Spätes Ruhestandsglück?

Höheres Renteneintrittsalter beeinträchtigt nicht die Lebensqualität von Männern

Zur Sicherung der Rentenfinanzierung hat eine ganze Reihe von Ländern das Rentenalter angehoben. Dass sich dies langfristig nicht negativ auf die Psyche der betroffenen Männer auswirkt, zeigt eine neue Studie von Dr. Elizabeth Mokyr Horner von der University of California, Berkeley, in den Vereinigten Staaten. Ihre Arbeit macht deutlich, dass während des Anpassungsprozesses an den Ruhestand unabhängig vom Alter die gleichen psychologischen Stadien durchlaufen werden. Bei den über Siebzigjährigen stabilisiert sich die Lebenszufriedenheit, gleichgültig, wie alt sie zum Zeitpunkt der Berentung waren. Die Studie erscheint online in der Springer-Fachzeitschrift Journal of Happiness Studies.

Mit steigender Lebenserwartung nimmt der Prozentsatz der Rentner im Vergleich zu dem der Steuerzahler zu. Die Kosten steigen, die Ressourcen schwinden. Altersversorgungsprogramme und Rentenalter variieren zwar von Land zu Land, dennoch stehen die meisten der aktuellen Sozialversicherungsprogramme auf wackeligen Finanzierungsplänen. Einige Länder heben das Rentenalter aus diesem Grund zum Ausgleich immer wieder an.

Dr. Mokyr Horners Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Ruhestand und Zufriedenheit kurz vor und nach der Berentung. Sie analysierte internationale Daten aus dem Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe für 14 EU-Länder aus dem Jahr 2006, der English Longitudinal Study of Ageing aus dem Vereinigten Königreich 2006 und der Health and Retirement Study aus den Vereinigten Staaten 2004. Die Daten umfassten insgesamt 18.345 Männer im Ruhestand zwischen 50 und 70 Jahren. Im Fokus stand für die Wissenschaftlerin der Grad der Zufriedenheit zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Berentung.

Zufriedenheit und Wohlbefinden der Männer stiegen kurz vor und nach der Berentung ganz erheblich. Einige Jahre später sank das Maß an Zufriedenheit allerdings wieder beträchtlich ab; und zwar unabhängig vom jeweiligen Renteneintrittsalter. Langfristig, d. h. nach dem 70. Lebensjahr, stabilisierte sich das Zufriedenheitslevel bei allen Rentnern.

Dr. Mokyr Horner hierzu: „Eine spätere Berentung zögert das ruhestandsbedingte Wohlbefinden lediglich hinaus; das Renteneintrittsalter spielt im Hinblick auf die Gesamtzufriedenheit im Grunde kaum eine Rolle. Im Hinblick auf die Notwendigkeit, das Renteneintrittsalter aus finanziellen Gründen heraufzusetzen, lässt sich meiner Studie entnehmen, dass sich derartige Veränderungen insgesamt – wenn überhaupt – nur marginal auf das Wohlbefinden auswirken.“

Quelle:
Horner EM (2012). Subjective well-being and retirement: analysis and policy recommendations. Journal of Happiness Studies; DOI 10.1007/s10902-012-9399-2

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
Kontakt: Joan Robinson, Springer, Tel. +49 6221 487-8130, joan.robinson@springer.com