Arbeitshilfe zum Erntedank 2008: Loben und mit-teilen
Prominente geben Erntedank-Anstöße, „damit es für alle reicht“

Altenkirchen. „Ein Erntedankfest, bei dem die Menschen spüren: Die Kirchengemeinde kann gut feiern, sie ist informiert und setzt durch Mit-teilen Zeichen in den Lebensstil-Fragen der Gegenwart“ – das ist nach den Worten von Pfarrer Werner-Christian Jung, verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift „Kirche im ländlichen Raum“, das Ziel der speziellen Ausgabe zur Vorbereitung auf das Erntedankfest 2008.

Die Anfang Juli erscheinende 60-seitige Arbeitshilfe des „Ausschuss für den Dienst auf dem Land in der Evangelischen Kirche in Deutschland“ ist vor allem für die Hand von Landpfarrern und -pfarrerinnen konzipiert.
Unterstützt durch einen bundesweiten Redaktionskreis werden in der neuesten Ausgabe der Quartalsschrift zwei Gottesdienstvorschläge unterbreitet, einer davon für einen Generationen übergreifenden Gottesdienst, angereichert um zwei neuere Lieder.

Ferner enthält die Arbeitshilfe Grundsätzliches zum Thema „Loben“ aus praktisch-theologischer Perspektive, lautet der Hefttitel doch „Loben und mitteilen“.

Etliche Prominente kommen unter der Fragestellung „Erntedank – leben, damit es für alle reicht“ zu Wort. So sieht der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Dieter Althaus, gerade die Christen in der Verantwortung: „Wir müssen den Mut aufbringen, unser Sozialsystem grundlegend zu reformieren.“ Er plädiert für ein Solidarisches Bürgergeld. Das er als „ein bedingungsloses Grundeinkommen von 800 Euro pro Monat für alle Erwachsenen“ ausgestattet wissen will.
Wetterforscher Gunther Tiersch verdeutlicht, dass wir uns „in den nächsten 20 bis 40 Jahren an häufige Wetterextreme gewöhnen und uns an sie anpassen müssen.“ Allerdings werden die an den Klimawandel in Mitteleuropa angepassten neuen Getreidesorten „nicht mehr über den gewohnten Anteil an notwendigen Aminosäuren verfügen. Diese wären aber wichtig für das gesunde Aufwachsen unserer Kinder.“ Zukünftige Szenarien, aber auch die heutigen Naturkatastrophen „sollten wir uns ab und zu ins Gedächtnis rufen, wenn wir nächstes mal im Supermarkt einkaufen.“ Über das Staunen lernen werde auch wieder Dankbarkeit entstehen und die Erkenntnis, „wie sensibel die Natur ist, wie bedrohlich der Klimawandel.“

Carl-Albrecht Bartmer, der Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft hält Züchtungsfortschritte für den einzigen wirklich zukunftsweisenden Weg: „Knappheit bei Nahrungsmitteln ist kein naturgegebenes Faktum, sondern Ausdruck davon, dass wir unsere Potentiale nicht in gebotenem Umfang nutzen, Potentiale unserer Acker- und Grünlandflächen … dieser Welt, auch die Potentiale unserer Köpfe.“ Er sieht in der „Fortschrittsorientierung ein Zeichen für das Verantwortungsbewusstsein des Menschen, das ihm mittels Verstand von Gott gegeben wurde. Daraus ergibt sich auch ein göttlicher Auftrag, diese Verantwortung durch schöpferisches Denken wahrzunehmen.“

„Fortschritt als Ausdruck gottgegebener Vernunft“ werde allerdings nur dann helfen, wenn er den Nachhaltigkeitskriterien entspreche: „Wenn wir den Schutz der Schöpfung, Verteilungsgerechtigkeit und effiziente Verfahren für bessere Ernten zugleich verwirklichen, dann werden wir in Zukunft leben können mit der Gewissheit, dass es für alle reicht und unsere Herzen sind voll des Erntedanks.“

Gerd Billen, Vorsitzender des Verbraucherinitiative Bundesverband, meint, dass das „Preisschild, das den Tauschwert der Ware hier in Europa darstellt, in Wahrheit über die globalen und nachhaltigen Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebskosten hinweg“ täusche und folgert: „Würden aber die globalen Kosten auf den Preis der Ware umgemünzt“, dann würde auch die „Verstrickung des Individuums in die komplexen gesellschaftlichen Widersprüche“ deutlich. Deshalb fordert er die Kirchen theologisch heraus: „Der evangelische Einspruch gegen diesen Teufelskreis der Schuld heißt: Rechtfertigung aus Gnade. Das Bewusstsein der eigenen Verstrickung wach zu halten, ohne zu verzweifeln, würde zumindest der subjektiven Verdoppelung jener Schuld“ Einhalt gebieten.“ Ob es dadurch freilich leichter würde, so zu leben, dass es für alle reicht, ist für den Verbraucherschützer schwer zu sagen. Immerhin erhofft er, dass die Bereitschaft steigt, „den eingefahrenen Erwerbs- und Konsummustern der eigenen Kultur gegenüber kritischer zu werden.“

„Ernte- und Nahrungswissen erweitern“ – so lautet das Plädoyer von Hannelore Wörz, Präsidentin des LandFrauenverband Württemberg-Baden. Dazu gingen die LandFrauen auch Kooperationen ein, bspw. mit „Brot für die Welt“ bei der Kampagne für Ernährungssicherheit „Niemand isst für sich allein“. Dies erweitere und vertiefe den Blick für Zusammenhänge zwischen Hunger und Armut, Konsumverhalten und Welthandel“, ermögliche
Verhaltensänderungen und stärke das Bemühen um ein gerechteres Wirtschafts- und Handelsmodell.

Professor Werner Buchner von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen betrachtet „Erntedank im Licht der Sonne“ und sieht es als eine agronomische Herausforderung, sich in der Pflanzenzüchtung stärker als bisher der Sonnenkraft als Wachstumsfaktor zuzuwenden.
Zwei weitere Beiträge beleuchten kritisch die Aussagekraft der gegenwärtigen Lebensmittel-Kennzeichnung sowie die Frage darnach, wie viel gentechnisch veränderte Organismen heute auf unseren Tellern landen können.

In „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ skizziert Kata Geißler die im Oktober 2008 erscheinende gleichnamige Studie, die im Auftrag von Brot für die Welt, Evangelischem Entwicklungsdienst und BUND durch das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erstellt wird.

Meditation, Meditationsbild, Lieder, Kommentar, Meldungen und Rezensionen runden die „Handreichung zum Erntedank 2008“ ab.

Das 60-seitige Heft kann zum Preis von 3,90 € zzgl. Versandkosten (Staffelpreise) unter folgender Anschrift bestellt werden:

Kirche im ländlichen Raum
c/o Evangelische Landjugendakademie
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