Glücksspieler in der Spirale frustrierender Verluste

Neue Studie untersucht die Auswirkungen des Glücksspiels auf Psyche und Verhaltensweise

Glücksspieler erleben Beinahe-Treffer weniger als knapp verfehlte Gewinne, sondern eher als frustrierende Verluste. Das so entstehende Frustrationsgefühl stimuliert das Belohnungssystem des Gehirns und fördert das Weiterspielen – ein Mechanismus, der zur Spielsucht beitragen kann. Zu diesem Resultat kommen Mike Dixon von der University of Waterloo in Kanada und seine Kollegen in ihrer neuen Studie, die online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of Gambling Studies erscheint.

Dr. Dixon: „Unsere Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass diese Art Beinahe-Treffer als besonders frustrierende Form von Verlust empfunden werden und nicht, wie bisher angenommen, als eine Art Gewinn verbucht werden. Die Probanden haben gerade in diesem Fall häufig das Bedürfnis, so schnell wie möglich erneut zu spielen, um sich diesem besonders frustrierenden Zustand entziehen zu können.“

Bisher haben Studien gezeigt, dass Beinahe-Treffer dauerhaftes Spielen fördern und Gehirnbereiche aktivieren, die bestimmte Verhaltensmuster verstärken. Wenn ein Beinahe-Treffer als Beinahe-Gewinn verbucht wird, müsste er als angenehm empfunden werden, wird er jedoch als höchst frustrierender Verlust verbucht, müsste das Gegenteil der Fall sein. Dixon und sein Team wollten dem auf den Grund gehen.

Sie ließen 122 Probanden an einem Glücksmaschinen-Simulator spielen; darunter waren 22 Spieler mit unproblematischem Spielverhalten, 37 Risikospieler und 23 Problemspieler. Die Wissenschaftler maßen die Zeit zwischen dem Ergebnis einer Spielrunde und dem Beginn der nächsten Runde und zwar jeweils nach Verlusten, nach Beinahe-Treffern und nach gewonnen Spielen mit unterschiedlich hohen Gewinnsummen. Beurteilt wurde auch das Frustrationslevel der Spieler. Hierzu wurde die elektrische Leitfähigkeit der Haut der Probanden in den verschiedenen Situationen gemessen – denn die elektrische Leitfähigkeit spiegelt die Reaktion der Haut auf psychische Veränderungen wider, die durch Frustration hervorgerufen werden.

Die Analysen ergaben, dass mit zunehmendem Gewinn die Pausen zwischen den Spielrunden länger wurden und das Maß der Erregung stieg. Beinahe-Treffer mit Jackpot-Symbolen auf den ersten beiden Spulen führten zu deutlicheren Reaktionen der Haut als normale Verluste und andere Arten von Beinahe-Treffern. Außerdem hatten die Spieler in diesem Fall das Bedürfnis, so schnell wie möglich wieder zu spielen.

„Durch die Aktivierung der sogenannten appetitiven Komponente des mesolimbischen Belohnungssystems entwickelt sich durch solche Beinahe-Treffer beim Spieler der subjektive, hoffnungsvolle Eindruck, dass der nächste Gewinn unmittelbar bevorsteht“, sagt Dixon. „Dies trägt letztendlich zur Sensibilisierung des Belohnungssystems bei, das bei Suchtverhalten eine Schlüsselrolle spielt.“

Quelle
Dixon MJ et al (2012). The frustrating effects of just missing the jackpot: slot machines near-misses trigger large skin conductance responses, but no post-reinforcement pauses. Journal of Gambling Studies DOI 10.1007/s10899-012-9333-x.

Der vollständige Text steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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