Springer-Fachzeitschrift Journal of Business and Psychology.Arbeitstier oder Familienmensch?

Vaterschaft und Beruf
Neue Studie: Welche Rolle spielen Arbeitsplatz und Zuhause für die Identität als Vater? Berufstätige Männer haben sehr unterschiedliche Sichtweisen auf ihre eigene Rolle als Vater. Klar ist jedoch, dass Vaterschaft eine ernsthaftere und zeitintensivere Rolle geworden ist, die Männer heute ausfüllen müssen. Daher muss Arbeitgebern bewusst sein, dass viele Männer nicht mehr nur die traditionellen „Arbeitstiere“ sein wollen, die völlig in ihrem Beruf aufgehen. Beth Humberd von der University of Massachusetts, Lowell, USA, hat mit anderen Wissenschaftlern eine Studie durchgeführt, die diesem neuen männlichen Rollenverständnis zwischen Job und Familie nachgeht. Ihr Artikel erscheint im Springer-Journal Journal of Business and Psychology.
Humberd und ihre Kollegen führten detaillierte Interviews mit 31 Vätern durch, deren Partner auch alle berufstätig waren. Die Wissenschaftler identifizierten dabei im Wesentlichen vier Konzepte, wie Männer sich zwischen den Erwartungen am Arbeitsplatz und Zuhause selbst sehen: Versorger, Vorbild, Partner oder Ernährer. In diesen Vorstellungen spiegelt sich sowohl das eher traditionelle Bild vom Brötchenverdiener wieder, als auch die modernere Vorstellung vom engagierten Vater. Diese Bilder werden davon beeinflusst, wie Männer ihre Arbeitsanforderungen und auch die Flexibilität der Arbeitszeit wahrnehmen. Außerdem spiegeln sich in den Vorstellungen auch die Interaktion und die Gespräche mit den Kollegen über Vaterschaft wider, und auch, wie sie ihre Verantwortung für die Kinder im Verhältnis zum Partner sehen.
Die Mütter von heute nutzen oft verschiedene Taktiken, um Identitätskonflikte oder Spannungen zwischen Arbeit und Familienleben zu lösen. Arbeitende Väter hingegen scheinen mit derlei Identitätsproblemen nicht so zu kämpfen wie berufstätige Mütter. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass Männer nicht so viel Zeit mit der Analyse derartiger potenzieller Spannungen verbringen, weil an sie im Hinblick auf die traditionelle Elternrolle nicht die gleichen Anforderungen gestellt werden. Im Bemühen, all den Rollen gerecht zu werden, gelingt es einem Mann vielleicht durchaus, die Erwartungen zu erfüllen, die an ihn als Vater gestellt werden. Bei der Umsetzung von einem neuen Image und den damit verbundenen Anforderungen im beruflichen Umfeld hat er es jedoch noch sehr schwer.
„Während Work-Life-Programme durchaus geschlechtsneutral gestaltet werden können, gilt dies für die Organisationskultur nicht. In unserer Kultur herrscht immer noch die Vorstellung: Wenn ein Mann Vater wird, ändert sich für ihn an der Arbeitsfront wenig“, schreibt das Team um Humberd. Die Wissenschaftler glauben auch, dass Organisationen, Manager und Mitarbeiter die Vaterpflichten nicht hundertprozentig ernst nehmen und wertschätzen. „Wollen Väter mehr Verantwortung übernehmen, behindern häufig Arbeitsplatznormen die Entwicklung eines engagierten Vatergefühls.“
Quelle:
Humberd, B. (University of Massachusetts, Lowell), Ladge J.J. (Northeastern University), Harrington, B. (Boston College Center for Work & Family). (2014). The „New“ Dad: Navigating Fathering Identity within Organizational Contexts. Journal of Business and Psychology DOI 10.1007/s10869-014-9361-x.

Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.

Kontakt: Saskia Rohmer | Springer | Corporate Communications tel +49 6221 487 8414 | saskia.rohmer@springer.com

Springer-Verlag GmbH, Heidelberg, Zweigniederlassung der Springer-Verlag GmbH, BerlinTiergartenstrasse 17D-69121 Heidelberg