Heldinnen werden in amerikanischen Actionfilmen weiterhin als das schwächere Geschlecht dargestellt

New York/Heidelberg, 21. April 2010

Obwohl es in amerikanischen Filmen immer mehr taffe und sogar gewalttätige weibliche Charaktere gibt, werden diese Frauen weiterhin nur als ‚Handlangerinnen‘ von noch dominanteren männlichen Helden dargestellt. Und fast immer sind sie mit diesen Helden in einer romantischen Liaison verbandelt. Die Arbeit von Katy Gilpatric von der Fakultät für Sozialwissenschaften der Kaplan University in den USA zeigt, dass die Gender-Stereotypen auch im gewalttätigen zeitgenössischen Kino Amerikas nach wie vor aufrecht erhalten werden. Diese Stereotypen haben das Potenzial, die Vorstellungen über Rollenverhalten und Gewalt beim jungen Filmpublikum* zu beeinflussen. Die Studie von Katy Gilpatric erscheint im Fachjournal Sex Roles von Springer.

Filmwissenschaftler glauben, dass die Actionfigur Lt. Ripley, 1979 im Film Alien von Sigourney Weaver gespielt, den Weg für eine neue Form der Repräsentation von Frauen in der amerikanischen Populärkultur bereitet hat. Inzwischen ist es normal, dass weibliche Actionfiguren an Nahkämpfen beteiligt sind, Schwerter führen, mit Maschinengewehren schießen und hochtechnologische Waffen einsetzen, um sowohl Menschen als auch Eigentum zu zerstören – Verhaltensweisen, die früher ausschließlich männlichen Actionhelden vorbehalten waren.

Mit der Analyse weiblicher Charaktere in amerikanischen Actionfilmen untersucht Katy Gilpatric wissenschaftlich, ob die Protagonistinnen die Grenzen der traditionellen Geschlechterrollen überschreiten oder ob sie wieder in den alten Gender-Stereotypen nur in neuem Gewand daherkommen. Mit einem Fokus auf Gender-Stereotypen, Demographie, Ausmaß und Art der Gewalt untersuchte Katy Gilpatric die 112 erfolgreichsten Actionfilme aus den Jahren 1991 bis 2005, in denen Frauen eine Actionheldin darstellten.

Mehr als 58 Prozent der gewalttätigen weiblichen Charaktere wurden gegenüber dem männlichen Filmhelden in einer unterwürfigen Rolle dargestellt; 42 Prozent hatten eine romantische Beziehung mit ihm. Die durchschnittliche gewalttätige Darstellerin war jung, von weißer Hautfarbe, hoch gebildet und unverheiratet. Diese Frauen waren in männliche Arten von Gewalt involviert (die meiste Zeit kämpften sie gegen Männer und Fremde, häufig unter Einsatz von Waffen, und verursachten ein hohes Maß an Zerstörung), wobei sie aufgrund ihrer unterwürfigen Rolle und romantischen Verwicklung mit dem dominanten männlichen Heldencharakter ihre weiblichen Stereotypen beibehielten.

Daraus schlussfolgert Katy Gilpatric: „Es darf weiterhin heftig darüber diskutiert werden, ob die wenigen, uns bekannten Actionrollen einer Sarah Connor oder einer Lara Croft die geschlechtsspezifischen Grenzen in Actionfilmen durchbrochen haben. Diese Forschungsarbeit liefert Belege dafür, dass die Mehrheit der weiblichen Actioncharaktere, die in amerikanischen Kinos gezeigt werden, keine Machtfiguren sind. Sie ziehen keine Macht aus ihrer Weiblichkeit und sind keine ‚Post-Gender-Frauen‘, die außerhalb der Grenzen traditioneller Gender-Einschränkungen agieren. Stattdessen agieren sie innerhalb hochgradig gesellschaftlich geprägter Gender-Normen, verlassen sich auf die Stärke und Führung dominanter männlicher Actioncharaktere und unterstreichen letztlich die ihnen zugewiesene geschlechtsspezifische Rolle.“

*Der Erfolg amerikanischer Actionfilme in den heimischen Kinos liegt bei der Zielgruppe jugendlicher Zuschauer.

Quellenangabe
1. Gilpatric K (2010). Violent female action characters in contemporary American cinema. Sex Roles, DOI 10.1007/s11199-010-9757-7

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