Ist die Reue wirklich echt? Neue Studie entlarvt vorgetäuschte Emotionen
New York / Heidelberg, 9. Februar 2011
Vorgetäuschte Reue ist einfach zu entlarven, wenn das Gegenüber weiß, worauf es zu achten hat. Leanne ten Brinke und Kollegen vom Centre for the Advancement of Psychology and Law (CAPSL), der University of British Columbia und der Memorial University of Newfoundland in Kanada haben sich erstmals in einer Studie mit der Frage nach ‚echter‘ und ‚falscher‘ Reue befasst. Ist Reue lediglich vorgetäuscht, lässt sich eine sogenannte emotionale Turbulenz beobachten. Sie drückt sich dadurch aus, dass der ‚Reumütige‘ eine größere Bandbreite an ausgedrückten Emotionen verwendet und sehr schnell zwischen den verschiedenen Gefühlszuständen wechseln kann. Außerdem sprechen Menschen, die Reue vortäuschen, insgesamt zögerlicher. Diese Erkenntnisse sind für Richter und Bewährungsprüfer von entscheidender Bedeutung, da die korrekte Beurteilung echter Reue den Entscheidungsfindungsprozess maßgeblich beeinflusst. Ten Brinkes Arbeit erscheint jetzt im Springer-Journal Law and Human Behavior.
Täuschung gehört zum Repertoire menschlichen Sozialverhaltens. Doch insbesondere vor Gericht oder bei Bewährungsprüfungen können unentdeckte Täuschungen schwerwiegende Folgen haben, denn vermeintliche Glaubwürdigkeit kann zu falschen Urteilen führen.
Ten Brinke und ihr Team untersuchten die Mimik, Sprechweise und Körpersprache, die auf emotionale Täuschung hindeuten. Für ihre Studie erstellten sie Videoaufnahmen, in denen 31 kanadische Studenten von persönlichem Fehlverhalten berichten und dabei entweder echte, oder gespielte Reue zeigen. Ihre Analyse von nahezu 300.000 Einzelbildern der Videos machte deutlich, dass Probanden, die Reue vortäuschten, stärker auf die sieben Grundemotionen – wie Freude, Traurigkeit, Furcht, Ekel, Wut, Überraschung und Verachtung – zurückgreifen, als diejenigen, die echte Reue empfanden.
Die Autoren teilten die im Gesichtsausdruck deutlich werdenden Emotionen in drei Kategorien ein: positiv (Freude), negativ (Traurigkeit, Furcht, Wut, Verachtung, Ekel) und neutral (neutral, Überraschung). Die Probanden, die echte Reue empfanden, schalteten selten direkt von positiven auf negative Emotionen um, sondern durchliefen zunächst das Stadium neutraler Emotionen. Wurde die Reue nur vorgetäuscht, konstatierten die Wissenschaftler hingegen häufiger den direkten Übergang von positiven zu negativen Emotionen ohne das neutrale Zwischenstadium. Auch das Sprechtempo war bei den Probanden mit vorgetäuschter Reue zögerlicher.
Das Fazit der Autoren: „Unsere Studie untersucht zum ersten Mal, welche Verhaltensweisen möglicherweise Rückschlüsse darauf zulassen, ob Reue echt oder nur vorgetäuscht ist. Verlässliche Hinweise hierfür zu finden kann für die Praxis von entscheidender Bedeutung sein, beispielsweise für forensische Psychologen, Bewährungsprüfer und Richter, die beurteilen müssen, wie echt die Reue eines Angeklagten ist.“
Quelle
ten Brinke L et al (2011). Crocodile tears: facial, verbal and body language behaviours associated with genuine and fabricated remorse. Law and Human Behavior;
DOI 10.1007/s10979-011-9265-5
Der vollständige Artikel steht Journalisten auf Anfrage zur Verfügung.
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