Hohe Rate von Schwangerschaftsabbrüchen bei Stuten ohne Möglichkeit zur erneuten Paarung

Heidelberg, 29. März 2011

Nach Ansicht von Luděk Bartoš und seinen Kollegen vom Institute of Animal Science in der Tschechischen Republik verlieren Stuten oft ihr ungeborenes Fohlen, wenn sie nicht im Heimatstall gedeckt wurden. Nach der Paarung mit einem Zuchthengst an einem fremden Ort paaren sich die Stuten noch einmal mit den Hengsten aus ihrem heimischen Stall, um ihnen die Vaterschaft „unterzujubeln“. Haben die Stuten hierzu keine Gelegenheit, kommt es häufig zu Fehlgeburten. Dadurch versuchen sie zu verhindern, dass der dominierende Hengst im Heimatstall das Fohlen später tötet. Die Studie ist online im Springer-Fachjournal Behavioral Ecology and Sociobiology erschienen.

In der Tschechischen Republik werden Stuten häufig für die Paarung in einen fremden Stall gebracht. Nach der Deckung kommen sie wieder in ihre gewohnte Umgebung mit den ihnen vertrauten Hengsten. Die Autoren wollten wissen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Deckung an fremden Orten und dem häufigen Verlust ungeborener Fohlen.

Die Autoren verschickten über eine Internet-Plattform, die in der Tschechischen Republikvon privaten Pferdebesitzern genutzt wird, einen Fragebogen zum Thema Fortpflanzung. Sie wollten vergleichen, wie oft es zu Schwangerschaftsabbrüchen bei Stuten kommt, die von einem heimischen Zuchthengst gedeckt wurden, und solchen, die in einem fremden Stall gedeckt wurden. Anschließend untersuchten sie das Sexualverhalten von Stuten, die von einer Paarung mit einem fremden Hengst zurückkehrten.

In 31 Prozent der Fälle kam es bei Stuten, die von einem fremden Zuchthengst gedeckt wurden, zu einem Schwangerschaftsabbruch. Bei Stuten, die im Heimatstall gedeckt wurden, wurde dieses Phänomen nicht beobachtet. Darüber hinaus kam es häufiger zu einem Schwangerschaftsabbruch, wenn heimische Hengste in benachbarten Koppeln oder Ställen untergebracht waren.

Die Ergebnisse der Studie lassen den Schluss zu, dass sich Stuten offenbar gegen die Aufzucht von Fohlen entscheiden, die außerhalb ihrer heimischen Herde gezeugt wurden. Falls sich die Möglichkeit nicht bietet, sich im Heimatstall erneut zu paaren, weil die Hengste beispielsweise auf einer anderen Koppeln stehen, führen die Stuten mit siebenmal höherer Wahrscheinlichkeit einen Schwangerschaftsabbruch herbei. Somit verschwenden sie keine Kraft beim Austragen von Nachwuchs, der wahrscheinlich später vom dominierenden Hengst getötet würde

Die Autoren: „Das in dieser Studie gezeigte Phänomen könnte die hohe Anzahl verlorener Föten bei Hauspferden erklären. Die gängige Praxis, Stuten für die Paarung oder künstliche Befruchtung durch einen Zuchthengst an einen anderen Ort zu transportieren und sie anschließend zurück in ihre gewohnte Umgebung mit heimischem Hengsten zu bringen, ist wahrscheinlich einer der Hauptgründe für den hohen Prozentsatz von Schwangerschaftsabbrüchen bei Hauspferden.“

Quelle
Bartoš L et al (2011). Promiscuous behaviour disrupts pregnancy block in domestic horse mares. Behavioral Ecology Sociobiology. DOI 10.1007/s00265-011-1166-6

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

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