Gutes Aussehen – beste Wahl?

Neue Studie: Wähler beurteilen die Kompetenz eines Politikers nach dem Aussehen

New York / Heidelberg, 15. Juni 2010

Treffen Wähler wirklich durchdachte und rationale Entscheidungen? Offenbar nicht. Christopher Olivola vom University College London, UK, und Alexander Todorov von der Princeton University, USA, haben festgestellt, dass oberflächliche und non-verbale Aspekte, wie etwa das Aussehen eines Politikers, eine ganz wesentliche Rolle spielen. Ihre Untersuchungen¹ haben ergeben, dass der Wähler die Kompetenz eines Politikers nach dessen Aussehen beurteilt. Demnach lassen sich Wählerentscheidung und Wahlergebnisse zuverlässig voraussagen. Ihre Studie erscheint nun bei Springer in der Online-Ausgabe des Junihefts Journal of Nonverbal Behavior.

Die Wissenschaftler gehen u.a. der Frage nach, wodurch Wähler sich möglicherweise beeinflussen lassen. Dabei fanden sie heraus, dass weniger informierte Wähler, die viel fernsehen, sich eher von der äußeren Erscheinung beeinflussen lassen. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen aus den psychologischen Modellen der Persuasionsforschung.

Nach dem heutigen Stand der Forschung weiß man, dass ein rasches Urteil über die Persönlichkeit eines Kandidaten einzig und allein auf dessen Aussehen basieren kann und somit den Wahlausgang beeinflusst. Mit anderen Worten, die Wahlentscheidung hängt sehr stark vom Aussehen eines Politikers ab. Da sich ein Wähler vor der Wahl durch eine Flut von Informationen hindurcharbeiten muss, ist es keineswegs überraschend, dass er gewissermaßen auch auf mentalen Umwegen zu einer Entscheidung kommt.

Die Autoren geben einen Überblick über die bisher veröffentlichte Forschungsliteratur zum Thema und nutzen dann ein Computermodell zur Identifizierung bestimmter Gesichtszüge, die mit Kompetenzkriterien verknüpft werden. Durch Manipulation des Kompetenzeindrucks, den die Gesichter auf dem Bildschirm vermitteln, können sie deutlich machen, dass der Eindruck von Reife wie auch körperliche Attraktivität die beiden Hauptkriterien sind, nach denen die Probanden die Kompetenz beurteilen.

Die Autoren: „Es ist keineswegs einfach, sich gegen die Macht des ersten Eindrucks zur Wehr zu setzen. Er entsteht schnell und ganz von selbst; er lässt sich daher nur schwer nachkorrigieren. Oft ist es Menschen auch gar nicht bewusst, dass sie andere nach dem Äußeren beurteilen.“

Wie könnte erreicht werden, dass in der Politik Äußerlichkeiten keine so bedeutende Rolle spielen? Die Autoren kommen bei dieser Frage zu folgendem Schluss: „Es ist extrem schwierig, den Fernseh- und Medienkonsum kontrollieren zu wollen. Eine umfassende Aufklärung des Wählers erscheint darum als die bessere Strategie.“

Quelle
1. Olivola CY & Todorov A (2010). Elected in 100 milliseconds: appearance-based trait inferences and voting. Journal of Nonverbal Behavior. DOI 10.1007/s10919-009-0082-

Der vollständige Artikel steht Journalisten als PDF-Dokument zur Verfügung.
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