen gegenwärtig, die mit den Büchern des Verlages in ihrem jeweiligen Fachgebiet groß geworden sind. Die meisten Werke haben an aktueller Bedeutung nichts eingebüßt, denn die Forschungsergebnisse in den Geisteswissenschaften werden ohnehin nicht im gleichen Maße durch die Zeit überholt wie in den exakten Wissenschaften. Legt aber ein Verlag überdies noch einen so großen Wert auf die inhaltliche Qualität seiner Veröffentlichungen, wie der Verlag von Vittorio Klostermann, dann sind seine Bücher ein steter Begleiter. Allein schon die über die Jahre hinweg nur wenig modifizierten grauen Umschläge der Bücher und die Schrift der Rückentitel sind ein im Bücherschrank sich abhebendes Markenzeichen. Oft erinnern sie daran, dass diese Bücher die eigene Biographie entscheidend geprägt haben. Viele der Bücher, auf der Seite der Autoren ebenso wie auf derjenigen der Leser, haben über wissenschaftliche Grundorientierungen und Karrieren mitentschieden. Wer bei Klostermann veröffentlicht hatte, war oft genug dadurch schon prädestiniert, an eine Hochschule berufen zu werden.

Ein weiteres Markenzeichen ist das Signet des Verlages, nach dessen Bedeutung oft gefragt wird. Vittorio Klostermann hatte eine gewisse Affinität zur Astrologie und war von einem ihm als jungem Mann gestellten Horoskop sehr beeindruckt. Das eigene Sternbild des Steinbocks verband der Verleger zunächst mit dem seiner Frau, einer Wassermännin. Als dann seine drei Kinder geboren waren, die – mögen es die Sterne so gewollt haben – ebenfalls unter das Zeichen des Wassermanns fielen, fügte er die das Wasser symbolisierenden Doppellinien auch rechts, links und unten dem Signet zu. Dem Verlagssignet ist es übrigens zu verdanken, dass Wilhelm Knappich im Jahr 1967 seine Geschichte der Astrologie dem Verlag anbot, ein Standardwerk, das bislang drei Auflagen erlebte.

Von allgemeinem Interesse ist der exemplarische Charakter der Geschichte dieses Verlages, der mitten in der Wirtschaftskrise im Jahr 1930 gegründet wurde und der mit seinen Autoren große Mühe hatte, die Zeit nach 1933 zu überstehen und sofort nach 1945 wieder zu beginnen; der dann in der Person des Verlegers einen bestimmenden Einfluss auf das Buchwesen nach dem Kriege gewann und sich wesentliche Verdienste um die Wiedergewinnung geisteswissenschaftlicher Standards in Deutschland erwarb.

Der im Jahr 1901 geborene Verlagsgründer Vittorio Klostermann war Buchhändler in der zweiten Generation. Sein Vater Eckard Klostermann trat im Jahr 1900 als persönlich haftender Gesellschafter in die Frommann’sche Buch- und Kunsthandlung in Jena ein und durfte sich fortan als Großherzoglich Sächsischer Hofbuchhändler titulieren. Er übernahm Mitte der zwanziger Jahre die Geschäftsführung der Gesamtfirma von Friedrich Cohen in Bonn, bei der er bereits seine Buchhändlerlehre absolviert hatte. Vittorio Klostermann, der zunächst ebenfalls in der Frommann’schen Buchhandlung angestellt war, folgte im Jahr 1924 dem Vater nach Bonn und arbeitete zunächst im Sortiment und Antiquariat von Cohen. Nebenher hörte er in Bonn und Köln Vorlesungen und ließ sich schließlich für einen Studienaufenthalt in München beurlauben. Eigentlich wäre er gern in das Bankwesen übergewechselt, hier war aber keine Ausbildungsstelle zu finden. So übernahm er im Jahr 1928 die Leitung des geisteswissenschaftlichen Verlags von Friedrich Cohen. Dieser Verlag war aus finanziellen Gründen und vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise schon zu dieser Zeit kaum noch in der Lage, sich größeren Buchprojekten zuzuwenden. Es war der Initiative Klostermanns zu verdanken, dass noch im Jahr 1929 Bücher von Friedrich Dessauer, Moritz Geiger, Martin Heidegger, Karl Mannheim, Walter F. Otto und Max Scheler erscheinen konnten. Karl Mannheim etwa veröffentlichte sein Hauptwerk Ideologie und Utopie auf Betreiben Klostermanns. Walter F. Ottos Die Götter Griechenlands. Das Bild des Göttlichen im Spiegel des griechischen Geistes wäre aber wegen der schwierigen Finanzlage beinahe nicht verlegt worden. Die Einstellung der verlegerischen Tätigkeit Cohens war zu diesem Zeitpunkt schon beschlossene Sache.

