Wiedervereint: Bachs Bibeln kehren für eine Ausstellung im Bach-Museum Leipzig an den Thomaskirchhof zurück – Eine erst kürzlich gefundene Merian-Bibel aus Bachs Besitz wird erstmals ausgestellt. Eine kostbare von Abraham Calov kommentierte Luther-Bibel aus dem Besitz des Komponisten Johann Sebastian Bach kehrt als Leihgabe des Concordia Seminary (St. Louis, Missouri) nach über 250 Jahren an den Leipziger Thomaskirchhof zurück.

Ab dem 10. Mai 2012 wird diese Bibel in der Kabinettausstellung »Bach · Bibel · Gesangbuch« erstmals seit 1969 in Deutschland gezeigt. Gemeinsam mit einer im Merian-Verlag erschienenen Luther-Bibel, die erst kürzlich als Bachs Exemplar identifiziert wurde, bildet die Calov-Bibel mir ihren zahlreichen Randnotizen Bachs den Kern der neuen Ausstellung in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig.
Die Ausstellung »Bach · Bibel · Gesangbuch« widmet sich der theologischen Bibliothek des Thomaskantors. Johann Sebastian Bach war bibliophil interessiert. Den Schwerpunkt der Bachschen Bibliothek bildeten lutherische Klassiker, darunter zwei Gesamtausgaben der Werke Martin Luthers sowie verschiedene Einzelausgaben, etwa die Tischreden. Bachs Nachlassverzeichnis nennt 52 theologische Werke, die in mindestens 81 Bänden erschienen sind, und führt damit nur einen kleinen Teil des Buchbestandes auf, den Bach tatsächlich besessen hat. Vieles war offenbar bereits vorher unter den Erben verteilt worden, darunter musiktheoretische Werke, Bücher zum Thema Orgelbau oder Werke zeitgenössischer Theologen – sämtlich Bereiche, die in der Auflistung fehlen.

Wie intensiv Bach sich mit seiner Bibliothek auseinandersetzte, belegt eine Quittung, die er im Jahr 1742 ausstellte, als er auf einer Leipziger Buchauktion ein Exemplar von Martin Luthers »Teutsche Schriften« erwarb. Ihm war bekannt, dass es sich um ein Buch aus dem Besitz Abraham Calovs handelte, und er vermutete, dass Calov es bei der Zusammenstellung seiner Bibel verwendet hatte. Offenbar verglich er später beide Ausgaben miteinander und korrigierte Fehler Calovs.
Bachs Exemplar der Calov-Bibel galt lange Zeit als einzige erhaltene Bibel mit seinem Besitzvermerk. Dass die Calov-Bibel aus Bachs Besitz stammt, wurde dabei erst 1934 entdeckt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Bibel, die nach Bachs Tod in den Besitz seiner Ehefrau Anna Magdalena übergegangen war, bereits seit knapp einem Jahrhundert in den Vereinigten Staaten von Amerika. Bis heute ist unbekannt, auf welchen Wegen sie dort hingelangte. Seit 1935 im Concordia Seminary in St. Louis, Missouri verwahrt, wurde die Zimelie erst ein einziges Mal – 1969 anlässlich des Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft in Heidelberg – in Deutschland ausgestellt.
Zusammen mit einer reich illustrierten Merian-Bibel, die erst kürzlich aufgrund des Besitzvermerkes aus dem Jahr 1744 als Handexemplar Bachs identifiziert wurde, bildet die Calov-Bibel das Herzstück der Kabinettausstellung »Bach · Bibel · Gesangbuch«. Zwei Bände der dreibändigen Ausgabe sind ab dem 10. Mai im Bach-Museum Leipzig zu sehen. Umrahmt werden diese beiden einzigen erhaltenen Bibeln mit Bachs Besitzvermerk von Exponaten, die Einblicke in die religiöse Welt am Thomaskirchhof bieten. Kompositionen Bachs wie die Kantaten oder Motetten stehen stellvertretend für die Bedeutung von Bibel und Gesangbuch in seinem Werk. Zwei der ausgestellten Bücher, die persönliche Widmungen von Bachs Ehefrau Anna Magdalena enthalten, gewähren überdies intime Einblicke in die Bedeutung von Buchgeschenken im Familien- und Freundeskreis.
Die Ausstellung findet im Rahmen des Musikjahres der Reformationsdekade statt. Sie wird durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert und vom weltweit größten Versicherungsmakler Aon präsentiert. Aon ist es auch zu verdanken, dass die Calov-Bibel ihren Weg von den USA nach Leipzig zurücklegen konnte. Der Makler hat den Transport versichert.
Das im März 2010 nach umfangreicher Rekonstruktion neu eröffnete Bach-Museum Leipzig beherbergt im Bosehaus am Leipziger Thomaskirchhof eine Dauerausstellung zum Leben Johann Sebastian Bachs und seiner Familie. Klangexperimente, Multimedia-Stationen und interaktive Elemente sind ebenso zu
finden wie kostbare Originale. Ein Höhepunkt der Ausstellung ist die Schatzkammer, in der Bach-Handschriften und andere Raritäten präsentiert werden. Zu Führungen und Konzerten ist auch der barocke Sommersaal mit seiner einzigartigen Schallkammer für Besucher zugänglich. Im November 2011 wurde das Bach-Museum Leipzig für den Europäischen Museumspreis 2012 nominiert. Bis zum 29. Juli, somit auch während des Bachfestes Leipzig 2012, kann die Kabinettausstellung »Bach · Bibel · Gesangbuch« in der Schatzkammer des im Bach-Museums Leipzig besichtigt werden.
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Thomaskirchhof 15/16
04109 Leipzig
2012/022/FvS