Zeitung verteidigt sich gegen Kritik an ungleicher Bezahlung

Kritik an FT-Beschäftigungspolitik (Foto: ft.com)

London (pte/06.05.2008/12:02) # Die britische Wirtschaftszeitung Financial Times (FT) http://www.ft.com hat zugegeben, ihren weiblichen Beschäftigten weniger zu bezahlen als den männlichen Kollegen. Dan Bogler, Managing Editor bei der FT, hat in einer internen E-Mail, die dem MediaGuardian vorliegt, angemerkt: „Die nackten Statistiken beweisen, dass Frauen bei der Financial Times weniger für den selben Job verdienen als Männer.“ Das Problem sei allerdings eine Folge der Beschäftigungsdauer, so die weiterführende Rechtfertigung. „Die Bezahlung innerhalb der Redaktion wird individuell ausgehandelt – meistens mit mir – und ich verwehre mich gegen die Schlussfolgerung, ich würde Frauen systematisch oder absichtlich weniger bezahlen als Männern“, schreibt Bogler.

Dieses Eingeständnis ist allerdings nur ein weiteres Kapitel in einem lang andauernden Streit zwischen Mitarbeitern und Geschäftsführung über die Beschäftigungspolitik der Financial Times. Mitglieder der britischen Journalistengewerkschaft fordern nun zusätzlich zu der internen FT-Erhebung, aus der angeblich hervorgeht, dass Journalistinnen um durchschnittlich elf Prozent weniger verdienen, auch eine externe, unabhängige Untersuchung. Die kolportierten elf Prozent wollte Bogler bislang nicht kommentieren. Ein FT-Sprecher sagte aber, der Wert liege unter zehn Prozent.

Die Financial Times wird innerhalb der Branche außerdem dafür kritisiert, dass sie zu wenige Frauen in leitenden Positionen beschäftigt. Dieses Problem herrscht allerdings auch immer noch bei vielen anderen Medien. „Im wesentlichen ist die Bezahlung zwischen Frauen und Männern bei uns ausgeglichen. Eine Benachteiligung herrscht eher bei den Aufstiegschancen, wo es Journalistinnen immer noch schwerer haben“, sagt Hendrik Zörner, Pressesprecher des deutschen Journalistenverbandes (DJV) http://www.djv.de , im Gespräch mit pressetext. Generell gebe es auf Grundlage der geltenden Tarifverträge keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. In der Praxis würden allerdings immer wieder einzelne Fälle auftauchen, wo Frauen nach wie vor schlechter bezahlt werden. „Das betrifft dann allerdings Verlage, die nicht an die Tarifverträge gebunden sind“, ergänzt Zörner.

Die britische Journalistengewerkschaft befindet sich seit längerem auch über eine allgemeine Erhöhung der Gehälter mit der Financial Times in Verhandlungen – die zuletzt allerdings etwas ins Stocken geraten sind. Bis 13. Mai fordert die Gewerkschaft nun sowohl im Punkt der Einkommensbenachteiligung von Frauen als auch in Hinblick auf die generellen Gehälter konkrete Maßnahmen von der Financial Times. (Ende)


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