Vittorio Klostermann gründete daher am 1. Oktober 1930 in Frankfurt am Main einen eigenen Verlag und ein Antiquariat. Der Verlag von Friedrich Cohen wurde im Jahr 1933 mit allen Beständen und Rechten an Gerhard Schulte-Bulmke verkauft. Ein Kauf durch Vittorio Klostermann schied zum einen aus finanziellen Gründen aus, aber auch deshalb – wie er an Walter F. Otto schrieb –, weil er Elemente enthielt, die er nicht übernehmen und fortführen mochte. – Auch hier gibt es eine rundende Wiederkehr. Die Söhne Vittorio Klostermanns konnten im Jahr 1985 ihrerseits den Verlag von Schulte-Bulmke in ihr Unternehmen integrieren, und so wurden die inzwischen in vielen Auflagen erschienenen, einst von Vittorio Klostermann für Cohen eingeworbenen Bücher Karl Mannheims und Walter F. Ottos gewissermaßen heimgeführt.

In den Jahren bis 1933, in denen der Verlag von Friedrich Cohen eigentlich nicht mehr tätig war, versuchte Vittorio Klostermann – mit Erfolg –, Neuproduktionen bedeutender Autoren dieses Verlages an sich zu ziehen. Es gelang ihm schließlich mit Unterstützung Martin Heideggers, der gern mit dem jungen Verleger zusammenarbeiten wollte, vom Verlag Schulte-Bulmke die Rechte an dem im Jahr 1929 noch bei Friedrich Cohen erschienenen und von Klostermann besorgten Buch Kant und das Problem der Metaphysik und an der Freiburger Antrittsvorlesung Was ist Metaphysik? zu erwerben.

Autoren, die gewissermaßen aus der Konkursmasse Cohen gewonnen werden konnten, waren – neben Martin Heidegger – Hanns Wilhelm Eppelsheimer, Hans Lipps, Walter F. Otto, Karl Reinhardt und Kurt Riezler. Durch den Verleger veranlasst und vermittelt haben in den Jahrzehnten nach der Gründung viele der Autoren einander persönlich kennen gelernt, so etwa Heidegger und Friedrich Georg Jünger. Aus verschiedenstem Anlass kam es zu Treffen auf Heideggers Hütte, in Frankfurt am Main, das ein idealer Halt bei Durchreisen war, in Freiburg i.Br. und nicht zuletzt auf verabredeten Wanderungen. Die Verlagsproduktion wurde den Hauptautoren zugeschickt, und so zeigt die Verlagskorrespondenz vielfältige kommentierende Reaktionen von den verschiedenen Seiten auf die Veröffentlichungen, die für die Orientierung des Verlegers wiederum hilfreich waren.

Es war wesentlich das Vertrauen der Autoren in die Person des Verlegers und deren aktive Beratertätigkeit, die das Wagnis einer Verlagsgründung in der schweren Zeit der Wirtschaftskrise gelingen ließ. Das Fehlen eines – für den jungen Verlag viel zu teuren und aufwendigen – wissenschaftlichen Lektorats wurde durch den intensiven Briefwechsel mit den Autoren kompensiert. Die geisteswissenschaftliche Ausrichtung des Verlages umfasste viele Gebiete, die eine Person für sich allein in keiner Weise abzudecken vermochte, und es war ja ein "Ein-Mann-Verlag". Noch heute sind es wesentlich Autoren und in den jeweiligen Fachgebieten ausgewiesene Freunde, auf deren Kompetenz der Verleger bei seinen Entscheidungen im Zweifelsfall zurückgreifen kann. In seiner Dankesrede zur Verleihung der Ehrendoktorwürde im Jahr 1961 in Freiburg i.Br. hob Vittorio Klostermann, sich selbst und das Risiko des Verlagsgeschäfts einschätzend, hervor: "Ein Verleger ist und bleibt [...] ein Dilettant. Es ist eine merkwürdige Rolle, die er zu spielen hat, daß er ständig Dinge aufgreift, vorantreibt und ihnen zur Realisierung verhelfen muß, über die ihm ein endgültiges Urteil nicht zusteht. Er kann seine Rechtfertigung nur in dem Erfolg seiner Autoren finden."

