Tisch mit Notizblock und darauf weisenden Händen„Wir schaffen das.“ Ganze drei Jahre ist es nun her, dass Bundeskanzlerin Merkel diesen Ausspruch machte. Seither sind über eine Millionen Hilfesuchender von Syrien, Afghanistan oder dem Balkan nach Deutschland geflüchtet. Alleine im ersten Halbjahr des Jahres 2016 kamen 220.00 Migranten. Im Vorjahr 2015 waren es sogar 1,1 Millionen Schutzsuchende.
Die Ausmaße der Flüchtlingskrise ab 2015 verlangen nach Arbeitskräften und Hilfswilligen. Tausende Freiwillige engagierten sich in Folge dessen im Bildungsbereich, der Medizin oder der Versorgung und Unterbringung der Flüchtlinge. Mit der Masse an Menschen aus fremden Ländern ist man auch mit Kommunikationsschwierigkeiten konfrontiert. Somit ist die Nachfrage nach Übersetzern und Dolmetschern in Flüchtlingsangelegenheiten so groß wie nie zuvor. Sprachbarrieren müssen abgebaut werden.
Doch in welchen Angelegenheiten werden die Dienste von Übersetzern benötigt?
Sprachmittler vor Gericht im Rahmen von Vormundschaftsanträgen, beglaubigte Übersetzungen von Dokumenten und Urkunden, bei Übersetzungsbedarf im Jobcenter, Arztterminen und vielen mehr. Besonders bei Behörden und Ämtern ist ein hoher Bedarf. In all diesen Angelegenheiten werden bestenfalls professionelle, beeidigte Übersetzer benötigt.
Doch was bedeutet eigentlich beeidigt?
Es bedeutet, dass Dolmetscher vor einem Landesgericht oder einem Oberlandesgericht einen allgemeinen Eid abgelegt haben, welcher gesetzlich von allen Gerichten des Bundes anerkannt wird. Es ist sozusagen der Qualifikationsnachweis, der die persönliche Eignung bestätigt. Dieser Qualifikationsnachweis ist wichtig um eine funktionierende Kommunikation zwischen Asylantragssteller und Entscheider zu gewährleisten.
Professionellen Übersetzern kommt so eine wachsende Verantwortung hinzu. Der Bedarf nach Sprachen wie Arabisch, Farsi oder Urdu nehmen zu. Mit Englischkenntnissen ist es meist nicht getan, denn nur ein geringer Teil der Hilfesuchenden beherrschen es wirklich. Doch auch andere Herausforderungen kommen auf den Sprachdienstleister zu.
Welche Ansprüche werden an Übersetzer in Flüchtlingsangelegenheiten gestellt?
Im Hinblick auf das Leid und die Grauen, die viele Flüchtlinge erlebt haben, ist Sensibilität und Empathie nötig. Sie sollten nicht nur professionell und sprachkundig sein, sondern auch verstehen, welche einschneidenden Erlebnisse dem Hilfesuchenden widerfahren sind, denn oftmals haben sie es auch mit Traumata zu tun. Wenn auch sie keine psychologischen Aufgaben übernehmen sollten, ist es doch vonnöten Vertrauenswürdigkeit zu signalisieren um Misstrauen abzubauen. Die Dienste eines professionellen Übersetzers dürfen sich nicht nur auf kühlen Pragmatismus begrenzen.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, kurz BAMF, entscheidet über Asylanträge. Korrekte und vollständige Übersetzung von Fragen und Antworten während eines Interviews sind daher entscheidend. Deshalb bestellt das BAMF professionelle und meist beeidigte Übersetzer. Diese müssen neutral übersetzen und erkennen wenn Aussagen widersprüchlich oder gar falsch sind. In diesen Fällen sind muttersprachliche Übersetzer oft die einzigen, die diesen Ansprüchen gerecht werden können, weil diese sprachliche Details herausfiltern können, um so zum Beispiel einen „falschen Syrer“ zu identifizieren. Zumindest sollte es so sein.
Wie wichtig eine korrekte Übersetzung in Asylangelegenheiten ist zeigen jüngst Fälle in denen fehlerhafte Übersetzungen katastrophale Folgen haben können. Denn viele Übersetzer sind der Aufgabe nicht wirklich gewachsen. Und so kommt es vor, dass Dolmetscher bei einer Antragsstellung schlichtweg fehlerhaft übersetzen oder wichtige Details übergehen. Einige Übersetzer die in Ämtern hinzugezogen werden, beherrschen eben nicht ausreichend Arabisch. Schließlich werden Asylanträge abgelehnt und schlimmstenfalls werden Flüchtlinge wegen einer schlechten Übersetzung abgeschoben.
Der Verein Pro Asyl weist daraufhin, dass mangelhafte Übersetzungsdienstleistungen zu den größten Problemen in deutschen Asylverfahren gehören. Daher sind beeidigte Übersetzer, besonders in den Ämtern, unerlässlich. Oftmals garantiert ihre Professionalität ein erfolgreiches Asylverfahren.
Wenn also die Nachfrage nach Übersetzern und Dolmetschern steigt, sollte man sich ihrer Verantwortung für die Zukunft vieler Asylsuchender in Deutschland bewusst sein. Im Wirbel der Bürokratie sollte man besser auf Pragmatismus verzichten und anstatt Laienübersetzer auf professionelle, beeidigte Dolmetscher setzen. Die Ansprüche sind groß.

Sprachendienst 24 – Macfarlane

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