Springer-Fachzeitschrift Journal of Happiness StudiesKürzere Arbeitszeiten machen Arbeitnehmer nicht zwangsläufig glücklicher

Neue Studie zeigt, dass eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht unbedingt die Arbeits- und Lebenszufriedenheit verbessert

Eine Reduzierung der Arbeitszeit führt nicht unbedingt zu größerer Zufriedenheit unter Arbeitnehmern; möglicherweise steigt lediglich die Arbeitsbelastung. Dies ergab eine Studie von Robert Rudolf von der Korea University in Seoul, die sich mit den Auswirkungen der vor wenigen Jahren eingeführten Fünf-Tage-Woche in Südkorea befasst. Die Arbeit erscheint in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Journal of Happiness Studies. Sie untersucht die individuelle und familiäre Zufriedenheit verheirateter und zusammenlebender Paare mit Kindern. Sie bewertet auch, wie sich die Arbeitszeit auf die Work-Life-Balance und somit auf die Gesamtzufriedenheit der Menschen auswirkt.

Im Jahr 2004 begann Südkorea mit arbeitspolitischen Reformmaßnahmen: Der Samstag entfiel als offizieller Arbeitstag, die Wochenarbeitszeit sank von 44 auf 40 Stunden. Ziel war die Erhöhung des Lebensstandards, die Förderung der schwachen Freizeitindustrie des Landes und die Reduzierung von negativen Auswirkungen übermäßig langer Arbeitszeiten, darunter niedrige Produktivität und die hohe Zahl von Arbeitsunfällen.

Die erst vor wenigen Jahren eingeführte Fünf-Tage-Woche in Südkorea bietet ideale Voraussetzungen, um neutral zu untersuchen, inwieweit die Arbeitszeit das subjektive Wohlergehen von Arbeitnehmern beeinflusst. Rudolfs Studie ist insofern einzigartig als sie untersucht, wie und ob sich eine politisch verordnete Arbeitszeitreduzierung im persönlichen Wohlbefinden von Einzelpersonen und Familien niederschlägt. Seine Analyse basiert auf einer detaillierten, national repräsentativen Langzeitstudie (Korean Labor and Income Panel Study) städtischer koreanischer Haushalte, die zwischen 1998 und 2008 durchgeführt wurde.

Rudolf stellte fest, dass berufstätige Ehefrauen und Mütter die Reformmaßnahmen generell positiver bewerteten als Männer. In der traditionellen koreanischen Gesellschaft leiden Frauen stärker unter den Rollenkonflikten zwischen Beruf und Familie; Überstunden sind für sie eine größere Belastung. Vollzeitberufstätige – vor allem Frauen – waren zwar im Allgemeinen froh über die im Schnitt vierstündige Reduzierung der Arbeitszeit. Deutliche Auswirkungen auf die Gesamtzufriedenheit im Alltag hatte diese allerdings nicht, da der positive Effekt von weniger Arbeitsstunden oft durch größere Arbeitsanforderungen der Arbeitgeber zunichte gemacht wurde. Einige Firmen reduzierten auch die Urlaubstage.

Aus Rudolfs Ergebnissen lassen sich zwei mögliche Schlussfolgerungen ziehen: Entweder ist die gängige Vermutung, dass längere Arbeitszeiten die persönliche Zufriedenheit von Arbeitnehmern beeinträchtigen, falsch oder man muss zu dem Schluss kommen, dass die erhöhte Arbeitsbelastung durch eine verkürzte Arbeitszeit alle positiven Effekte einer solchen Maßnahme zunichtemacht. „Wenn Letzteres stimmt, wäre es naiv zu glauben, dass allein die Reduzierung der Arbeitszeit das Wohlbefinden der Arbeitnehmer steigern kann“, so Rudolf.

Quelle: Rudolf, R. (2013) Work Shorter, Be Happier? Longitudinal Evidence from the Korean Five-Day Working Policy, Journal of Happiness Studies. DOI 10.1007/s10902-013-9468-1

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