Biber erkennen ihre Feinde am Geruch

Wissenschaftler untersuchten, wie Biber am Geruch erkennen, ob ein Eindringling eine Gefahr darstellt

Reviertiere wie der Biber „besitzen“ ein Territorium und sichern damit den Zugang zu Nahrung, Partnern und Nistplätzen. Bei der Verteidigung dieses Reviers kann es zu Kämpfen kommen, die Verletzungen oder sogar den Tod zur Folge haben. Wie aber entscheidet ein Tier darüber, ob es den Kampf mit einem Gegner aufnimmt oder nicht? Eine neue Studie von Helga Tinnesand und ihren Kollegen vom Telemark University College in Norwegen zeigt, dass die Absonderungen der Analdrüsen von Bibern Informationen über das Alter und den sozialen Status enthalten. Daran orientieren sich andere Biber und reagieren entsprechend der wahrgenommenen Bedrohung. Die Forschungsarbeit erscheint heute in der Online-Ausgabe der Springer-Fachzeitschrift Behavioral Ecology and Sociobiology.

Biber sind monogame, hochgradig territoriale Nagetiere, deren Reviere normalerweise von jeweils einem dominanten Paar in einer Langzeitbeziehung und dessen Nachkommen bewohnt werden. Im Alter von zwei Jahren verlassen die Nachkommen normalerweise das Revier der Elterntiere, um ihre eigenen Partner und Reviere zu finden – in diesem Zeitraum kommt es häufig zu Konflikten mit anderen Tieren. Biber setzen die Absonderungen ihrer Analdrüsen ein, um ihre Territorien zu markieren. Herausgefunden wurde, dass diese Sekrete Informationen zum Beispiel über Tierart, Unterart, Geschlecht, Individualität und den Verwandtschaftsgrad enthalten.

Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass auch Informationen über den sozialen Status, das Alter oder die Körpergröße in den Analsekreten männlicher Biber enthalten sein könnten. So könnten die in einem Revier heimischen Biber genau beurteilen, wie groß die Bedrohung ist, die von einem Eindringling ausgeht.

Um ihre Hypothese zu überprüfen, nahmen die Forscher Proben der Analdrüsensekrete von einem Revierbesitzer und seinen männlichen Nachkommen. Diese waren entweder zwischen zwei und sieben Jahre alt oder sie waren Jährlinge. Die Wissenschaftler platzierten die Proben in anderen Biber-Revieren in Riechweite voneinander, sodass die Biber beide Proben gleichzeitig aufspüren konnten. Auf diese Weise konnten die Forscher genau bewerten, welche Probe bei den ansässigen Bibern das größte Interesse weckte.

Tinnesand und ihre Kollegen fanden heraus, dass die ansässigen Biber länger an den Analdrüsensekreten der älteren männlichen Nachkommen und Jährlinge schnupperten als an den Sekreten der Väter. Die Biber zeigten auch eine ausgeprägtere physische Reaktion auf den Geruch der älteren männlichen Nachkommen. Die Autoren erklären dies damit, dass die älteren männlichen Nachkommen geschlechtsreif sind und mit größerer Wahrscheinlichkeit eine körperliche Auseinandersetzung beginnen würden, um das Territorium zu erobern. Jährlinge sind noch nicht geschlechtsreif, leben normalerweise noch in der Familienbande und wären auch noch zu klein, um eine echte Bedrohung darzustellen. Andere Revierbesitzer werden nicht als potentielle Gegner gesehen, da sie sich bereits in ihren eigenen Bauten etabliert haben.

Die Autoren kommen zu der Schlussfolgerung: „Ansässige territoriale Biber zeigten das stärkste Revierverhalten bei älteren, untergeordneten männlichen Nachkommen. Das deutet darauf hin, dass diese als größere Bedrohung für das eigene Revier angesehen werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Revierbesitzer am Geruch erkannt werden können.“

Reference
Tinnesand, H.V. et al. (2013), The smell of desperadoes? Beavers distinguish between dominant and subordinate intruders, Behavioral Ecology and Sociobiology.
DOI 10.1007/s00265-013-1512-y

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