Springer-Fachjournal The American Sociologist Vom Professor zur weltweiten Sensation: eine Soziologie-Vorlesung, die alle ‚Gaga‘ machte

Universitätsprofessor beschreibt das Zeitphänomen zu seiner Lady Gaga-Vorlesung

Als die Universität South Carolina in ihrem Vorlesungsverzeichnis die Veranstaltung „Lady Gaga und die Soziologie des Ruhmes“ ankündigte, wurde dies zum Lady-Gaga-Medienereignis schlechthin. Überall wurde darüber gesprochen und geschrieben, ob im Internet oder den traditionellen Medien. Professor Mathieu Deflem, der sich das Vorlesungsthema ausgedacht hatte, hat anschließend das ganze Phänomen hinter der Geschichte aufgearbeitet. In dem Springer-Fachjournal The American Sociologist hat er dazu einen Beitrag unter dem Titel verfasst: „Professor Goes Gaga: Teaching Lady Gaga and the Sociology of Fame“.

Der Beitrag von Professor Deflem ist als autobiografischer Exkurs beschrieben. Er berichtet, wie die beispiellose Aufmerksamkeit der Gaga-Vorlesung ihm die Möglichkeit gab, die zeitgenössische Celebrity-Kultur selbst zu erfahren. Er erhielt Anfragen, ob die Vorlesung nicht gefilmt werden könne, er bekam Interviewanfragen von den einflussreichsten Nachrichtenagenturen und von einem Modemagazin wurde er sogar zu einem Fototermin eingeladen. Professor Deflem wurde mit E-Mails von Studenten bombardiert, die an der Vorlesung teilnehmen wollten, selbst wenn sie nicht an der Universität eingeschrieben waren oder gar außerhalb der Vereinigten Staaten lebten.

Professor Deflem war bewusst, dass seine Vorlesung öffentliche Aufmerksamkeit erregen würde – von der ausgeprägten Besessenheit zu seinem Vorlesungsthema war er allerdings überrascht und geradezu schockiert. Anscheinend wollte jede Zeitung, jeder Radio- und Fernsehsender und alle Online-Medien, einschließlich der sozialen Netzwerke über seine Vorlesung berichten. Professor Deflem beschreibt das Ausmaß und die Intensität des Interesses von Zeitungen, Rundfunk, Online-Medien und der Öffentlichkeit, das sich innerhalb weniger Tage weltweit ausbreitete, als „überwältigend“. Auf dem Höhepunkt der Berichterstattung gab es mehr als 800.000 Online-Erwähnungen der „Gaga-Vorlesung“. Dieses Ausmaß hatte es bei einer akademischen Vorlesung bis dahin noch nie gegeben.

Lady Gaga persönlich kommentierte die Vorlesung in mehreren Interviews, einschließlich einer Sondersendung von 60 Minutes, in der sie selbst sagt, dass sie sich viel mit der Soziologie des Ruhmes beschäftigt. Auch wenn die Sängerin die Inhalte der Vorlesung vielleicht nicht im einzelnen kannte, so sprach sie Professor Deflem eine besondere Anerkennung zu, als über ihn in einer Saturday Night Live-Sendung mit Lady Gaga als Hauptgast berichtet wurde.

Die erstaunlichste Auswirkung der Veranstaltung an der Uni ist, dass er selbst zum Thema genau des Ruhmes wurde, den er untersucht. Professor Deflem erläutert dazu: „Die Vorlesung bekam einen zusätzlichen Push, zum einen durch die Technologie der Medien und zum anderen durch den Hype, mit dem Ruhm und Bekanntwerden als besonderes Zeitphänomen erlebt wird. So wurde auch der Dozent selbst sehr berühmt. Bei einem Besuch in Tokio wurde Professor Deflem von mehreren japanischen Fans erkannt, die ihn als „Gaga sensei“ (Gaga-Lehrer) bezeichneten und ihn um ein Autogramm und Foto baten.

Es gab einige Berichte, die die Aussagekraft der Vorlesung in Zweifel zogen oder die in Deflems Vorlesung einen Ausdruck für den desolaten Zustand der akademischen Bildung sahen. Ein Blogger wertete die Vorlesung sogar als prophetisches Zeichen. Professor Deflem stellt allerdings fest, dass der akademische Wertes des Curriculums wahrscheinlich zutreffender in einem Beitrag eines Studenten auf einer Bewertungsseite für Professoren beschrieben wird: „Bleibt bloß von der Lady-Gaga-Vorlesung weg. Ihr müsst auf jeden Fall den ganzen Stoff lesen und euch auf den Hintern setzen, um das zu lernen…“ Doch die Mehrheit der teilnehmenden Studenten stellen der Vorlesung samt Professor ein absolut positives Zeugnis aus.

Quelle
Deflem M (2013). Professor Goes Gaga: Teaching Lady Gaga and the Sociology of Fame. The American Sociologist; DOI 10.1007/s12108-013-9180-y.

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