Vor allem Hörbuchmarkt ist betroffen

London/Frankfurt am Main (pte/02.07.2008/13:58) – Die zunehmende Praxis des illegalen Raubkopierens im Internet macht nicht nur der Musik- und Filmindustrie zu schaffen, sondern auch der Literatur- und Verlagsbranche. Wenn sich an der gegenwärtigen Situation nichts ändere, werden Buchautoren über kurz oder lang dazu gezwungen sein, mit dem Schreiben aufzuhören, prognostizierte vor kurzem die britische Society of Authors http://www.societyofauthors.org . Die Vereinigung, die mehr als 8.500 professionelle Schriftsteller in Großbritannien repräsentiert, sieht den Buchhandel in eine Überlebenskrise gedrängt. Insbesondere die durch Online-Piraterie entstehenden Umsatzverluste würden der Branche schwer zusetzen, beklagen sie gegenüber der britischen Times. Das Internet sei nicht nur mit einer Unmenge illegaler Musik sondern auch mit einer Vielzahl von unlizenzierten digitalen Kopien einzelner Textauszüge und kompletter Buchinhalte überflutet. Um dieser Entwicklung entgegenwirken zu können, sei vor allem ein brauchbares Geschäftsmodell für das digitale Zeitalter von Nöten, so der Tenor der Autorenvereinigung.

„Wir warnen die Verlagsbranche bereits seit Jahren vor dem zunehmend größer werdenden Problem der Online-Piraterie“, erklärt Björn Frommer, Experte für Urheberrecht und Mitglied der Arbeitsgruppe Piraterie im Börsenverein des Deutschen Buchhandels http://www.boersenverein.de , im Gespräch mit pressetext. Besonders betroffen sei das Segment der Hörbücher. „Der Hörbuchmarkt ist von der illegalen Vervielfältigungspraxis im Internet im selben Ausmaß betroffen wie der Musikmarkt. Der Anteil an Piraterie ist hier im Verhältnis zum von der Nutzerzahl her größeren Musikbereich gleich hoch“, stellt Frommer fest. Mitentscheidend hierfür sei der Umstand, dass Hörbuch-User in der Regel ein durchwegs internetaffines Publikum darstellen würden. Ein wichtiger Aspekt sei zudem der Preis. „Hörbücher sind zumeist viel teurer als eine einzelne Musik-CD. Da ist die Versuchung, sich die selben Inhalte auf illegalem Weg im Netz zu besorgen, viel größer“, erläutert Frommer.

Einen möglichen Weg für die Verlagsbranche, der zunehmenden Internet-Piraterie entgegenzuwirken, stellt das E-Book dar (pressetext berichtete: http://www.pte.at/pte.mc?pte=080620033). „E-Books stehen im Moment noch am Anfang ihrer Entwicklung, ihre Nutzerzahl ist noch nicht allzu hoch. In den nächsten Jahren wird dieser Marktbereich aber explodieren“, ist Frommer überzeugt. Eine zunehmende Nachfrage nach solchen digitalen Büchern sei aber schon heute speziell im Bereich der Belletristik zu bemerken. Doch auch hier sei der Preis ein entscheidender Faktor. „E-Books sind zwar preiswerter als gebundene Ausgaben, mit den kostenlosen illegalen Angeboten im Netz können sie aber dennoch nicht konkurrieren“, fasst Frommer zusammen. Auch der Umstand, dass illegale E-Books im Internet mittlerweile in ihrer Qualität von ihrem legalen Pendant nicht mehr zu unterscheiden sind, lasse viele potenzielle Käufer zu Online-Raubkopien greifen.

„Ich bin mir sicher, dass sich in Zukunft technologisch gesehen noch einiges tun wird. Die Situation für die Literatur- und Verlagsbranche wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen“, meint Frommer. Mitverantwortlich hierfür sei nicht zuletzt auch die noch nicht ausreichend geklärte rechtliche Lage zu Veröffentlichungen im Internet. Auch von Autorenseite würden die Verlage künftig zunehmend unter Druck geraten. „Die Literatur wird nicht untergehen. Sie muss sich aber auf eine steigende Zahl von illegalen Online-Kopien einstellen und ihre Strategien entsprechend anpassen“, so Frommer abschließend. (Ende)


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