Springer-Journal Climatic Change Faktenlage: So sieht Europas Antwort auf den Klimawandel aus

Jeder dritten Stadt in Europa fehlt noch ein Plan zum Abbau der Treibhausgasemissionen

Beim Umgang mit den Folgen des Klimawandels gehen Städte im Vereinigten Königreich (UK) dem europäischen Festland mit gutem Beispiel voran. Das ist das Fazit von Diana Reckien von der Columbia University in den Vereinigten Staaten, die ihre Studie im Springer-Journal Climatic Change veröffentlicht hat. Darin analysiert sie relevante Politikstrategien und Planungsdokumente von 200 städtischen Regionen in elf europäischen Ländern. Demnach hat jede dritte europäische Stadt noch keine Pläne zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen vorliegen; sieben von zehn städtischen Regionen haben gegenwärtig auch noch keine offiziellen Anpassungspläne.

Wie Städte auf den Klimawandel reagieren, ist von immenser Bedeutung: Sie sind für 31 bis 80 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aufgrund ihrer hohen Bevölkerungsdichte, ihrer Vermögenswerte und ihrer Infrastruktur sind Städte durch Auswirkungen der Klimaveränderungen auch besonders gefährdet. Auf der anderen Seite sind städtische Regionen freier in der Gestaltung ihrer Maßnahmen als bei dem komplizierten Regelwerk auf internationaler Ebene.

Reckiens Team, finanziert von der European Science Foundation COST Action TU0902, untersuchte die Reaktionen von 200 großen und mittleren europäischen Städten auf den Klimawandel. Es ist die erste Analyse, die sich objektiv mit politischen Strategien und Planungsdokumenten auseinandersetzt, anstatt sich auf Maßnahmen wie Fragebögen und Interviews mit Stadtvertretern zu verlassen, wie sie von den Städten selbst oft gerne präsentiert werden. Die Wissenschaftler untersuchten Anpassungspläne im Bereich Stadtplanung und -entwicklung, die zur Minderung oder Reduzierung der Anfälligkeit für den Klimawandel beitragen. Ebenso überprüften sie Klimaschutzpläne, die Maßnahmen wie die Verbesserung der Energieeffizienz und die Förderung von erneuerbaren Energien zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen enthielten.

Insgesamt haben 130 Städte (65 Prozent) zumindest einen Klimaschutzplan und weniger als ein Drittel (28 Prozent) besitzt auch einen Anpassungsplan. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) hat überhaupt gar keinen Plan ausgearbeitet. Nur jede vierte Stadt (25 Prozent) hat beides und legt darüber hinaus auch quantitative Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen fest. Die meisten Klimaschutzpläne (88 Prozent) nennen quantifizierbare Ziele beim Abbau von CO2 oder Treibhausgasemissionen.

Die Planung variiert von Land zu Land: 93 Prozent der in der Studie untersuchten Städte in UK haben einen Klimaschutzplan, aber nur 43 Prozent der Städte in Frankreich und 42 Prozent in Belgien. Der höchste Prozentsatz an Städten mit Anpassungsplan findet sich ebenfalls in UK (von den 30 Städten 80 Prozent), in Finnland (von 4 Städten 50 Prozent) und in Deutschland (von 40 Städten 33 Prozent). Die Städte in den Niederlanden haben das ehrgeizigste Ziel: Sie wollen bis 2050 oder sogar früher „CO2-neutral“, „klimaneutral“ oder „energieneutral“ sein (Reduzierungsziel 100 Prozent).

Wenn die geplanten Maßnahmen der Städte repräsentativ für die einzelnen Länder sind, würde die Europäische Union ihr Reduzierungsziel von 20 Prozent zwar erreichen, nicht aber die 80 Prozent Emissionsreduzierung, die empfohlen werden, um einen Anstieg der mittleren globalen Temperatur um mehr als 2° Celsius zu verhindern.

„Um die globalen Antworten auf den Klimawandel und die Maßnahmen zur Emissionsreduzierung besser zu verstehen, empfehlen wir die Einrichtung einer internationalen Datenbank zum Thema Klimaschutz- und Anpassungsoptionen, die auf dieser europäischen Studie basiert“, schreibt Reckien.

Quelle: Reckien, D. et al (2013). Climate change response in Europe: What’s the reality? Analysis of adaptation and mitigation plans from 200 urban areas in 11 countries, Climatic Change DOI 10.1007/s10584-013-0989-8

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