# Hauptergebnisse des Bildungsbarometers zum Jahr der Mathematik der Öffentlichkeit vorgestellt

Landau, April 2008. Mathematik gehört nach Englisch und Deutsch zu den beliebtesten Fächern von Schülerinnen und Schülern, Ausbildern, Eltern und Lehrkräften. Es ist aber zugleich ein belastetes Fach – so die neuesten Ergebnisse des Bildungsbarometers. Die Befragten haben auch die allgemeine Bildungssituation eingeschätzt: Fazit: Es gibt keine Entwarnung. Nach wie vor wird die Bildungssituation – dargestellt durch den Bildungsindex – von den Eltern mit der Note Vier-Plus eingeschätzt.
Die Befragung wurde online durchgeführt. Zur Auswertung kamen 2550 vollständig ausgefüllten Datensätze.
Das Bildungsbarometer wird vierteljährlich vom Zentrum für empirische pädagogische Forschung (zepf) der Universität in Landau in Kooperation mit der Schülerhilfe (Gelsenkirchen) durchgeführt.
Mehr als die Hälfte der Befragten – auch derjenigen, die nicht „von Berufs wegen“ mit Mathematik zu tun haben – benötigen täglich oder zumindest einige Male in der Woche solide mathematische Kenntnisse, die über eine Anwendung der Grundrechenarten hinaus¬gehen.
Wie schätzen die Befragten die Mathematik ein? Das Fach wird positiv bewertet. Mathematik weist aus Sicht aller Befragten viele gute Seiten auf. Sie ist nicht nur für Fachwissenschaftler ein wertvolles Werkzeug, sie ist eher eine interessante, spannende und doch recht logisch struk¬turierte Herausforderung, und sie wird zugleich als „wichtig“ erachtet.
Mathematik wird als fester Bestandteil der Allgemeinbildung eingestuft. Eine Überbe¬tonung der Mathematik in der Gesellschaft ist nicht zu verzeichnen, ebenso sei Mathematik nicht nur für eine elitäre Gruppe besonders begabter Menschen begreif¬bar, sondern für Jede und Jeden.
Und: Mathematik gehört zu den beliebten Fächern; die Beliebtheit variiert mit dem Schulabschluss, sie ist aber auch in der Gruppe der Personen mit Hauptschulabschluss immer noch mit der Note 2,8 bewertet.
Soweit die eher positiven Seiten!
Mathematik muss aber gelernt werden. Das Bildungsbarometer zeigt, dass in den meisten Fällen eher konservative Stra¬tegien des Lernens im Vordergrund stehen, nämlich solche, bei denen in der Tradition des Unterrichts verblieben wird (Wieder¬holung des Stoffs aus dem Unter¬richt, Nach¬lesen in Aufzeichnungen, Nach¬lesen im Mathematikbuch). Andere Stra¬tegien, näm¬lich Personen einzubeziehen, die aus dem Bekanntenkreis oder der Familie stammen bzw. Mitschüler/innen einzube¬ziehen und sich in der Gruppe vorzubereiten, werden dagegen eher selten genutzt. Hieraus resultiert ein Veränderungsbedarf hinsichtlich des Lernens.
Wie wird die Situation des Unterrichts in Mathematik eingeschätzt? In der Analyse der Daten wird deutlich: Bei den Schülerinnen und Schülern sind es 30,9% und bei den befragten Eltern (welche nicht zugleich Lehrkräfte sind) sind es 15,6%, die ihren Lehrkräften die Note „4“ und schlechter für das Erklären geben. Diese Tat¬sache einer eher geringen Fähigkeit der Lehrkräfte zum Erklären muss nachdenklich stimmen. Auch wenn aus der Sicht der Schülerinnen und Schüler die Erklärungsfähigkeit ihrer Lehrkräfte unter¬schätzt sein mag, dann ist doch damit zu rechnen, dass eine Vielzahl von Schülerinnen und Schülern hinsichtlich dieser Voraus¬setzung in Mathematik unterversorgt sind.
Zugleich geben mehr als 65% der Schülerinnen und Schüler an, Schwierigkeiten in Mathematik zu haben, so dass sie sich erheblich anstrengen müssen. Und: Über 40% der Befragten dieser Gruppe halten Nachhilfe für ein geeignetes Instrument, um die Schwierigkeiten in Mathematik in den Griff zu bekommen. Mehr als 84% der Schülerinnen und Schüler, die Nachhilfe in Mathematik genommen haben, gaben an, ihre Noten durch die Nachhilfe verbessert zu haben.
An das „Lehren und Lernen“ schließt sich unmittelbar die Frage an, wie viel des in der Schule erlernten und dargebotenen mathe¬matischen Stoffes (orientiert an den Stan¬dards der Sekundarstufe I) Erwachsene noch „parat“ haben. Teilweise deutlich über 90% der nicht-lehrenden Personen könnten Sach¬verhalte wie Bruchrechnung, Dreisatz und Prozentrechnung erklären bzw. auch damit operieren und entsprechende Aufgaben lösen. Diese drei Aspekte stellen aber nur einen Aus¬schnitt des bis zum Ende der Sekun¬darstufe I angebotenen Stoffes dar. Wenn das Ergebnis dieses Bildungsbarometers als Hinweis genutzt werden soll, dann muss die Frage gestellt werden, warum die vielen anderen Konzepte (rund 15 weitere Themen¬felder) nicht in der gleichen Art und Weise „hängen geblieben“ sind.
„Die Basis, dass Mathematik ein sehr beliebtes Fach ist, muss viel mehr in der täglichen Arbeit in der Schule genutzt werden. Hierbei spielt die Frage der Förderung durch Lehrkräfte in der weiteren Vermittlung des Faches und beim Abbau von Voreinstellungen eine bedeutsame Rolle. Dabei können Schülerinnen und Schüler einerseits sowie Lehrkräfte andererseits aus dieser Studie einen wesentlichen Schluss ziehen: Dass in der Ausbildung überzeugende Konzepte und Lehrkräfte beim Vermitteln von Mathematik notwendig sind und auch die Strategien zum Lernen von Mathematik überprüft werden müssen. Vieles ist hierbei schon erforscht. Wenn die Fachwissenschaft, die Fachdidaktik und die Bildungswissenschaften dieses Wissen nutzen, dann werden aus dem Jahr der Mathematik und dieser Studie einige wesentliche Konsequenzen gezogen, welche die Mathematik in ihrer nachhaltigen Wirkung verstärken“, so Prof. Dr. Reinhold S. Jäger, der geschäftsführende Leiter des zepf.
Weitere Informationen zur neuesten Befragung des Bildungsbarometers sind dem aktuellen Newsletter (www.bildungsbarometer.de) zu entnehmen.
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Kontakt:

Prof. Dr. Reinhold S. Jäger
Geschäftsführender Leiter
zepf – Zentrum für empirische pädagogische Forschung

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Bürgerstraße 23
D-76829 Landau
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