Springer-Fachzeitschrift Behavioral Ecology & SociobiologyHummeln lehren Vögel das Fürchten

Wissenschaftler fanden heraus, wie Hummeln Vogelnester stehlen

Eine neue wissenschaftliche Studie konnte parasitäres Verhalten von Hummeln nachweisen, die in Vogelnester eindringen und sie in Beschlag nehmen. Mit ihrem Summen geben sie eine Art Warnton ab, der die Vögel aus ihrem Nest vertreibt. Die Arbeit von Piotr Jablonski und seinen Kollegen vom Labor für Verhaltensökologie und Evolution an der Nationalen Universität Seoul in Südkorea erscheint online in der Springer-Fachzeitschrift Behavioral Ecology & Sociobiology.

Auffällige visuelle oder akustische Warnsignale oder eine Mischung aus beiden helfen Beutetieren, die Räuber zu vertreiben. Damit zeigen sie, dass sie über chemische oder mechanische Waffen verfügen. Durch die Warnsignale vergessen die Räuber nicht, welche ungenießbare oder giftige Beute sie in Zukunft besser meiden sollten.

Hummeln sind normalerweise Beutetiere der Vögel. Vögel und Hummeln nutzen in Wäldern der gemäßigten Zone Baumhöhlen als Nistplätze. Wahrscheinlich profitieren Hummeln von der Übernahme frisch gebauter Vogelnester, weil sie Baumhöhlen bevorzugen, die mit isolierendem Pflanzenmaterial gefüllt sind.

Jablonski und sein Team untersuchten das wechselseitige Verhalten von Hummeln und Kohlmeisen bzw. Buntmeisen in Nistkästen. Die Wissenschaftler waren besonders daran interessiert zu sehen, ob die Hummeln versuchten, diese Nistkästen zu besiedeln, in die die Vögel frisches Nestmaterial eingebracht hatten. Sie wollten auch herausfinden, ob die Hummeln erfolgreich ihre Warnsignale nutzen konnten, wenn sie die Vogelnester besetzten.

In den Ausläufern der Gwanak-Berge, die den Campus der Universität Seoul umgeben, konnten die Forscher in bis zu 21 Prozent der neugebauten Meisennester Hummeln beobachten, allerdings keine in den Nistkästen ohne Vogelnester.

Die Wissenschaftler führten Experimente durch, bei denen sie den brütenden Vögeln einen Summton von Hummeln vorspielten. Dazu bauten sie ein kleines Gerät, mit dem sie den Summton im Meisennest abspielen konnten. Sie klebten eine tote Hummel auf einen Zahnstocher und klebten diesen auf einen flachen Miniatur-Lautsprecher. Anschließend versteckten sie das Gerät im Nistmaterial, wobei sie die tote Hummel knapp unter der oberen Moosschicht platzierten. Wenn sich ein Vogel näherte, spielten die Wissenschaftler den Summton der Hummel ab und beobachteten die Reaktion des Vogels über eine kleine Kamera im Nistkasten.

Die Vögel reagierten verstört und verließen oft das Nest. Zur Kontrolle spielten die Forscher auch Gesänge häufiger Vogelarten ab. Auf den Kontrollklang reagierten die brütenden Vögel weniger gestresst, was zeigt, dass das Summen den Hummel tatsächlich bei der Besetzung von Vogelnestern hilft.

Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung: „Das Summen scheint den Hummeln tatsächlich zu helfen, Vögel aus ihren frisch gebauten Nestern zu vertreiben. Wir konnten nachweisen, dass ein Warnsignal, von dem man weiß, dass es Räuber davon abhält potenziell gefährliche Beutetiere anzugreifen, dem Beutetier auch helfen kann, den ökologischen Wettbewerb gegenüber seinem Räuber zu gewinnen.“

Quelle
Jablonski, P.G. et al (2013). Warning signals confer advantage to prey in competition with predators: bumblebees steal nests from insectivorous birds. Behavioral Ecology and Sociobiology; DOI 10.1007/s00265-013-1553-2

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