In besonders verdienstvoller Weise beriet bis zum Jahr 1945 der emeritierte Finanzwissenschaftler Wilhelm Gerloff, von dem insgesamt sechs Bücher – vor allem zur Theorie des Geldes – veröffentlicht wurden, den Verleger. Auf diese Weise erschienen, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne als ein Schwerpunkt des Verlages, eine Reihe von volkswirtschaftlichen Büchern. Gerloff war der letzte gewählte Rektor der Frankfurter Universität vor 1933. – Darüber hinaus zeigt der umfängliche Briefwechsel aus den Anfangsjahren, allen voran der mit Martin Heidegger, Max Kommerell, Hans Lipps, Karl Mannheim, Walter F. Otto und Karl Reinhardt, in wie starkem Maße der Verleger auf seine Autoren zählen konnte. Beratend tätig war anfangs auch Herman Nohl, ein Schüler Wilhelm Diltheys. Als Autor blieb Herman Nohl allerdings beim Verlag Schulte-Bulmke.

In allen Briefen mit seinen Autoren wird auf ein genau bezogenes stabiles Verhältnis von Distanz und Nähe geachtet. Die einzige Beziehung, bei der es zu einem „Du" kam, war die, dazu noch von dritter Seite veranlasste, zu Hugo Friedrich. Meist waren die Briefe der Autoren, z.B. die des Freundes Friedrich Georg Jünger, im Ton persönlicher gehalten als die des Verlegers. Politische Äußerungen während der Nazizeit blieben die Ausnahme. Lediglich Friedrich Georg Jünger ergeht sich gelegentlich in Andeutungen zur geschichtlichen Lage: "In den öffentlichen Proklamationen finde ich immer wieder einen Fatalismus, der mich an die Züge der Lemminge erinnert, die sich ins Meer stürzen." (Februar 1943) – Der Hitlergruß findet sich in der umfangreichen Verlagskorrespondenz lediglich auf amtlichen Schreiben und etwa in dem kleinen Briefwechsel mit Alfred Baeumler, der für das Amt Rosenberg arbeitete. Auf Anwürfe von politischer Seite, dass in einigen Büchern des Verlages auch jüdische Autoren zitiert bzw. in Bibliographien aufgeführt wurden, reagierte Klostermann gelassen und geschäftsmäßig, unter Hinweis auf die internationale wissenschaftliche Reputation des Verlages. Ganz im Unterschied zu der Zeit nach dem Kriege hielt sich der Verleger weitgehend von der politisierten und gleichgeschalteten buchhändlerischen Verbandsebene fern.

Dass es nichts nutzte, gegen nationalsozialistische Machtsprüche zu argumentieren, war Vittorio Klostermann bewusst. Er schrieb an Eduard Baumgarten, der wegen seiner eigenen Veröffentlichung zur amerikanischen Philosophie meinte, man solle die Behörden zugunsten des Vertriebs seines Buches auf den Unterschied zwischen einem guten Amerika und dessen inakzeptablen Präsidenten (Franklin Delano Roosevelt) aufmerksam machen: "Wenn vom Propagandaministerium oder von der Reichsschrifttumskammer einem Verlag die Mitteilung gemacht wird, dass eine bestimmte Literaturgattung unerwünscht und vorläufig oder endgültig einzustellen ist, so besteht für den Verleger nicht die Möglichkeit sich hierüber mit noch so guten politischen Argumentationen hinwegzusetzen." (Brief vom 11. November 1941)

Es dauerte Jahre, bis sich das Verlagsunternehmen selbst trug. Bis zum Jahr 1938 musste die parallele Führung eines Antiquariats zur Deckung der Verlagskosten und des Lebensunterhalts beitragen. Im Jahr 1937 hatte Vittorio Klostermann die Schauspielerin Helene Gries geheiratet. Im Jahr 1939 wurde der erste Sohn Michael geboren. Aus den ersten Kriegsmonaten, in denen Helene Klostermann bei dem bedeutenden Kunsthistoriker Theodor Hetzer in Überlingen wohnte, resultierte deren für den Verlag folgenreiche Bekanntschaft mit den ebenfalls in Überlingen ansässigen Brüdern Jünger, die auf diese Weise auch den Verleger kennenlernten. Friedrich Georg Jünger veröffentlichte seine Bücher ab 1943 im Verlag von Vittorio Klostermann, Ernst Jünger von 1949 bis 1956 und dann noch einmal 1963 (Geheimnisse der Sprache). Hetzer war einer der ersten Autoren des neu gegründeten Verlages. Im Jahr 1935 veröffentlichte er sein Buch Tizian. Geschichte seiner Farbe. Seine Arbeit über Dürers Bildhoheit erschien 1939, Giotto. Seine Stellung in der europäischen Kunst im Jahr 1941.[...]