Neues Präventionsprojekt der Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen für Schule und Jugendarbeit
Sexuelle Gewalt in Beziehungen: Mit Nachdruck „Nein“ sagen
Sexuelle Übergriffe unter Jugendlichen geschehen in der Schule, im Sportverein, auf Partys, in Wohngruppen, zu Haus. Oft kennen Täter und Opfer einander. Sie flirten vielleicht, haben eine Verabredung gehabt oder eine Beziehung angefangen – bevor die Situation gekippt ist. Ein „Date Rape“, also ein sexueller Übergriff in einer Beziehung, beginnt oft in gegenseitigem Einvernehmen. Aber wenn aus einem Flirt eine aggressive Anmache wird, ist das der Zeitpunkt für ein klares „Nein“. Gegenüber dem Flirt oder Freund fällt dies oft besonders schwer.
Sexuelle Attacken in Gruppen
Viele jugendliche Täter üben sexuelle Gewalt im Kontext von Gruppenaktivitäten aus. Zwangsküssen, Eierkneifen, Strippoker, Gangbang – im Umfeld der Clique werden Jungen und Mädchen zu Handlungen gezwungen, die nur den Tätern „Spaß“ machen. Häufig wissen auch Unbeteiligte Bescheid. Dennoch ist es unter dem sozialen Druck der Gruppe schwer, über solche Demütigungen zu sprechen.
Prävention
Die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen (LJS) will mit einem Theaterprogramm für Jugendliche und mit Fortbildungen für Erwachsene dazu beitragen, sexuelle Übergriffe rechtzeitig zu erkennen, zu benennen und zu verhindern.
Ein brisantes Thema
Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen wird in der öffentlichen Wahrnehmung häufig verharmlost. Dabei wird ein Drittel aller Fälle von sexuellem Missbrauch von kindlichen oder jugendlichen Tätern begangen. Etwa 60% der befragten Mädchen zwischen 17 und 20 Jahren haben Erfahrungen mit Erpressungen, Drohungen oder gewaltsamen sexuellen Handlungen. Auch Jungen sind von sexueller Gewalt durch Gleichaltrige betroffen.
Zur Prävention sexueller Gewalt hat die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen das Projekt „Grenzgebiete“ entwickelt. Es umfasst ein Theaterprogramm für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen sowie eintägige Workshops für Erzieherinnen, Fachkräfte aus der Jugendarbeit und Lehrkräfte. Ebenfalls angeboten werden Info-Veranstaltungen zum Thema sexuelle Gewalt unter Jugendlichen.
Grenzgebiete – die Projektinhalte:
1. „Ein Tritt ins Glück“: Das Theaterprogramm
Die Produktion der „theaterpädagogischen Werkstatt (gGmbH) Osnabrück“ soll Schüler der 7. – 9. Klassen ansprechen. Mädchen und Jungen sollen darin gestärkt werden, die eigenen Grenzen zu erkennen und die Grenzen anderer zu respektieren. Wie erkennt man bei sexueller Anmache und sexueller Gewalt rechtzeitig, dass die Situation kippt? Wie stellt man mit Nachdruck klar, dass ein „nein“ kein „jein“ ist? Was kann man tun, um anderen zu helfen, wenn aus Spaß plötzlich Gewalt und aus einer Rangelei ein verletzender Übergriff wird?
2. Fortbildungen: Unterstützung und Aufmerksamkeit durch Erwachsene
Mit dem Projekt Grenzgebiete will die Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen auch Fachkräfte aus der Jugendarbeit, Erzieherinnen, Schulsozialarbeiter und Lehrkräfte für das Thema sensibilisieren. In Fortbildungen erfahren sie, wie sie sich verhalten können, wenn sie sexuelle Übergriffe beobachten oder vermuten. Wie schafft man einen Anlass, über sexuelle Übergriffe zu sprechen – und wie findet man die richtigen Worte dafür?
3. Info-Veranstaltungen: Kompakte Informationen
Die Info-Veranstaltungen wenden sich an alle Erwachsenen – Eltern, Lehrkräfte, Haupt- und Ehrenamtliche – die für Kinder und Jugendliche verantwortlich sind. Hier sollen grundlegende Informationen vermittelt werden. Und auch hier geht es darum, wie Erwachsene Jugendliche darin unterstützen können, sich gegen Grenzverletzungen zu wehren und über Erfahrungen mit sexueller Gewalt zu sprechen.
Über eine Berichterstattung würden wir uns freuen. Gern stehen wir für nähere Auskünfte zur Verfügung und laden Sie zu einer Projektvorstellung ein.
Bitte melden Sie sich hierzu verbindlich an.
Kontakt / Weitere Informationen
Andrea Buskotte (andrea.buskotte@jugendschutz-niedersachsen.de)
Tanja Opitz (tanja.opitz@jugendschutz-niedersachsen.de)
Landesstelle Jugendschutz Niedersachsen, Leisewitzstraße 26, 30175 Hannover.
T: 0511 – 85 87 88
F: 0511 – 283 49 54
Das Projekt wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration unterstützt.