Eine tiefe, männliche Stimme reicht noch nicht, um dem Rivalen den Kampf anzusagen

New York/Heidelberg, 28. Mai 2010

Männer mit tiefer, maskuliner Stimme werden von anderen Männern in der Regel als dominanter empfunden. Die eigene Dominanz hingegen, ob subjektiv empfunden oder tatsächlich vorhanden, bestimmt nicht, wie sehr er auf die Stimme seines Konkurrenten achtet. Die eigene Dominanz hat aber sehr wohl Einfluss darauf, wie stark er seinen Gegner einschätzt. Je überlegener er sich selbst fühlt, umso schwächer schätzt er seinen Konkurrenten an Hand dessen Stimme ein. Diese Forschungsergebnisse1 ermittelten Sarah Wolff und David Puts, vom Fachbereich für Anthropologie an der Pennsylvania State University in den USA. Sie erscheinen in der aktuellen Online-Ausgabe des Springer-Journals Behavioral Ecology and Sociobiology.

Dies ist die erste wissenschaftliche Studie, die der Frage nachgeht, warum sich Männer untereinander unterschiedlich einschätzen, was ihre Dominanz anbelangt. Eine weitere Fragestellung ist, inwiefern die eigene Männlichkeit Einfluss auf sein Überlegenheitsgefühl hat. Die Wissenschaftler untersuchten hier erstmalig, ob und wie Männer ihre eigene Dominanz im Bezug auf die Männlichkeit der Stimmlage ihres Rivalen einschätzen. Die Stimmlage gilt schlechthin als Ausdruck für Dominanz. Die Wissenschaftler führten zwei Studien durch, bei denen sie Männer aufforderten, aufgezeichnete Stimmen zu bewerten. Diese unterschieden sich im Grad der Männlichkeit von tiefen, also eher männlicheren Stimmlagen, bis hin zu höheren und somit weniger männlichen Stimmen.

Ausgehend von Stimmaufzeichnungen wurden männliche Teilnehmer der Studie in einem Dating-Rollenspiel befragt, wie sie ihre eigene physische Dominanz im Vergleich zu der gehörten Stimme einschätzten. Wie erwartet, wurden tiefere, männlichere Stimmen als dominanter empfunden. Je höher Männer jedoch ihren eigenen ‚Kampfeswillen‘ einschätzten, umso weniger dominant schätzten sie andere Männer ein und gaben an, im vergangen Jahr mehr Sexualpartner gehabt zu haben. Es stellte sich heraus, dass Männer bei der Beurteilung der Dominanz des Konkurrenten nicht unbedingt darauf achteten, wie männlich deren jeweilige Stimme war.

In der zweiten Studie wurde untersucht, welchen Einfluss objektive Kriterien für körperliche Überlegenheit von Männern auf die Einschätzung von Dominanz hatten. Dazu zählten Größe, Stärke, Testosteronspiegel und körperliche Aggressivität. Von diesen Kriterien hatte nur das Testosteron einen Einfluss. Männer mit entweder hohem oder niedrigem Testosteronspiegel empfanden andere Männer aufgrund deren Stimmaufzeichnungen als dominanter. Männer mit einem mittleren Testosteronspiegel hingegen fühlten sich anderen Männern gegenüber überlegen.

Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung: „Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass eine männliche Stimmlage für die Bewertung von Dominanz wesentlich ist, die von der Dominanz des Empfängers nicht moduliert wird. Die Bewertung der Dominanz anderer Männer wird durch Variablen in Bezug auf die eigene Dominanz eines Mannes bestimmt, auch wenn diese nichts darüber aussagen, wie aufmerksam die Männlichkeit der Stimmlage wahrgenommen wurde. Durch weitere Forschung sollte untersucht werden, inwieweit durch Dominanz die Bewertung weiterer potentieller Zeichen für Dominanz beeinflusst wird, wie beispielsweise Gesichtsbehaarung, Männlichkeit der Gesichtszüge, Ausprägung der Muskeln und Körperbau.“

Quellenangabe
1. Wolff SE & Puts DA (2010). Vocal masculinity is a robust dominance signal in men. Behavioral Ecology and Sociobiology; DOI 10.1007/s00265-010-0981-5

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